Sechs Tatorte, mehr als ein halbes Dutzend Attentäter, schwere Waffen und fast 130 Tote - die Terrorserie von Paris war bis ins Detail geplant. Als mutmaßlicher Drahtzieher könnte Abdelhamid Abaaoud infrage kommen. Er gilt als meistgesuchter Terrorist Belgiens.

Brüssel/Paris - Die Blutspur von Paris führt nach Syrien. Davon ist Frankreichs Premierminister Manuel Valls überzeugt. Von dort aus seien die Anschläge auf das Pariser Leben „geplant“ und „organisiert“ worden. Da zahlreiche Attentäter Verbindungen nach Brüssel hatten, könnte ein Mann ins Visier der Ermittler geraten, der bei der Polizei spätestens seit dem vergangenen Januar auf jeder Fahndungsliste steht: Abdelhamid Abaaoud, ein 28-jähriger Belgier mit marokkanischen Wurzeln, mit Kampferfahrung in Syrien und berüchtigt als meistgesuchter Islamist des Landes. Sein Name wird aber zumindest offiziell noch nicht genannt von Ermittlern oder Regierung.

 

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Der mutmaßliche Terrorpate, Sohn eines marokkanischen Händlers, wurde bereits seit einem vereitelten Terroranschlag auf Polizisten im ostbelgischen Verviers gesucht. Bei dem Einsatz von Polizei-Spezialkräften im vergangenen Januar waren zwei gesuchte Terroristen ums Leben gekommen, Abaaoud soll Kopf der gesprengten dreiköpfigen Terrorzelle gewesen sein.

Abaaoud lebte früher in dem als Islamistenhochburg bekannten Brüsseler Stadtteil Molenbeek. Nach Medienberichten stand er auch in engem Kontakt mit Ibrahim (oder: Brahim) Abdeslam, der sich am Freitagabend in Paris auf dem Boulevard Voltaire in die Luft gesprengt hatte. Beide Namen sollen auch in Verbindung stehen mit mehreren Straftaten aus den Jahren 2010 und 2011.

Abaaoud zu 20 Jahren Haft verurteilt – in Abwesenheit

In mehreren Propagandavideos der Dschihadisten taucht der Belgier auf. Bekannt ist auch ein Video, auf dem Abaaoud ein Auto steuert, das vier verstümmelte Leichen hinter sich herzieht. Im vergangenen Juli wurde Abaaoud in Brüssel zu 20 Jahren Haft verurteilt - in Abwesenheit.

Schlagzeilen machte der Islamist gemeinsam mit seinem kleinen Bruder Younes, der ihm im vergangenen Jahr nach Syrien gefolgt war. Belgische Zeitungen bezeichneten den 13-Jährigen damals als „den jüngsten Dschihadisten der Welt“. Auf einem Foto im Internet posiert ein Junge in traditioneller Kleidung und mit Waffe, es soll sich dabei um Younes handeln.

Auch bekannt als Abu Omar al-Baldschiki verheimlicht Abaaoud seine Terrorpläne keineswegs: Nach Angaben der englischen Tageszeitung „Guardian“ rühmte er sich in einem Interview mit dem über das Internet verbreiteten Propagandamagazin „Dabik“ der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) mehrerer Terrorplanungen gegen den Westen. Diese habe er von Belgien aus und „direkt vor der Nase des belgischen Geheimdienstes“ organisiert. Als bereits gesuchter Islamist sei er sogar kontrolliert worden, behauptet er. Der Polizist habe ihn aber nicht erkannt.

„Er ist genau die Art von Mensch, von der man erwarten würde, so etwas zu planen“, sagte IS-Experte Charlie Winter der englischen Zeitung „Independent“. Es sei zudem wahrscheinlich, dass Abaaoud bereits Erfahrung in der Planung und Organisation von Terrorschlägen habe: „Drahtzieher eines solchen Angriffs mit mehreren Attentätern, mehreren Ziele und mehrere Waffen wird man nicht einfach so.“