Der Gemeinderat hat im Stadtbezirk zehn sogenannte Parklets genehmigt. Zwei Jahre lang soll getestet werden, ob die Ruhezonen im Straßenraum angenommen werden.

Bad Cannstatt - Wer im Internet oder auf Twitter den Suchbegriff „Parklet“ eingibt, bekommt jede Menge Texte, Artikel und natürlich viele Bilder angezeigt. Bilder von Menschen, die auf bunt verzierten Holzpaletten sitzen – am Straßenrand und Mitten in der Großstadt. Gelbe oder rote Sitzbänke mit Blumenkästen. Kleine Tische, Stühle und Bänke, die den Charme einer sommerlichen Café-Terrasse versprühen.

 

Doch viele diese Bilder stammen nicht aus deutschen Metropolen, sondern aus San Francisco, Paris oder Wien. Dort werden die Holzbuchten, die oft als Sitzgelegenheit oder Fahrradstellplätze dienen, von den meisten Bewohnern begeistert aufgenommen. In Deutschland – auch in Stuttgart – haben sie dagegen keinen leichten Stand. Doch das könnte sich in absehbarer Zeit ändern. Bis zu zehn solcher Parklets sollen auch in Bad Cannstatt in einem Pilotprojekt erprobt werden.

Probelauf in Mitte und West

Bereits im Jahr 2016 testete die Universität Stuttgart mit dem „Reallabor für nachhaltige Mobilität“ die Einrichtung von Parklets im Stadtgebiet. Insgesamt zwölf wurden in Stuttgart-Mitte und Stuttgart-West auf Probe eingerichtet. In einer Stadt, wo Parkraum begrenzt ist, sorgten diese Parklets natürlich für viele kontroverse Debatten. Besonders hoch schlugen die Wellen im Oktober 2017, als der Bezirksbeirat-Mitte gegen den erbitterten Widerstand der CDU für eine Verlängerung des Parklets am Schützenplatz stimmte. Ärger gab es auch im vergangenen Sommer im Gerberviertel. Dort sollte in Zusammenarbeit mit dem Quartiersmanagement ein Parklet eröffnet werden, das Projekt wurde jedoch gestoppt, da die Stadtverwaltung damals alle Parkletvorhaben im Stadtgebiet auf Eis gelegt hat.

„Sie fördern unter anderem die Gemeinschaft in den Quartieren – dennoch gab es auch Kritik von Anwohnern und Autofahrern“, nannte Stadtsprecher Sven Matis den Grund. Es brauche zuerst klare, nachvollziehbare Maßgaben, wie und wo solche Parklets errichtet werden können. „Diese Regeln sollen für die gesamte Stadt gelten und müssen vom Gemeinderat genehmigt werden“, so der Stadtsprecher.

Lebensqualität verbessern

Konzept und Rahmenbedingungen stehen ein Jahr später, vor einigen Tagen gab der Technikausschuss grünes Licht für ein Pilotprojekt in den Innenstadtbezirken und in Bad Cannstatt, das zunächst zwei Jahre dauern soll. Dadurch soll geklärt werden, ob Parklets die Lebensqualität verbessern und den Austausch zwischen den Menschen im Quartier fördern. Zudem soll in dem Versuch dargestellt werden, welchen Einfluss Parklets auf den Verkehr haben und wie groß die Akzeptanz ist.

Laut dem Konzept können in den Innenstadtbezirken und in Bad Cannstatt bis zu zehn Parklets zwischen März und November installiert werden. Vereine und Gruppen müssen dafür nicht nur einen Antrag stellen, sondern gleich einen verantwortlichen Paten benennen, der Ansprechpartner und Kümmerer bei Problemen ist. Außerdem macht das Konzept Vorgaben zu den Flächen, auf denen Parklets errichtet werden können, zu ihrer Größe und den Regeln für ihre Nutzung.