Weil Lokführer krank geschrieben waren, fielen in den vergangenen Tagen Regionalbahnen zwischen Kirchheim/Teck und Oberlenningen sowie zwischen Kornwestheim und Stuttgart-Untertürkheim aus. Die Fahrgäste sind verärgert.

Stuttgart - Siegfried M. ist sauer: Werktäglich pendelt er auf der sogenannten Schusterbahn (R 11) zwischen Kornwestheim und Stuttgart-Untertürkheim. Wenigstens dann, wenn der Zug kommt. In der vergangenen Woche und Anfang dieser Woche sind die Bahnen aber gar nicht gefahren, zuletzt am Mittwoch Nachmittag. Und auf der Teckbahn zwischen Kirchheim/Teck und Oberlenningen (Kreis Esslingen) fielen die Züge ebenfalls aus. Der Grund: die Bahntochter S-Bahn Stuttgart, die die Strecken im Auftrag des Verbands Region Stuttgart fährt, fehlten die Fahrzeugführer.

 

Vorfahrt für S-Bahn

„Wir entschuldigen uns für die Ausfälle und bedauern dies“, sagt ein Sprecher der S-Bahn, „aber wir hatten zeitweise zu viele Krankmeldungen“. Angesichts der dadurch angespannten Personallage habe man sich entschlossen, die beiden Strecken,die täglich mehre hundert Fahrgäste haben, zeitweise nicht zu bedienen. „Für uns war die Priorität, dass es im S-Bahnnetz zu keinen Ausfällen kommt“, sagt der Sprecher. Das Personal sei auf diese Linien konzentriert worden. Die „Vorfahrt für den S-Bahnfahrplan“ sei auch darin begründet, dass es für die Nutzer der beiden Bahnen Ersatzlösungen gebe.

Für die im Stundentakt verkehrende Teckbahn seien Busse zwischen Kirchheim und Oberlenningen eingesetzt worden, so der Sprecher. Und die Fahrgäste der 11,5 Kilometer langen Schusterbahn mit drei Zugpaaren zur morgendlichen und abendlichen Hauptverkehrszeit könnten die S-Bahnen der Linien 4 beziehungsweise 5 und 1 mit Umstieg am Stuttgarter Hauptbahnhof nutzen. Allerdings verlängert sich die Fahrzeit um neun von 15 auf 24 Minuten. Und das Ticket wird teurer, weil drei statt zwei Zonen passiert werden. „Wir halten die Ersatzangebote für zumutbar“, sagt der Sprecher, vor allem vor dem Hintergrund, dass dadurch Auswirkungen auf den S-Bahnfahrplan vermieden worden seien.

Zudem dürften nicht alle S-Bahn-Führer auf den Fahrzeugen der Teck- und Schusterbahn fahren. Auf der Teckbahn werden dieselbetriebene Züge der Baureihe 650 eingesetzt. Auf der Schusterbahn fährt ein Fahrzeug der Baureihe 426. Die Verbindung heißt deshalb so, weil mit ihr viele Beschäftigte aus den Arbeitersiedlungen in Bad Cannstatt und Untertürkheim in die Schuhfabrik Salamander nach Kornwestheim fuhren.

Mehr Lehrgänge

„Wir hoffen, dass die Personalsituation mittelfristig besser wird“, sagt der Sprecher, so dass krankheitsbedingte Ausfälle ausgeglichen werden können. Dabei verweist er darauf, dass die S-Bahn 120 Fahrer in der Ausbildung hat, wovon ein Teil Ende des Jahres fertig wird. Auch im kommenden Jahr werde in jedem Quartal ein Lehrgang beginnen. Allerdings ist es nicht einfach, neues Personal zu finden.

Das müssen auch die Verkehrsunternehmen Abellio und Go Ahead erleben, die in den nächsten Jahren die bisher von der DB Regio gefahrenen Regionalzuglinien übernehmen. Sie haben bereits vereinbart, dass die DB Regio teilweise auf den Strecken weiterfährt, weil die Nachfolger nicht ausreichend Personal im Dienst haben. Doch auch die DB Regio lässt immer wieder Regionalzüge ausfallen, weil Zugführer erkranken und kein Ersatz gefunden wird. „Das ist eines unserer Probleme“, bestätigte DB-Regio-Chef David Wentzien erst am Mittwoch gegenüber Uwe Lahl, dem Amtschef im baden-württembergischen Verkehrsministerium, bei einer Besichtigung des Stellwerks im Stuttgarter Hauptbahnhof.

Siegfried M. ärgert sich besonders darüber, dass „es niemanden interessiert, dass eine von vielen Pendlern genutzte Verbindung einfach krankheitsbedingt ausfällt“. Genauso erbost ist er aber darüber, dass die Ausfälle im VVS-Störungsmelder – zumindest zeitweise – nicht gemeldet wurden. „Das war eine Panne“, sagt der S-Bahnsprecher, die entsprechenden Informationen seien entgegen dem vereinbarten Prozedere nicht an den VVS weitergegeben worden. Man habe über die Ausfälle aber auf dem Twitterkanal der S-Bahn Stuttgart informiert. Unter 9. Oktober heißt es dort: „Leider müssen in dieser Woche aufgrund des Krankenstands beim Fahrpersonal noch einzelne Zugfahrten zwischen Untertürkheim und Kornwestheim sowie Kirchheim und Oberlenningen ausfallen. Informationen und Alternativen im DB-Streckenagent“. Den Pendlern empfiehlt der Sprecher, „am besten immer in den Echtzeitdaten nachzuschauen“ – etwa über die App DB-Streckenagent. Ob das allen hilft?