Bankrott oder nicht? Im Vorfeld von Wimbledon steht Boris Becker mal wieder in den Schlagzeilen – allerdings nicht so, wie er sich das vermutlich gewünscht hat. Wer boxt ihn diesmal heraus?

London - Es ist kein guter Zeitpunkt. Wimbledon steht vor der Tür. Das größte Tennisturnier der Welt beginnt an diesem Montag. Es ist die Zeit jedes Jahr, in der sich die Deutschen an 1985 erinnern. An das Turnier in London, in dem sich Boris Becker unsterblich machte. Auch in diesem Jahr steht Becker wieder im Fokus – aber aus einem anderen Grund.

 

„Becker bankrott“ und „Becker pleite“ schrillen seit Tagen Meldungen durch die Medien. Der Ursprung: ein Gerichtssaal in London. Seither wird Beckers brenzlige finanzielle Lage schonungslos ausgebreitet. Und Becker? Dem ist nichts anzumerken. „Boris war gut aufgelegt hier, gut gelaunt. Finanzielle Sorgen hat er sich absolut nicht anmerken lassen“, sagt Ralf Weber, Direktor der Gerry Weber Open im ostwestfälischen Halle, wo Becker zu einem Kurzabstecher aufgeschlagen hatte.

Becker: Ich bereue nichts

Machte Becker wie so oft nur gute Miene zum bösen Spiel, das hinter den Kulissen lief? Oder trat da etwa der Becker auf, über den die Justizbeamtin Christine Derrett bei der Anhörung in London „mit Bedauern“ gesagt hatte, der Champion sei wohl ein Mann, „der den Kopf in den Sand steckt“ – und zwar dann, wenn es gelte, die Realitäten seiner finanziellen Lage wahrzunehmen. Wie auch immer: Seit Beckers Schieflage, die angebliche Schuldensumme von 3,5 Millionen Euro bei der Privatbank Arbuthnot Latham, einer weltweiten Öffentlichkeit bekannt wurde, ist in seinem Achterbahnleben ein neues Kapitel aufgeschlagen.

Soeben noch der gefeierte Trainer des Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic und dann der fast noch mehr gefeierte Experte am Mikrofon des Senders Eurosport, ist der mutmaßlich klamme Becker nun wieder das Lieblingsobjekt der Begierde – für alle mögliche und unmögliche Häme, für Spott und Schadenfreude. Selbst falsch geparkte Becker-Autos und aufgewärmte Klagen von Ehefrau Lilly („Boris ist gemein zu mir“) werden plötzlich wieder in den Medien thematisiert, dazu ein Hilfsangebot von Ex-Schützling Djokovic. Becker kennt das zur Genüge, er hat es in einem Interview vor einiger Zeit einmal so gesagt: „Ich habe vieles probiert, vieles hat auch geklappt, anderes nicht. Wem geht das nicht so? Nur wird das bei Becker gleich zum Drama gemacht, zum Scheitern überhaupt. Wie gesagt: Es gibt nur Triumph oder Tragödie.“ Er fügte dann auch noch dies hinzu: „Ich bereue nichts. Denn was wäre die Alternative gewesen: Ab 32 Jahren und dem Karriereende nur noch die Legende sein? Ich bin nicht zum Grüßaugust geboren.“