Extremsport für die Wissenschaft: Der Furtwanger Chemie-Professor Andreas Fath durchschwimmt nach dem Rhein auch den Tennessee River in den USA.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Paducah - Nach 34 Tagen hat Andreas Fath in Rekordzeit den 1049 Kilometer langen Tennessee River in den USA durchschwommen. Dabei legte der 52-jährige Chemiker aus Haslach pro Tag 33 Kilometer Tag zurück – bei Wassertemperaturen von bis zu 30 Grad Celsius.

 

Start am 27. Juli in Knoxville

Am 27. Juli war der Professor für Physikalische Chemie und Analytik an der Hochschule Furtwangen in Knoxville (Bundesstaat Tennessee) gestartet, wo der Tennessee River durch den Zusammenfluss von French Broad River und Holston River entsteht. Am Dienstagabend (29. August) war er in Paducah (Kentucky) angekommen. Dort mündet der Fluss in den Ohio.

Ziel der Extremsport-Aktion war es, die Bevölkerung für saubere Gewässer und ein ökologisches Gleichgewicht zu sensibilisieren. „Mit einem wissenschaftlichen Artikel erreiche ich ausschließlich Wissenschaftler, mit einer ungewöhnlichen Schwimmaktion hingegen viel mehr Menschen“, erklärt Fath. „Zur Reinhaltung von Flüssen kann jeder seinen Teil beitragen. Angefangen bei der richtigen Entsorgung von Medikamentenresten – nämlich nicht über die Toilette.“

„TenneSwim“

Faths „TenneSwim“-Team zog täglich Wasserproben aus dem Fluss, die nun auf seine Bestandteile analysiert werden sollen. „Ich bin sehr glücklich, dass ich mein Ziel erreicht habe“, sagt der schwimmende Ordinarius. „Die Anteilnahme und das Interesse der Menschen, die am Tennessee River leben, war überwältigend.“ Das Forscherteam wurde während seiner Fluss-Odyssee von Bootsfahrern besucht, die Faths Position über GPS gefunden hatten.

Zweites Projekt nach „Rheines Wasser“

„TenneSwim“ ist Faths zweites Projekt dieser Art. Im Sommer 2014 hatte er unter dem Codenamen „Rheines Wasser“ den Rhein von der Quelle bis zur Mündung durchschwommen. Für die 1231 Kilometer lange Streecke benötigte er 28 Tage. Als Martin Knoll, Hydrologie-Professor an der University of the South in Sewanee (Tennessee), davon hörte, fragte er bei seinem Kollegen nach, ob der nicht auch einen Fluss in den USA unter die Lupe nehmen könnte.

So entstand das Projekt „TenneSwim“, an dem sich mehrere US-Universitäten und Institutionen beteiligten. Der längste Nebenfluss des Ohio durchfließt die US-Bundesstaaten Tennessee, Kentucky, Alabama und Mississippi und ist Nordamerikas Fluß mit der größten biologischen Vielfalt.

Tennessee River fließt langsamer als der Rhein

Der Schwimm-Marathon für die Wissenschaft war für den professoralen Athleten ein hartes Stück Arbeit. Der Tennessee River weitet sich neun Mal in seinem Verlauf zu Seen aus, in denen die Fließgeschwindigkeit gegen null geht. „Umso glücklicher bin ich, dass mich immer wieder andere Schwimmer begleitet haben“, sagt Fath. „Meine Frau und meine drei Söhne sind Teile der Etappen mitgeschwommen und an ein paar Orten gab es Schwimmclubs, deren Mitglieder mit mir ins Wasser gesprungen sind. Das war sehr gut, denn bei rund acht Stunden Schwimmen täglich wird es etwas monoton.“

Substanzen-Cocktail aus dem Fluss wird analysiert

Bislang hatte lediglich Mimi Hughes, eine Lehrerin aus Taft in Tennessee den gesamten Fluss durchschwommen. Die Strecke hatte sie von 1999 bis 2003 über fünf Sommer verteilt bewältigt.

Mit Hilfe einer speziellen Kunststoffmembran, die an seiner Wade angebracht war, sammelte Fath alle organischen Stoffe auf, mit denen er im Tennessee River in Berührung kam. Im Rhein hatte er auf diese Weise mehr als 130 Substanzen nachweisen können – vom Betablocker über Schmerzmittel und Süßstoffe bis hin zum Korrosionsschutzmittel.