Der TV Oeffingen setzt sich in der Oberliga etwas überraschend mit 5:4 beim TEV Fellbach durch. Dem Aufsteiger gelingt dabei ein historischer Erfolg – der erste überhaupt gegen die versiertesten Schlagmänner des Stadtnachbarn.

Rems-Murr: Thomas Rennet (ren)

Fellbach - Christoph Gayer drosch sehr zu seinem Verdruss auch diesen Ball, mit der Rückhand, ins Netz. Für seinen Schläger hatte er daraufhin keine Verwendung mehr, also warf er das Spielgerät auf die Grünfläche am Rande des Platzes. Simon Porro ballte kurz die Faust und nahm die Gratulation seines erfahrenen Konkurrenten vom TEV Fellbach entgegen, der ohne Schläger und ohne Siegpunkt dastand. Es war vielleicht die überraschendste Passage des Oberliga-Derbys am Sonntag zwischen den besten Tennisspielern des Gastgebers TEV Fellbach und des TV Oeffingen. Und es war die vorentscheidende Passage. Nach dem Erfolg des 20-jährigen Simon Porro zum Abschluss der Einzelbegegnungen lagen die Gäste des TV Oeffingen mit 4:2 vorn. Am Ende nahm der Aufsteiger einen 5:4-Erfolg mit in den Nachbarteilort.

 

Der TEV Fellbach kam ebenfalls um Verletzungssorgen nicht herum

Die Oeffinger traten als kunterbuntes Häuflein an der Kienbachstraße an. Zu einem einheitlichen Auftritt konnten sie sich bis dahin auch in der Oberliga noch nicht entschließen. Ihre Widersacher vom TEV waren derweil, im Vereinsdress auf der heimischen Tennisanlage am Start, direkt als miteinander verbundene Gruppe zu erkennen. Am Ball auf rotem Untergrund allerdings sahen die Gäste gar nicht schlechter aus als ihre Gegner. Auch ohne Dennis Gensmantel, den eine Knieverletzung zur Auszeit an diesem Spieltag zwang.

Der TEV Fellbach kam ebenfalls um Verletzungssorgen nicht herum. Arthur Schweda unternahm am Sonntag zwar einen Versuch. Es blieb aber beim Versuch. Nach wenigen Minuten brach er die Bemühungen wegen seiner Zerrung am unteren Rippenbogen ab und überließ an Position zwei Matthias Schuhmacher ohne weitere Gegenwehr den Erfolg. Aufseiten der TEV-Männer unter der Leitung des Cheftrainers Armin Maute konnten überhaupt nur zwei ihre Einzel für sich entscheiden: Sebastian Gayer setzte sich auf Position sechs gegen Maximilian Engelfried durch (6:1, 6:1), und im hochklassigen Spitzenspiel ließ sich Christoph Negritu auch von zweimaligem Rückstand nicht beirren. Patrick Grigoriu führte im ersten wie im zweiten Durchgang mit 5:3. Er musste allerdings „ans Limit gehen“, wie Claudio Zampa, in früheren Zeiten der Beste beim TV Oeffingen, auf der proppenvollen Terrasse des TEV Fellbach befand. Christoph Negritu, in der Einzel-Weltrangliste auf Position 723, hatte oben hinaus noch Potenzial und gewann ebenso unbeeindruckt wie beeindruckend mit 7:6 und 7:5.

Der Oeffinger Cheftrainer Bogdan Ivascu gefiel an Position drei gegen Boris Bischoff

Doch Patrick Grigorius Teamgefährten waren der Nachbarschaft größtenteils auch in den finalen Spielsituationen voraus. Der Gäste-Zugang Mark-Alexander Kepler bezwang das 17-jährige TEV-Talent Yannick Zeitvogel an Position vier im Match-Tiebreak nach 5:7-Rückstand mit 10:7. Der Oeffinger Cheftrainer Bogdan Ivascu gefiel an Position drei gegen Boris Bischoff mit ebenso konzentrierter wie konsequenter Vorstellung samt dem daraus resultierenden Zweisatz-Erfolg (6:1, 6:2). Und dazu kamen ja noch Simon Porros wegweisende Hiebe zum 6:4 und 6:4 gegen den ungleich älteren und ungleich verzweifelteren Christoph Gayer, der unzufrieden war mit all den Bällen, die an diesem verflixten Tag nicht übers Netz fliegen wollten. „Letztlich war das entscheidend“, sagte Armin Maute. „Wir dürfen da nie mit einem 2:4-Rückstand herauslaufen“, sagte der TEV-Sportwart Uwe Schröter.

Der 35-jährige Christoph Gayer hatte später am Nachmittag sein Schlagwerkzeug wieder beisammen, die Niederlage gegen den TV Oeffingen konnte er jetzt aber nicht mehr abwenden. An der Seite seines Bruders Sebastian musste er Matthias Schuhmacher und Bogdan Ivascu trotz hartnäckigen Widerstands den Sieg (4:6, 2:6) überlassen und damit den Gästen jenen fünften Punkt, der ihnen an diesem Tag noch gefehlt hatte: zum ersten Erfolg überhaupt in der Oberliga, zum ersten Erfolg überhaupt gegen die versiertesten Tennisspieler des größeren Stadtnachbarn. Die zwei Doppelpunkte des TEV – Christoph Negritu und Yannick Zeitvogel behaupteten sich ebenso in zwei Sätzen wie Philipp Seibold und Michael Krummeich – konnten daran nichts mehr ändern.

„Es hat mich gefreut, wie gut die Jungs gespielt und gekämpft haben“, sagte Bogdan Ivascu: „Wir sind dran: Ich bin überzeugt, wir können uns in den nächsten Spielen noch weiter steigern.“