15 Monate lang war die glamouröse Russin wegen Dopings gesperrt, beim Porsche Grand Prix feiert sie auf dem Cannstatter Wasen ihr Comeback – sehr zur Freude des Veranstalters.

Sport: Jürgen Kemmner (jük)

Stuttgart - Es ist nicht bekannt, ob sich Maria Scharapowa den 26. April 2017 im Kalender rot markiert hat oder ob sie einen Alarm auf ihrem Smartphone für jenen Mittwoch eingerichtet hat. Denn dieses Datum stellt für den Tennis-Weltstar einen markanten Punkt der Karriere dar: Am 26. April läuft die 15-monatige Sperre ab. Die Russin hatte im Januar 2014 zugegeben, das kurz zuvor auf die Dopingliste gesetzte Präparat Meldonium eingenommen zu haben. Die zunächst auf zwei Jahre ausgesprochene Sperre wurde vom internationalen Sportgerichtshof Cas auf 15 Monate reduziert, weil Scharapowa kein wissentliches Doping vorgeworfen wurde; sie hatte das bis Ende 2013 erlaubte Mittel über Jahre auf Anraten ihres Arztes eingenommen.

 

„Schön, dass sie auf die Profi-Tour zurückkehrt, das war ja lange auch nicht zu 100 Prozent sicher“, freut sich Anke Huber, einst Frontfrau im deutschen Damentennis, „eine absolute super Nachricht ist natürlich, dass sie dann gleich bei uns ihr Comeback feiert.“ Bei uns, das soll heißen beim Porsche Tennis Grand Prix in Stuttgart, denn dort fungiert Huber bekanntlich als Sportliche Leiterin. Das Turnier steht vom 22. bis zum 30. April auf der Stuttgarter Veranstaltungsliste.

Scharapowa wertet das Turnier zusätzlich auf

Mit dem internationalen Superstar Maria Scharapowa auf der Startliste wird das ohnehin glänzend besetzte Turnier in der Porsche Arena noch einmal exorbitant aufgewertet – von den top ten der Damen-Weltrangliste schlagen acht auf dem Wasen auf, darunter auch die Nummer eins Angelique Kerber. „Ich freue mich“, sagt daher auch Turnierdirektor Markus Günthardt, „dass es unsere Zuschauer sind, die ihr Comeback hautnah miterleben können – das ist ein ganz besonderes Geschenk für unser tolles Publikum.“

Nun könnte man noch das Haar in der schmackhaften Frühlingssuppe suchen – und man würde freilich eines finden. Eine wegen Dopings verurteilte und gesperrte Täterin als attraktives Zugpferd für ein renommiertes Turnier? Stehen kommerzielle Interessen über sauberem Sport? Ist diese Tatsache vereinbar mit den strengen Richtlinien, die der Unternehmensphilosophie von Turnierausrichter Porsche zugrunde liegen? Ein klares Ja. So äußert sich Viktoria Wohlrapp aus der Sportkommunikation des Sportwagenherstellers aus Zuffenhausen. „Das Urteil des Sportgerichtshofes stellt eindeutig klar, dass Maria Scharapowa nicht absichtlich gedopt und betrogen hat, sondern dass es ein unglückliches Versehen war“, unterstreicht die Porsche-Mitarbeiterin, „daher begrüßen wir ihren Start in Stuttgart ausdrücklich.“

Porsche steht zu seiner Markenbotschafterin

Just aus diesen Gründen hatte Porsche nie den Vertrag als Markenbotschafterin mit der 29 Jahre alten Russin aufgelöst, der 2013 geschlossen worden war. Die mediale Zusammenarbeit köchelte seitdem lediglich auf Sparflamme, Scharapowa war von Porsche nicht mehr aktiv ins Scheinwerferlicht gestellt worden, nachdem die Sperre ausgesprochen worden war. „Wir haben aber stets Kontakt zu ihr gehalten“, verrät Viktoria Wohlrapp. Als der Ablauf der Sperre allmählich näher rückte, warb der Autohersteller wieder hie und dort mit dem Superstar – bei der Autoschau in Los Angeles im November 2016 tauchte die Glamourlady öffentlich als Porsche-Gast auf, auch eröffnete am Rande der Messe im November ein sogenanntes Expierience Center, auf deutsch: Kundenzentrum, in LA.

Maria Scharapowa, so teilt Porsche mit, sei sehr glücklich darüber, in Stuttgart endlich wieder bei einem Wettbewerb auf den Court zu dürfen. „Ich freue mich, mein erstes Match bei einem meiner Lieblingsturniere zu spielen“, lässt sie mitteilen, „ich kann es kaum erwarten, wieder das zu tun, was ich liebe.“ Der Turnierplan scheint wie für die Russin erdacht. Ihre Sperre läuft am 26. April ab – nur zwei Tage später, und Maria Scharapowa hätte auf dem Wasen nicht mehr einsteigen können.