Für die deutschen Tennis-Damen ist der Verbleib in der Weltgruppe zum Greifen nahe. Nach den Siegen von Julia Görges und Angelique Kerber am Samstag steht es 2:0 gegen die Ukraine im Fed-Cup.

Stuttgart - Nach einem perfekten Auftakt kann die zweimalige Grand-Slam-Siegerin Angelique Kerber die deutschen Tennis-Damen schon im ersten Match am Sonntag zum Verbleib in der Weltgruppe führen. Dank eines souveränen Erfolges der Nummer eins und einem beherzten Auftritt von Julia Görges führt das Team in der Relegation gegen die Ukraine bereits mit 2:0. Kerber setzte sich am Samstag in Stuttgart mit 6:1, 6:4 gegen Lessia Zurenko durch. Zuvor hatte sich Julia Görges überraschend gegen die Weltranglisten-13. Jelina Switolina 4:6, 6:1, 6:4 durchgesetzt.

 

„Das ist Gänsehaut pur. Besser kann es nicht laufen, aber es ist noch nicht vorbei“, sagte Kerber. „Ich hatte vielleicht nicht den besten Start in die Saison, aber ich genieße es wieder, Tennis zu spielen.“ Bei einem Sieg gehört die deutsche Auswahl weiterhin zu den besten acht Nationen im Fed Cup und kann im nächsten Jahr um den Titel spielen. „Wenn die beiden so spielen wie heute, dann habe ich alles richtig gemacht mit dem ganzen Betreuerteam. Bei der Jule musste ich heute etwas ruhiger sein, Angie braucht mehr Feuer“, sagte Bundestrainerin Barbara Rittner im SWR.

Nur wenn am Sonntag alle drei Partien an die Ukraine gehen, steigt Deutschland in die Weltgruppe II ab. Im Duell der beiden Spitzenspielerinnen muss Kerber allerdings eine knifflige Aufgabe lösen. Gegen Switolina hat die Linkshänderin zuletzt dreimal nacheinander nicht die richtige Strategie gefunden - und jeweils verloren. „Angie und ich haben zwei komplett verschiedene Spielstile. Aber sicherlich kann ich ihr ein paar Sachen sagen“, meinte Görges. Verliert Kerber, steht die Bad Oldesloerin anschließend Zurenko gegenüber. Für das Doppel sind momentan Laura Siegemund und Carina Witthöft nominiert.

Babygeschrei, Rückstand und Schreckmoment

Dank des mutigen Auftritts von Görges durfte Kerber gegen Zurenko mit dem beruhigenden Gefühl der Führung auf den Platz gehen. Der Druck war verringert. Vor 4100 Zuschauern in der nicht ganz ausverkauften Arena mühte sich Kerber im zweiten Satz. Mit 3:4 lag sie hinten, holte dann aber drei Spielgewinne nacheinander. Nach Monaten mit bescheidenen Ergebnissen könnte der Schleswig-Holsteinerin die Fed-Cup-Atmosphäre helfen, neuen Schwung zu gewinnen.

Die Weltranglisten-46. Görges rechtfertigte das Vertrauen der Teamchefin und holte einen Punkt, der nicht absehbar gewesen war. Trotz eines schreienden Babys, einem Satzrückstand und einem Schreckmoment ließ sie sich am Ende nicht aufhalten. Entscheidend war auch, dass sie bei 4:3 im lange umkämpften achten Spiel des dritten Satzes die Nerven behielt.

Zu Beginn des dritten Satzes hatte Görges nach einem Aufschlag von Switolina die Balance verloren, war hingefallen und mit dem Kopf auf dem Sand aufgeschlagen. „Ich war damit beschäftigt, nicht direkt auf de Hinterkopf zu fallen“, sagte die aufschlagstarke 28-Jährige und berichtete von schummrigen Minuten: „Es hat ein bisschen gekribbelt. Die Augen waren ein bisschen gaga. Dann ging es ganz gut.“