Die Ermittlungen in Spanien kommen voran. Die Polizei hat mehrere Verdächtige erschossen und weitere festgenommen. Die Regierung stellt fest, von der Terrorzelle gehe keine Gefahr mehr aus. Doch der Haupttäter ist womöglich immer noch auf freiem Fuß.

Barcelona - Nach dem Anschlag von Barcelona hält die spanische Regierung die Terrorzelle für zerschlagen. Dies sagte Innenminister Juan Ignacio Zoido am Samstag vor Journalisten. Darin hätten die Sicherheitsexperten der Madrider Regierung auf einem Treffen übereingestimmt. „Wir können sagen, dass die Zelle von Barcelona total zerschlagen ist - und zwar auf der Grundlage der Personen, die ums Leben gekommen sind oder die festgenommen worden sind, sowie aufgrund der Identifizierungen, die vorgenommen wurden“, so Zoido. Die spanische Regierung lehnte es auch ab, die Terrorwarnstufe anzuheben.

 

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In Spanien gilt bereits seit zwei Jahren die zweithöchste Terrorwarnstufe 4. Sie bedeutet, dass ein „erhebliches Risiko eines terroristischen Anschlags“ besteht. Allerdings würden die Sicherheitsvorkehrungen ab sofort verschärft, kündigte Zoido an. Einzelheiten wollte er aus Sicherheitsgründen nicht nennen.

Nach der Terrorattacke mit einem Lieferwagen in Barcelona ist der Haupttäter allerdings möglicherweise noch auf freiem Fuß. Bei der Attacke in Barcelona am Donnerstag waren mindestens 13 Menschen getötet worden. Eine Frau starb zudem nach einem vereitelten Angriff in der Küstenstadt Cambrils.

Medienberichten zufolge richtet sich die Aufmerksamkeit der Polizei auf einen derzeit flüchtigen 22 Jahre alten Marokkaner. Dabei handele es sich um den Bruder eines der getöteten Terrorverdächtigen von Cambrils. Demnach stammt er aus Ripoll rund 100 nördlich von Barcelona.

Die Ermittler gehen derzeit von einem Netzwerk von zwölf Verdächtigen aus. Fünf von ihnen wurden in Cambrils getötet, vier wurden festgenommen. Drei weitere sind noch nicht gefunden. Einer oder zwei von ihnen könnten bei der Explosion in dem Wohnhaus in Alcanar am Mittwoch umgekommen sein. Die Beamten vermuten, dass die Gruppe dort Sprengstoff für ein noch größeres Attentat als das in Barcelona vorbereitete.

IS reklamiert Angriffe für sich

Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte die Angriffe in Spanien für sich. Mehrere Glaubenskämpfer hätten sie in zwei Gruppen ausgeführt und „Kreuzfahrer“ ins Visier genommen, teilte der IS in einer Erklärung am Samstag über das Internet mit. Bisher war das IS-Bekenntnis nur von seinem Sprachrohr Amak verbreitet worden.

Die erste Zelle habe eine Ansammlung von „Kreuzfahrern“ auf dem Boulevard Las Ramblas, zwei Polizisten an einem Kontrollpunkt und danach mit leichten Waffen einen Pub angegriffen, hieß es. Die zweite Zelle habe mehrere „Kreuzfahrer“ in dem Küstenort Cambrils mit einem Fahrzeug attackiert.

Bei den Angriffen seien mehr als 120 Bürger der „Kreuzfahrer-Koalition“ getötet oder verletzt worden, erklärte der IS weiter. Damit meint die Terrormiliz das US-geführte Bündnis, das die Extremisten im Irak und in Syrien bekämpft.

Die Echtheit der Erklärung ließ sich zunächst nicht verifizieren. Sie wurde aber über die üblichen Kanäle des IS im Internet verbreitet. Bislang hatte die Terrormiliz über ihr Sprachrohr Amak lediglich den Terrorangriff auf dem Boulevard Las Ramblas für sich reklamiert.