Zika-Infektion im Dienste der Wissenschaft: Um einen neuen Impfstoff zu testen, suchen amerikanische Mediziner Freiwillige, die sich mit dem Erreger anstecken lassen.

Washington - Gesucht: Freiwillige zwecks Infektion mit dem Zika-Virus. So oder ähnlich könnte die Anzeige lauten, die Forscher in den USA womöglich noch in diesem Jahr aufgeben. Die Studie soll die Entwicklung eines Impfstoffs beschleunigen.

 

Mit der Zika-Epidemie in Brasilien begann vor weniger als einem Jahr die Suche nach einem Impfstoff gegen die Infektionskrankheit. Ergänzend zu den klassischen Studien hoffen US-Forscher nun, einen seltenen, da schwierigen und teuren Weg beschreiten zu dürfen: Gesunde, nicht schwangere Probanden lassen sich im Dienste der Wissenschaft Erreger injizieren, während die Ärzte untersuchen, wie der Körper darauf reagiert.

„Die Protokolle sind nicht nur ein wichtiger Schritt in der Impfstoff-Entwicklung, sondern wir erfahren durch sie auch mehr über Zika“, sagt Anna Durbin von der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health in Baltimore. „Wir können Dinge untersuchen, die wir nicht untersuchen könnten, wenn sich jemand auf natürlichem Wege angesteckt hat.“

Per Spritze infiziert

Die erste grundlegende Frage, vor der die Wissenschaftler stehen, lautet: Wie viel Virus braucht man eigentlich, um einen Menschen mit Zika zu infizieren? Wenn die zuständige Behörde ihre Genehmigung erteilt, sollen den Freiwilligen ab Dezember in einem Krankenhaus in Baltimore unterschiedliche Mengen künstlich hergestellter Erreger verabreicht werden. Die gewonnenen Informationen helfen den Wissenschaftlern später bei der Erprobung eines Impfstoffes.

„Wir befinden uns in einem Wettlauf gegen die Zeit, um den besten Impfstoff zu finden“, sagt Anthony Fauci, Direktor des Nationalen Instituts für Allergien und Infektionskrankheiten (NIH). Im Moment befinden sich mehrere Kandidaten in der Pipeline, allen voran zwei sogenannte DNA-Impfstoffe, die den Körper aktivieren sollen, Antigene zu bilden, um die Immunabwehr anzuregen.

Um zu erforschen, ob ein Impfstoff tatsächlich wirkt, müssen die Erreger in den Körper geimpfter Probanden gelangen. Eine Injektion ist dabei schneller und sicherer als auf den Stich einer Mücke zu warten, die das Virus überträgt. Doch zunächst müssten Durbin und ihre Kollegen herausfinden, welche Dosis überhaupt eine Zika-Infektion auslöst - nur dann können sie sicher sein, dass der Test des Impfstoffs auch den realen Bedingungen entspricht.

Erkenntnisse über die Immunreaktion

Genau an dieser Stelle setzt die für Dezember geplante Studie an. Die Freiwilligen bleiben nach der Zika-Injektion zwölf Tage im Krankenhaus. Außerdem verpflichten sie sich, danach noch eine bestimmte Zeit lang beim Geschlechtsverkehr Kondome zu benutzen, um eine Übertragung der Krankheit auf Sexualpartner auszuschließen. Die begleitenden Untersuchungen sollen Aufschluss darüber geben, auf welche Weise und wie lange das Zika-Virus im Körper wirkt und wie die Immunabwehr reagiert.

In der zweiten Phase der Studie geht es dann um die Wirksamkeit einer Impfung. Bei den Probanden handelt es sich um Personen, die sechs Monate zuvor den zu testenden Impfstoff erhalten hatten. Eine kontrollierte Infektion soll zeigen, ob ihr Körper sich erfolgreich gegen den Erreger zur Wehr setzen kann.

Durbin hat erst kürzlich eine ähnliche Studie für einen Impfstoff gegen das Dengue-Fieber durchgeführt. Sie ist zuversichtlich, genügend Freiwillige für die Zika-Studie zu finden. Doch zunächst muss sie noch darauf warten, dass die Aufsichtsbehörde grünes Licht gibt.