Angelique Kerber hat ihr drittes Endspiel in Wimbledon verpasst. Die Siegerin von 2018 verlor am Donnerstag im Halbfinale 3:6, 6:7 (3:7) gegen die Tennis-Weltranglisten-Erste Ashleigh Barty aus Australien.

London - Angelique Kerber kämpfte wie besessen um jeden Punkt, feuerte sich immer wieder lautstark an und riss das Publikum auf dem Centre Court mit - und doch ist ihre fabelhafte Reise in Wimbledon vorbei. Nach einem weiteren leidenschaftlichen Fight ist der Traum vom zweiten Titel auf dem heiligen Rasen nach 2018 geplatzt, im hochklassigen Halbfinale war die Weltranglistenerste Ashleigh Barty einen Tick zu stark.

 

Die dreimalige Grand-Slam-Siegerin musste sich am Donnerstag mit 3:6, 6:7 (3:7) geschlagen geben und verpasste ihr drittes Endspiel in London. Barty erreichte zum ersten Mal das Finale beim Tennis-Klassiker und trifft am Samstag (15.00 Uhr MESZ/Sky) auf Aryna Sabalenka (Belarus) oder Karolina Pliskova (Tschechien). Durch ihren vierten Halbfinaleinzug in Wimbledon wird Kerber in der kommenden Woche in der Weltrangliste immerhin um sechs Plätze auf Rang 22 klettern.

Bisher ausgeglichene Bilanz

Schon viermal hatten sich Barty und Kerber zuvor auf der Tour gegenübergestanden, mit ausgeglichener Bilanz gingen sie in ihr erstes Duell auf Rasen. Den letzten Vergleich 2018 in Wuhan hatte die Australierin glatt gewonnen, aber die 25-Jährige ging mit großem Respekt vor der acht Jahre älteren Kerber in die Partie.

„Eine von Angies größten Stärken ist, dass sie rennt, den Ball jagt und in unangenehmen Situation meine aggressiven Schläge und Waffen neutralisieren kann“, sagte Barty - doch dass das alleine nicht reichen würde, merkte die Kielerin schnell. Sobald Kerber auch nur ein wenig zu passiv wurde, sah sie gegen Bartys Power und Präzision mit der starken Vorhand kein Land, direkt ihr erstes Aufschlagspiel gab sie ab.

Breakchancen ungenutzt

Die deutsche Nummer eins musste selbst die Offensive suchen und sich jeden Punkt hart erkämpfen, weil Barty ihr kaum Geschenke machte. Die Australierin wirkte auch in brenzligen Situationen - gleich vier ihrer fünf Servicegames im ersten Satz gingen über Einstand - einen Tick entschlossener und wehrte alle drei Breakchancen Kerbers ab. Nach 34 Minuten tütete sie den ersten Durchgang mit einem Ass ein.

Wie gefährlich Kerber nach einer ersten Saisonhälfte zum Vergessen auf Rasen immer noch ist, hat sie erst in den vergangenen drei Wochen bewiesen. Mit zehn Siegen in Serie und dem Titel in Bad Homburg ging sie in ihr viertes Halbfinale an der Church Road. Die frühere Nummer eins der Welt fightete und feuerte sich lautstark an, entschärfte Bartys unangenehmen, tiefen Rückhand-Slice gut - und fand mit dem Break zum 2:0 den immens wichtigen Schub für den zweiten Satz.

Dritter Satz vor Augen

In einem hochklassigen Match war es nun immer öfter Kerber, die die French-Open-Siegerin von 2019 vor sich hertrieb, mit ihren Emotionen riss sie auch das Publikum auf dem vollbesetzten Centre Court mit. „Beide Spielerinnen haben ein extrem hohes Level“, sagte die frühere Halbfinalistin Julia Görges bei Sky: „Das ist schöne Werbung fürs Frauentennis.“

Das Momentum war klar auf Kerbers Seite - bis sie zum Satzgewinn aufschlug und das Spiel zu null abgab. Die Spannung erreichte im Tiebreak den Höhepunkt, doch bei der Kielerin war nach einem weiteren heroischen Kampf die Luft raus.