Der spanische Tennisstar Rafael Nadal fühlt sich auf die French Open, die er zwölf Mal gewinnen konnte, nicht gut vorbereitet.

Sport: Dominik Ignée (doi)

Stuttgart - Der Sandplatzkönig meldet sich pünktlich zurück. Vorhand, Rückhand, Vorhand, Rückhand – von Rafael Nadal geistert dieser Tage ein kleiner Film durchs Internet, in dem er sich auf die French Open vorbereitet und freut – auf ein Tennis-Spektakel, das mal wieder seines werden könnte. Zwölf Mal gewann der Spanier das Turnier. In den vergangenen 15 Jahren wurde seine beeindruckende Serie nur dreimal unterbrochen. Auf Rang zwei der ewigen Bestenliste des Pariser Major-Turniers rangiert der Schwede Björn Borg – mit nur halb so viel Erfolgen wie Rafael Nadal.

 

Nun visiert das mallorquinische Kraftpaket Nadal den 13. Titel in der französischen Metropole an. Warum ist er auf Sand, dem Belag, auf dem er unfassbare 59 Turniere gewann, so dominant? „Er ist auf Asche so stark, weil er den besten Spin hat und einer der athletischsten Spieler der Tour ist“, sagt der ehemalige deutsche Daviscup-Gewinner Carl Uwe Steeb unserer Zeitung. Auch Steeb fühlte sich auf Sand immer wohl, aber die Voraussetzungen waren zu seinen aktiven Zeiten ganz andere. „Nadal ist auf Mallorca groß geworden, da spielen sie ja das ganze Jahr über auf Sand. Bei mir war das etwas anders, denn in Deutschland spielt man im Winter ja nicht auf Asche.“ Deshalb, so Steeb, habe er selbst am Ende seiner Karriere auch immer besser auf harten Belägen gespielt.

Das große Trio

Rafael Nadal will seinen 13. Paris-Titel holen. Novak Djokovic ist nach seinen Zündaussetzern bei den US Open, wo er unabsichtlich eine Linienrichterin abgeschossen hatte und disqualifiziert wurde, so heiß wie nie. Eine gewisse Gefahr geht auch vom Österreicher Dominic Thiem aus, der in New York seinen ersten Major-Titel errang und jetzt Lust auf mehr hat. In Abwesenheit des noch immer von Knieproblemen geplagten Schweizers Roger Federer sind dies auf einmal „die großen drei“ bei dem Turnier auf der Anlage Roland Garros.

Solange Nadal Tennis spielt, wird er bei den French Open als Favorit gehandelt. Seit seinem Debüt 2005 verlor er von 95 Partien nur zwei. Alle Finals, die er erreichte, gewann er. Und wie ist es 2020?

Nadals Form, auch das ist Fakt, gibt noch Rätsel auf. Beim Masters in Rom schied er völlig überraschend im Viertelfinale gegen den Argentinier Diego Schwartzman aus. Mit einem Turniersieg, Nadal weiß es, würde er mit seinem Kumpel Federer ganz oben auf der Liste der Grand-Slam-Rekordsieger gleichziehen – auch er hätte dann 20 Major-Titel vorzuweisen. Doch die Pandemie, sie macht ihn zu einem unsicheren Kandidaten.Ob ihm jemand gefährlich werden kann? „Ich denke schon, weil es andere Voraussetzungen sind in diesem Jahr. Ihm fehlt ein bisschen die Matchpraxis durch die lange Pause, und ich glaube, dass er ein Spieler ist, der vorher gerne viele Matches bestreiten kann“, sagt Steeb über Nadal. Natürlich sei dieser Favorit, doch werde es diesmal einige Spieler geben, „die ihn schlagen können“. Entgegen komme der spanischen Sandplatz-Maschine jedoch der Best-of-five-Modus, „da hat man ein bisschen mehr Zeit und da kann einem so ein Match nicht so schnell weggehen“.

Der Tiefstapler?

Rafael Nadal selbst stapelt vor seinem Turnierstart auffallend tief. Das aufgrund der Corona-Pandemie vom Frühsommer in den Herbst verlegte Sandplatzturnier halte aus vielen Gründen die schwierigsten Bedingungen für ihn in Roland Garros bereit, sagte der 34-Jährige, der „sehr langsame Bälle“ und einen „sehr schweren, sehr kalten Boden“ erwartet. Hinzu kommt: Nadal fühlt sich „weniger vorbereitet als sonst“. „Aber ich bin hier, um zu kämpfen, mit der höchstmöglichen Intensität zu spielen und mit der richtigen Einstellung zu trainieren.“

An diesem Montag trifft der König von Paris zum Auftakt auf Jahor Herassimau aus Belarus, 27 Jahre alt und meist auf der ATP Challenger Tour und der ITF Future Tour unterwegs. Aktuell ist der Mann die Nummer 137 der Welt. Die erste Hürde dürfte für Señor Nadal also zu nehmen sein – immerhin das steht 2020 fest.