Im neuen „Tatort“ aus Ludwigshafen ist ein raffiniertes Kräftemessen zwischen den – weiblichen – Kommissarinnen und den – männlichen – Verdächtigen.

Kultur: Adrienne Braun (adr)

Ludwigshafen - Das erlebt man nicht alle Tage auf einem Kommissariat. Als Anton Maler seine Aussage machen soll, steht er mit einem Blumenstrauß im Büro der Kripo. Es soll eine kleine Entschuldigung sein, weil er die Damen hat warten lassen. Johanna Stern (Lisa Bitter) lässt sich trotzdem nicht beeindrucken. Sie mag keine Typen wie diesen Anton, der sich lieber Antoine nennt, seine „kreative Ader“ auslebt und die Kommissarin unübersehbar um den Finger wickeln will.

 

Spannendes Kräftemessen zwischen Polizistinnen und Zeugen

„Der böse König“ nennt sich der neue „Tatort“ aus Ludwigshafen, der mit einer eher unspektakulären Handlung aufwartet: In einem Spätkauf wurde der Kassierer ermordet. Es kommen einige Kunden infrage, die sich hier häufiger am Abend mit Wein oder Schnaps versorgt haben. Aber der Krimi hat es durchaus in sich, denn der Autor und Regisseur Martin Eigler hat ein spannendes Kräftemessen zwischen Männern und Frauen inszeniert. Hier die Kommissarinnen, dort ein Grüppchen männlicher Überlebenskünstler: da ist der narzisstisch gestörte Anton (Christopher Schärf), der nette Vorbesitzer des Spätkaufs (Kailas Mahadevan), der jetzt auf dem Campingplatz jobbt. Um Jannik Berg (Pit Bukowski) steht es nicht gut – Alkohol, Drogen und Wut im Bauch.

Psychologisch interessant, darstellerisch überzeugend

Die Ermittlungen sind eine Art Schaukampf, bei dem mal die Frauen, mal die Männer die Oberhand haben, und jede Seite versucht, die Kontrolle zu behalten und das Gegenüber in die Enge zu treiben. Wenn einer der Verdächtigen plötzlich vor dem Haus von Johanna Stern steht, ist das so unheimlich, wie wenn Odenthal (Ulrike Folkerts) plötzlich auf dem dunklen Campingplatz aus dem Nichts auftaucht. Das Ergebnis ist nicht nur psychologisch interessant, sondern auch darstellerisch durchaus sehenswert.