Viel Feind, viel Ehr. Über mangelnde Verdächtige können sich Moritz Eisner und Bibi Fellner im neuen Wiener „Tatort“ nicht beklagen. Treiben die CIA oder der KGB ihr Unwesen. Oder ist doch ein Serienmörder am Werk?

Wien - Bibi Fellner (Adele Neuhauser) bringt es auf den Punkt. Für höhere Ämter, wohl nicht nur bei der Wiener Polizei, braucht es drei Dinge: „Keine Ahnung, keine Skrupel, keine Titten!“ Kollege Clemens Steinwendtner verfügt darüber, also bewirbt er sich um den Posten als Chef der Mordkommission II, einer neuen Dienststelle. Nebenbei geht er Fellner und Major Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) mit seiner Pedanterie auf die Nerven. Die sind ohnehin schon ziemlich strapaziert. In ihrem 17. gemeinsamen Fall können sich Fellner und Eisner über einen Mangel an Verdächtigen nicht beklagen: Treiben die CIA oder der KGB ihr Unwesen – oder doch ein Serienmörder?

 

Beim „Tatort“ aus Österreich darf’s ja gerne mal ein bisschen mehr sein, vor Groteskem schreckt man dort nicht zurück, den Wiener Mördern mangelt es nicht an Einfallsreichtum. Dieses Mal ist es selbst Eisner zu viel. „Etwas zu überladen“, sagt er, als er am Tatort steht. Einen jungen Mann hat man an die Wand genagelt, wie Jesus hat man ihn drapiert. Es dauert nicht lange, dann finden sie den zweiten Toten. Ein Gärtner wird getötet, in einer Toilette aufgehängt, zu seinen Füßen eine Schale mit dreißig Silberlingen. Schließlich stirbt eine junge Frau, ihre Leiche wird als Galionsfigur an eine Yacht gebunden. Es gibt keine Spuren. Nicht einmal die Identität der Opfer ist klar, sie lebten unter falschem Namen in Wien. Schließlich entdecken sie: die Opfer kannten sich, sie waren allesamt Revolutionäre. In Serbien, Georgien und der Ukraine hatten sie gegen Diktatoren gekämpft. War das der Grund, warum sie sterben mussten? Oder geht doch ein Serienkiller um? Die Auflösung ist leider simpler als der Krimi verdient hätte, das Motiv wirkt reichlich dünn.

Dafür bescheren uns Eisner und Fellner wieder schöne Momente grantelnder Zweisamkeit. Und da war ja noch die Sache mit der neuen Dienststelle. Am Ende bewirbt sich Bibi Fellner tatsächlich. Nur mag Eisner sie nicht gehen lassen: „Was taugt dir nicht bei mir? Wenn du die Stelle annimmst bist du weg – also auch von mir.“ Sie müsse davon ausgehen, dass man ihr den Kollegen Steinwendtner an die Seite setze. Fellner: „Stimmt. Aber der ist fröhlicher als du.“ Eisner schreit: „Ich bin auch fröhlich!“ Um kleinlaut hinterherzuschieben: „Man kann natürlich nicht immer fröhlich sein.“

„Tatort – Faust“, Sonntag, 20.15 Uhr, ARD