Bei seiner Festnahme hat der Tatverdächtige des Attentats von Chelsea zwei Polizisten verletzt. Der Großraum New York lebt in Terrorangst.

New York - Millionen von New Yorkern schreckten am Montagmorgen am Frühstückstisch oder auf dem Weg zur Arbeit auf. Ein schriller Ton aus ihren Handys ließ sie wissen: Die Polizei hat einen Verdächtigen im Visier, der für die Bombenexplosion am Samstagabend im Vergnügungsviertel Chelsea in New York verantwortlich sein könnte. Der über Mobilfunk übermittelte Fahndungsaufruf galt einem 28 Jahre alten Mann mit dem Namen Ahmad Khan Rahami aus New Jersey, ein gebürtiger Afghane mit US-Pass: Wenige Stunden später meldeten die Behörden, der Gesuchte sei nach einem Schusswechsel verhaftet worden. Fernsehbilder zeigten den Verdächtigen auf einer Trage liegend in der Obhut der Polizei. Er war bei Bewusstsein und hatte mehrere Verletzungen. US-Medien berichteten, es sei in Linden (New Jersey) gegen 10.30 Uhr (Ortszeit) zu einem Schusswechsel gekommen. Dabei seien zwei Polizisten verletzt worden: Einer sei in seine schusssichere Weste getroffen worden, ein anderer durch Glassplitter verletzt oder ebenfalls angeschossen worden. Den Angaben zufolge ist keine der Verletzungen lebensgefährlich.

 

Erstmals hieß es am Montag in Ermittlerkreisen, dass die Explosion von Chelsea wahrscheinlich einen terroristischen Hintergrund habe und es möglicherweise Verbindungen ins Ausland gebe. In New York werden in dieser Woche rund 130 Staats- und Regierungschefs zur UN-Vollversammlung erwartet. Das erhöht die Nervosität der Sicherheitsbehörden.

New York erhöht die Sicherheitsvorkehrungen

New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio hatte am Montagmorgen im Fernsehen vor dem zur Fahndung ausgeschriebenen Rahami gewarnt und seine „Gefährlichkeit“ beschrieben. Ahmad Khan Rahami soll nach Angaben der Behörden ein in Afghanistan geborener US-Bürger sein. In New York wurden die Sicherheitsvorkehrungen am Montag drastisch erhöht.

Erstmals hieß es nun auch, dass die Zündung der Bombe im Stadtviertel Chelsea, die Detonation eines Sprengsatzes in New Jersey sowie der Fund mehrerer nicht explodierter Sprengsätze zusammenhängen könnten. Auch eine Verbindung zum internationalen Terrorismus wird nicht mehr ausgeschlossen. Ob die Sprengsätze von einem Einzeltäter, von mehreren Individuen oder koordiniert von den Mitgliedern einer Terrorzelle abgelegt wurden, das blieb zunächst offen. Ermittler sagten US-Zeitungen, es gebe noch keine klaren Hinweise, dass Rahami direkt mit der Terrormiliz IS oder mit Al-Kaida verbunden sei. Allerdings stehe man erst am Anfang: „Wir wissen noch nichts über seine Ideologie und über seine Motive.“

Welche Terrorzelle dahintersteckt, das ist unklar

Nur wenige Stunden vor dem ungewöhnlichen Handyalarm entdeckte die Polizei am Montag an einem Bahnhof bis zu fünf Sprengsätze in einem Rucksack. Einer der Sprengsätze sei detoniert, als er per Roboter entschärft werden sollte, teilte der Bürgermeister der Stadt Elizabeth, Christian Bollwage, mit. Niemand sei verletzt worden. Bollwage zufolge fanden zwei Männer den Rucksack am Sonntagabend in einem Mülleimer. Sie hätten die Polizei alarmiert. Bei der Entleerung des Rucksacks seien bis zu fünf Sprengsätze herausgefallen. Am Bahnhof von Elisabeth halten Pendlerzüge, die auf dem Weg nach New York sind. Der letzte Wohnort von Ahmad Khan Rahami befindet sich in Elizabeth.

5000 Sportler waren im Visier des Täters

Die „New York Times“ meldete unter Berufung auf Ermittlerkreise, dass die Detonationen und Funde der Bomben an drei Orten im Großraum New York zusammenhingen. Am Samstagabend waren bei der Detonation eines Sprengsatzes im Vergnügungsviertel Chelsea in Manhattan 29 Menschen verletzt worden. Wenige Stunden zuvor war im 80 Meilen entfernten Städtchen Seaside Park in New Jersey ebenfalls eine Bombe hochgegangen. Sie sollte offenbar auf die 5000 Hobbysportler zielen, die an einem Laufrennen teilnehmen wollten. Es wurde niemand verletzt, weil sich der Start des Rennens verzögerte. Der dritte mutmaßliche Anschlagsort war der Bahnhof von Elizabeth.