Die Terroranschläge auf dem Inselstaat haben eine doppelte Stoßrichtung: gegen westliche Touristen und gegen die Religionsfreiheit, kommentiert Jan Sellner

Stadtleben/Stadtkultur: Jan Sellner (jse)

Stuttgart - Der Name Sri Lanka fällt oft, wenn von „Paradies“ die Rede ist – von einem Urlaubsparadies. Die Insel, kleiner als Bayern und bevölkerungsreicher als Nordrhein-Westfalen, gilt als „Perle des Indischen Ozeans“. Eine Naturschönheit, reich an Gewürzen, Kultur und spektakulären Landschaften. So wird Sri Lanka in Reisekatalogen zu Recht angepriesen – umso mehr, als die Wunden des 2009 beendeten Bürgerkriegs zwischen tamilischen Separatisten und der von Singhalesen dominierten Zentralregierung in den Hintergrund getreten schienen und auch die Zerstörungen des Tsunamis von 2004 weitgehend bewältigt sind.

 

Am Ostersonntag haben möglicherweise islamistische Terroristen dieses Urlaubsparadies in eine Hölle verwandelt. Die Selbstmordanschläge auf drei Luxushotels und drei Kirchen, die mehr als 300 Menschenleben gefordert haben, hatten eine doppelte Stoßrichtung: gegen den westlichen Tourismus und gegen die Christen, die auf Sri Lanka eine Minderheit bilden. Die monströse Tat war darauf ausgerichtet, größtmöglichen Schaden anzurichten – für das Zusammenleben der Religionen und Ethnien ebenso wie für die politische und wirtschaftliche Entwicklung des Inselstaates. All das ist durch den Terror bedroht.

Vom perfiden Kalkül zeugt auch das Anschlagsdatum. Dass die Terroristen ihre Bomben an Ostern zündeten, geschah in der Absicht, das christliche Fest der Auferstehung in eine Szenerie des Todes zu verwandeln. Ihre Botschaft lautet: Hass – ähnlich wie bei dem Attentäter, der im neuseeländischen Christchurch am 15. März zwei Moscheen gestürmt und Dutzende Menschen getötet hatte. Von dieser Art Hass sind Menschen jeden Glaubens betroffen. Zu Recht hebt die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini hervor, dass Gewalt an einem Tag wie Ostern Gewalt gegen alle bedeutet, die die Freiheit schätzten, ihre Religion auszuüben. Der Schatten, den die Tat geworfen hat, reicht weit über Sri Lanka hinaus.

jan.sellner@stzn.de