Die deutschen Tennisfrauen gehen zuversichtlich in die Fedcup-Auftaktpartie gegen Australien am 7. und 8. Februar in Stuttgart – obwohl Angelique Kerber, Andrea Petkovic, Sabine Lisicki und Julia Görges zurzeit nicht gerade in umwerfender Verfassung sind.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Abgesehen von einem kleinen Jetlag hat Barbara Rittner die lange Reise von Australien nach Stuttgart gut weggesteckt. Also machte sich die Teamchefin des Frauen-Nationalteams im Tennis gerade braun gebrannt und gut gelaunt daran, die nächste Runde im Fedcup einzuläuten, als Sophie ihren Auftritt hatte. „Kann mal einer meinen Hund retten!“, fragte die besorgte Rittner auf dem Podium im Stuttgarter Rathaus. Denn Sophie, eine betagte weiße Jack-Russel-Terrierdame, war auf einem der Tische im Mittleren Sitzungssaal gerade dabei, abzustürzen.

 

Es geht also weiter familiär zu im deutschen Tennisteam der Frauen, das sich ja so gerne als eine starke Gemeinschaft starker Individualistinnen sieht. Was sie auf dem Court können, das dürfen die von der Kapitänin Barbara Rittner anschließend im Rathaus nominierten Spielerinnen Angelique Kerber, Andrea Petkovic, Julia Görges und Sabine Lisicki dann in zehn Tagen, am Wochenende 7./8. Februar, in der Stuttgarter Porsche-Arena beweisen. Dann steht im Fedcup, also der Mannschafts-Weltmeisterschaft im Frauentennis, die erste Runde an. Der Gegner ist Australien, das im Einzel durch die Topspielerinnen Samantha Stosur und Casey Dellacqua vertreten wird.

Stuttgart und die Porsche-Arena, das ist für das deutsche Fedcupteam ein Auftritt in „unserem Wohnzimmer, weil die Halle von der Atmosphäre und der Größe her perfekt ist“, wie Rittner sagt: „Und weil wir uns in der Stadt inzwischen gut auskennen.“ Eine Wohlfühlatmosphäre auf bekanntem Terrain dürfte den weiblichen Tennisstars auch nicht schaden – schließlich lief es im noch jungen Tennisjahr 2015 eher mäßig für das deutsche Quartett: So schieden sämtliche Spielerinnen bei den Australian Open in der ersten Runde aus – bis auf Julia Görges, die es im Einzel ins Achtelfinale schaffte, und die im Doppel erst am Mittwoch aufgrund eines Virus mit ihrer Partnerin Anna-Lena Grönefeld im Halbfinale gegen Lucie Safarova und Bethanie Mattek/Sands aufgeben musste.

Rittner backt kleinere Brötchen

Während die Nummer eins, Angelique Kerber, immerhin bei den Turnieren in Sydney und Brisbane gut spielte, hat Sabine Lisicki, die Wimbledonfinalistin von 2013, in diesem Jahr auf der Tour noch kein Spiel gewonnen. „Deshalb backen wir derzeit lieber etwas kleinere Brötchen“, sagte Rittner: „Trotzdem wissen wir, was wir können.“ Vergangenen November hatte es für die deutschen Frauen („Sie sind für den Deutschen Tennis-Bund das Aushängeschild schlechthin“, findet der DTB-Sportdirektor Klaus Eberhard) erstmals nach mehr als 20 Jahren der Erfolglosigkeit wieder für das Fedcupfinale gereicht. Doch in Prag waren Kerber und Co. an der Atmosphäre der 15 000 Fans in der Halle, an der außergewöhnlichen Drucksituation und an der tschechischen Wimbledonsiegerin Petra Kvitova gescheitert.

„Da ist rückblickend schon Frust, aber auch Motivation für dieses Jahr dabei“, sagte Barbara Rittner, die die Geschehnisse von Prag mit den Spielerinnen bei einem Teamdinner in Melbourne aufgearbeitet hat. „Dabei sind von allen auch kritische Worte gefallen“, sagte die 41-Jährige, die in Stuttgart wieder auf ihre Finalbesetzung von Prag vertraut. Das bedeutet, dass Angelique Kerber und Andrea Petkovic für die Einzel am Samstag und Sonntag vorgesehen sind, während die beim 1:3 von Prag siegreichen Julia Görges und Sabine Lisicki auf dem schnellen Hartplatz von Stuttgart, wo für beide Tage schon jeweils 70 Prozent der Tickets abgesetzt wurden, das abschließende Doppel bestreiten sollen.

Dabei meint es der Spielplan mit den DTB-Frauen besser als 2014, als man in der Slowakei, in Australien und in Tschechien jeweils auswärts antreten musste. Diesmal hätte man im Fedcup ausschließlich Heimspiele zu bestreiten, was nach der Erfahrung von Prag besonders im Endspiel ein Vorteil wäre. „Doch so weit“, sagt Barbara Rittner, „denken wir derzeit nicht.“