Das SEMF-Festival ist vorbei, in den Clubs wird aber weitergefeiert. Doch wie steht es um die elektronische Clubszene in der Stadt? Eine Bestandsaufnahme in zwei Teilen.

Stuttgart- Das SEMF war ein großes Happening und noch erfolgreicher als im vergangenen Jahr. 13.500 Raver besuchten das Festival. Wie steht aber die aktuelle elektronische Clubszene in Stuttgart da? Zum Abschluss unserer diesjährigen Kolumne „Techno mit SEMF, bitte“ haben wir einige lokalen Macher befragt.

 


Heute: KimTimJim

Mirko Ruppenstein betreibt mit seinen Partnern seit über einem Jahr das KimTimJim in der Nähe vom Breuninger. In einem ehemaligen China-Restaurant hat man eine Plattform für deepe, melodische Disco- und House-Beats geschaffen. Leider ist damit irgendwann im Jahr 2013 Schluss.

Programmatisch setzt ihr anstatt auf platten, minimalistischen Techno oder effekthascherischen Electro auf groovigen House, was es vor euch in Stuttgart nur vereinzelt und punktuell zu hören gab. Damit fahrt ihr gut. Habt ihr also eine Lücke geschlossen?


Mirko: Kann gut sein, dass wir eine Lücke geschlossen haben. So wertfrei und ohne Abstand können wir das gar nicht beurteilen. Vermutlich liegt der Erfolg auch daran, weil es nicht perfekt ist und dadurch einen gewissen Charme hat, wie z.B. die Raucherlounge in der Küche. Wir glauben, die perfekt geplante Bar oder ein durchgestylter Club sind langweilig.
Dennoch haben wir nicht alles den Zufall überlassen. Uns sind einfach andere Punkte wichtiger als ein „verkrampft“ gestalteter und inszenierter Club, wie z.B. die Auswahl der DJs mit hohem Liveanteil, ein gute Anlage, Qualität der Getränke, nettes Personal und Türsteher.

Ihr bucht überwiegend unbekannte Acts, die meist nur ausgewiesene Musiklover kennen, und die Gäste kommen trotzdem. In manch anderen Clubs in Stuttgart würde das so nicht funktionieren - was kann man daraus schließen? Die Leute sind interessiert oder euer Laden ist eben einfach gut oder beides?


Mirko: Die Leute sind schon interessiert und freuen sich immer, wenn es etwas zu kucken gibt. Zum Beispiel hatten wir bei Jan Blomqvist das Schlagzeug gleich neben bzw. auf die Tanzfläche gestellt. Das bringt Nähe und weckt Neugierde.
Wir sind gut gestartet und können das Level halten. Unsere Gäste wissen, es gibt jeden Samstag für faire 10 Euro einen spannenden Hauptact, Support von guten lokalen DJs, ein volles Haus mit coolen, stressfreien Gästen und unter dem Strich eine schöne Party ganz ohne Ballermann-Atmo.

Würde das KTJ auch ohne Gast-Acts und nur mit Locals funktionieren?
Mirko: Ohne Acts würde es auf längerer Zeit vermutlich nicht funktionieren. Wobei es donnerstags aber auch schön ist, nur kleiner. Da haben wir nur die Küche geöffnet, stellen das DJ-Pult auf den alten Herd und alle tanzen um die ehemalige Kochstelle des Restaurants.

Wie siehst du allgemein die lokale elektronische Szene im Jahr 2012?
Mirko: Gut. Sehr gut sogar in Anbetracht der Größe. In Deutschland steht Stuttgart meiner Meinung und Erfahrung nach hinter Berlin und München. Selbst Frankfurt oder Köln können da nicht mithalten. Und, großer Vorteil, man kann überall hinlaufen. Ich laufe oft nach Hause, das kann man sonst nirgends.

Vom KTJ bist du quasi die längste Zeit nach Hause gelaufen. Wie lange gibt es euch noch?
Mirko: Voraussichtlich bis März 2013, hoffentlich ein paar Monate länger. Spätestens im Sommer ist aber Schluss, dann wir das Gebäude abgerissen.