Der Optikkonzern aus Oberkochen hat ein Rekordjahr hinter sich und punktet mit Innovationen in der Medizintechnik. Weltweit will der Konzern erneut rund 1500 Mitarbeiter einstellen.

Wirtschaft: Imelda Flaig (imf)

Stuttgart - Der Zeiss-Konzern will in diesem Geschäftsjahr auch durch Übernahmen wachsen. „Wir sind aktiv unterwegs“, sagte Michael Kaschke, Vorstandschef der Carl Zeiss AG, bei der Jahrespressekonferenz in Stuttgart. Vor Weihnachten dürften noch zwei kleinere Akquisitionen unterschrieben werden. Schwerpunkt künftiger Zukäufe seien neben der Medizintechnik die Industriemesstechnik und der Softwarebereich. Zudem wolle man regional expandieren.

 

Umsatz übertrifft die Fünf-Milliarden-Schwelle

Die positive Wirtschaftslage sorgt derzeit für Rückenwind bei dem Optikkonzern aus Oberkochen im Ostalbkreis, der im abgelaufenen Geschäftsjahr 2016/17 das beste Ergebnis der Firmengeschichte eingefahren und erstmals beim Umsatz die Fünf-Milliarden-Schwelle übertroffen hat. Zugelegt hat Zeiss in allen vier Sparten – angefangen von der Messtechnik und Mikroskopie über die Medizintechnik, dem Geschäft mit Brillengläsern, Ferngläsern und Objektiven bis hin zur Halbleitersparte. „Alle vier Zylinder sind mit voller Rotation gelaufen“, sagte Kaschke angesichts des brummenden Geschäfts. Für alle vier Sparten wird es von 2018 an ein eigenes Vorstandsmitglied geben. Entsprechend hat Zeiss zwei neue Vorstände berufen.

Roboter-Mikroskop für Hirnchirurgie

Den größten Umsatzzuwachs gab es mit 25 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro in der Halbleitersparte. Kaschke sprach von einem „Allzeithoch“. Hier wirkt sich auch die engere Partnerschaft mit ASML aus. Der weltweit führende Ausrüster von Chipfabriken hat sich mit 24,9 Prozent an der Zeiss-Tochter SMT beteiligt und zusätzlich zum Kaufpreis von einer Milliarde Euro noch 760 Millionen für Investitionen bereitgestellt. Das hat die Zukunftstechnologie EUV (extreme ultra violett Lithografie), die extremes UV-Licht für noch feinere Chipstrukturen nutzt, weiter vorangebracht. Auch die Medizintechnik legte zweistellig zu – plus elf Prozent auf mehr als 1,4 Milliarden Euro. Hier profitiert Zeiss von der alternden Gesellschaft, durch die der Bedarf an Medizintechnologien steigt. Kaschke sprach von einem „Megatrend“, den Zeiss voll für sich ausnutzen werde. Zudem kann der Konzern hier mit zahlreichen Innovationen punkten. Als Beispiel nannte der Zeiss-Chef etwa ein neuartiges Roboter-Mikroskop für die Hirnchirurgie, das den Chirurgen noch besser unterstützen und seine Sichtline erheblich erweitern soll.

Zeiss arbeitet mit der Telekom an einer Datenbrille

Gut lief es auch in der industriellen Messtechnik, mit der Zeiss auch bei der Elektromobilität unterwegs ist und die auch im Rahmen von Industrie 4.0 dringend gebraucht werde. „Digital ist bei uns nicht nur ein Schlagwort“, sagte Kaschke. Er nannte mehrere Beispiele – etwa die Industrieplattform Adamos, an der Zeiss beteiligt ist. Es ist eine Allianz zwischen Maschinenbau und IT. Die Plattform ermöglicht Kunden, Messdaten in Echtzeit zu errechnen und gleichzeitig Korrekturwerte für die Fertigung zu erstellen, wodurch sich Fehler vermeiden und Kosten sparen lassen sollen. Zeiss hofft auch, dass Voith bei Adamos einsteigt. Um in Deutschland gegen Google konkurrieren zu können, müsse man kooperieren. „Wichtig ist, dass große Mittelständler hier vorangehen mit Kooperationen“, sagte Kaschke.

Zeiss will mit unterschiedlichsten Innovationen punkten. Mit der Telekom hat man ein Joint Venture geschlossen und arbeitet gemeinsam an einer Datenbrille. Dabei seien europaweit 50 verschiedene Entwickler beteiligt. „Wir sind hier gut abgestimmt unterwegs“, sagte Kaschke, wollte allerdings nicht viel mehr verraten.

Gewinn steigt um fasst 40 Prozent

Auch in diesem Geschäftsjahr will Zeiss dank Übernahmen in ähnlicher Größenordnung wachsen. Der Umsatz stieg 2016/2017 um zehn Prozent auf 5,3 Milliarden Euro, unterm Strich blieb ein Gewinn von 561 Millionen Euro (plus 39 Prozent) – alles ohne Zukäufe. Knapp 90 Prozent des Umsatzes werden im Ausland erwirtschaftet. Der Auftragseingang legte um zwölf Prozent auf 5,6 Milliarden Euro zu. Die Zahl der Mitarbeiter stieg weltweit um etwa 1500 auf als 26 945. Fast 570 Mitarbeiter wurden im Inland eingestellt, davon über 230 in Ostwürttemberg. Insgesamt sind im Inland 11 339 Mitarbeiter beschäftigt. In diesem Geschäftsjahr sollen weltweit erneut 1500 Jobs geschaffen werden – Zukäufe sind dabei nicht eingerechnet.