Einmal ist es eine aufmerksame Nachbarin, dann eine Streife des städtischen Vollzugsdienstes, die Senioren vor Schaden bewahrten. Doch auch der Zufall spielte eine Rolle.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Mit Schockanrufen schaffen es Betrüger, vor allem Senioren Angst einzujagen. So viel Angst, dass sie bereit sind, zur Rettung ihrer Liebsten große Geldsummen bereitzustellen. Doch zum Glück schaffen es aufmerksame Zeitgenossen immer wieder, den Betrügern das Handwerk zu legen. Es gilt dabei, beunruhigende Vorzeichen aufmerksam wahrzunehmen – sprich: offene Augen für die Mitmenschen zu haben.

 

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So hat es dieser Tage eine Frau in Möhringen gemacht. Sie hat genauer hingesehen, als ein Ehepaar aus ihrer Nachbarschaft sich mit einer ihr unbekannten Frau im Wohngebiet am Probstsee traf. Sie merkte, dass die 90 Jahre alte Frau und der 92-jährige Mann unruhig waren. Mit der einfachen Nachfrage, ob alles in Ordnung sei, konnte sie die Übergabe von Geld und Schmuck im Wert von mehreren Tausend Euro gerade noch verhindern – quasi in allerletzter Sekunde. Sie schlug durch ihr Einschreiten die Geldbotin in die Flucht, die in Richtung Ortsrand wegging. Die Polizei wurde verständigt und fahndete nach der Frau, aber leider erfolglos.

Eine noch zufälligere Begegnung geschah zudem am 13. April an der Huberstraße beim Stadtgarten in der Innenstadt – wie erst jetzt bekannt wurde. Hier waren es zwei Profis in Sachen Sicherheit, die den richtigen Riecher hatten – und an die wiederum rein zufällig der Mann geriet, der gerettet wurde.

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Am dem Tag wurde eine Fahrradstreife des Städtischen Vollzugsdienstes von einem älteren Herrn angesprochen und nach dem Weg zur Huberstraße gefragt. Auf Nachfrage erfuhren sie, dass er dorthin müsse, um 20 000 Euro Kaution bei der Staatsanwaltschaft abzugeben. Sein Sohn habe einen Unfall verursacht, dabei sei ein Kind angefahren worden. Da wurden die Vollzugsbeamten hellhörig: Denn solche Geschichten erzählen Betrüger am Telefon schon seit einiger Zeit, um Senioren um Geld und Wertsachen zu bringen – beim Möhringer Paar war es ein Anruf eines angeblichen Richters gewesen, der behauptet hatte, der Sohn habe Fahrerflucht nach einem Unfall begangen.

Eine Fahrradstreife des Vollzugsdienstes greift ein

Die Vollzugsbeamten konnten den sichtlich aufgeregten Mann beruhigen und klärten ihn darüber auf, dass es sich höchstwahrscheinlich bei dem Anruf um einen Betrugsversuch handelte. Die Fahrradstreife verständigte die Polizei. Der Senior holte ein Bündel von 20 000 Euro aus der Hosentasche und vertraute es den städtischen Mitarbeitern an, bis die Polizei kam. Gemeinsam mit den Einsatzkräften ging er dann zur vereinbarten Übergabestelle. Den Boten konnten die Beamten dort aber nicht mehr fassen, er hatte bereits das Weite gesucht. Der Betrug war dennoch vereitelt worden. Das Beinahe-Opfer bedankte sich bei den Rettern.

Die Polizei rät: Immer den Wahrheitsgehalt überprüfen

Die Polizei rät bei Anrufen, die eine Schreckensnachricht im Bezug auf Verwandte überbringen und mit Geldforderungen verbunden sind: Immer erst bei der Familie rückversichern, ob wirklich etwas passiert ist. Oft lassen die Täter auch von ihrem Vorhaben schon ab, wenn man auflegt, um sich an Familienmitglieder zu wenden.