In „Wo ist Mike?“ bekommt die Nürnberger „Tatort“-Kommissarin Ringelhahn ein privates Problem. Ihr neuer Freund ist ernsthaft verdächtig.

Nürnberg - Nackt liegt ein junger Mann morgens auf dem Straßenpflaster. Polizisten decken ihn mit Thermofolie ab und sichern ihm zu, nun komme alles in Ordnung. Wir Zuschauer der Nürnberger „Tatort“-Folge „Wo ist Mike?“ sind da nicht so sicher. Weniger, weil wir gesehen haben, wie dieser 17-Jährige namens Titus (Simon Frühwirth) kurz zuvor nach Amsterdam abgehauen und dort so durch die Nacht geflippt war, als produziere sein Gehirn alle Drogen gleich selbst. Eher, weil wir davor noch miterlebt haben, wie Titus in einer unklaren Mischung aus Realität und Fantasie mit einem kleinen Jungen vor einer unsichtbaren Bedrohung davonrannte. Und dieser Fünfjährige ist nun spurlos verschwunden.

 

Der verdächtige Freund

Dass Titus in seiner Welt lebt, die Polizisten in einer ganz anderen, was denen aber erst spät klar wird, liefert die eine Bruchkante in „ Wo ist Mike?“. Die andere läuft durchs Privatleben von Kommissarin Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel). Die Ermittlerin hat einen neuen Freund, den Lehrer Rolf (Sylvester Groth). Der ist von Schülern der sexuellen Belästigung bezichtigt worden, was er Ringelhahn verschwiegen hat, und gilt bald als Verdächtiger im Vermisstenfall Mike. Ringelhahns Kollege Voss (Fabian Hinrichs) ist sehr betreten.

Regie hat der erfahrene Andreas Kleinert („Wege in die Nacht“, „Freischwimmer“) geführt, der Kameramann Michael Hammon liefert sehr schöne Bilder. Trotzdem kann „Wo ist Mike?“ nicht völlig überzeugen. Dass und wie Ringelhahn im Fall aktiv bleibt, nachdem ihre Befangenheit offenbar ist, sprengt alle Glaubhaftigkeit. Und mit dem Potenzial von Titus’ Krankheit spielt der Film unentschlossen herum. Er will das Spannungselement nutzen, aber seelisch Kranke nicht dämonisieren. Ergebnis: knieweiche Auflösung.

Erstausstrahlung: Im Ersten, Sonntag, 16. Mai 2021, 20.15 Uhr