Die Stiftung Warentest hat Fitnessarmbänder, Laufuhren und Smartwatches unter die Lupe genommen. Technisch zeigen sich kaum Mängel. Dafür patzen 12 von 13 Geräten beim Datenschutz.

Wissen/Gesundheit: Werner Ludwig (lud)

Stuttgart - Eine wachsende Zahl von Menschen hat offenbar auch in der Freizeit das Bedürfnis nach regelmäßiger Leistungskontrolle. Anders ist nicht zu erklären, warum Jogger, Radler oder Wanderer immer öfter mit Messgeräten unterwegs sind, die ihre sportlichen Leistungen erfassen. Über eine App lassen sich die Daten in der Regel auch auf dem Smartphone darstellen. Sogenannte Wearables, deren Name sich vom englischen „to wear“ (tragen) ableitet, gibt es in unterschiedlichen Ausführungen. Die Stiftung Warentest hat 13 Fitnessarmbänder, Laufuhren und Smartwatches untersucht und berichtet darüber im aktuellen Heft der Zeitschrift „Test“.

 

Das Fazit fällt wenig schmeichelhaft aus: Bis auf den mit „gut“ beurteilten Testsieger, die Laufuhr Tomtom Spark 3 Cardio + Music, wurden alle Geräte wegen gravierender Datenschutzmängel um eine Note abgewertet. Denn die meisten Fitnesstracker begnügen sich nicht damit, ihren Träger über seine sportlichen Leistungen zu informieren. Die Hersteller behalten sich im Kleingedruckten vor, sensible Daten auch selbst zu nutzen oder an Dritte weiterzugeben.

Apple gibt personenbezogene Daten weiter

„Apple gibt personenbezogene Daten an Unternehmen weiter, die Dienstleistungen erbringen, wie zum Beispiel die Kreditgewährung“, heißt es etwa in der Datenschutzerklärung für die Apple Watch Series 3 GPS, die ohne die Datenweitergabe Testsieger geworden wäre. „Besitzer der Apple Watch erhalten später vielleicht einen überteuerten oder gar keinen Kredit und wissen nicht einmal, warum“, schreibt die Stiftung Warentest. Der Hersteller Fitbit behält sich vor, Name, Geburtsdatum, Gewicht und sportliche Aktivitäten des Kunden an andere Firmen zu senden. Die Nutzer könnten dies nicht unterbinden, kritisieren die Tester.

Wer sich ungeachtet der Datenschutzmängel einen digitalen Trainingsassistenten zulegen will, sollte sich zunächst fragen, welche Funktionen er benötigt. Den geringsten Leistungsumfang haben Fitnessarmbänder, von denen fünf getestet wurden. Sie zählen die Schritte und messen den Puls des Trägers. Auch der Kalorienverbrauch wird angezeigt. Die zurückgelegte Strecke ermitteln vier Modelle über die Schrittzahl und die teilweise einstellbare Schrittlänge. Eine genaue Positionserfassung per GPS bietet nur das Samsung Gear Fit 2. Es erhält denn auch die Note Gut bei der Streckenmessung. Das Fitbit Charge 2 schafft dieselbe Note auch ohne GPS.

Laufuhren messen die zurückgelegten Strecken

Alle fünf Fitnessarmbänder können Textnachrichten anzeigen, die das mitgeführte Smartphone empfängt. Eingehende Anrufe werden durch Vibration oder Anzeige der Nummer gemeldet. Das Samsung hat zudem einen Musikspieler. In der Gesamtwertung geben sich die Armbänder nicht viel: Garmin Vivosmart 3 (135 Euro) und Polar A 370 (190 Euro) erhalten die Note 3,5, das Fitbit Alta HR (132 Euro) eine 3,6 und Fitbit Charge 2 (133 Euro) sowie Samsung Gear Fit 2 (160 Euro) eine 3,7.

Mehr Funktionen bieten Laufuhren, von denen ebenfalls fünf Modelle getestet wurden. Sie verfügen mit Ausnahme der Fitbit Blaze über Satellitenortung und messen die damit zurückgelegten Strecken sehr genau. Zudem bieten sie in der Regel eine größere Auswahl an Sportarten, die sich erfassen lassen. Bis auf die Polar M 430 haben alle Testkandidaten eine Telefonfunktion.

Die Tomtom-Laufuhr verfügt über einen Musikspieler, der drahtlos Songs auf einen Kopfhörer überträgt. Wer neben einer befahrenen Straße joggt, kann sich damit auch von Naturgeräuschen begleiten lassen, um sich zumindest akustisch wie im Wald zu fühlen. Abgesehen von der Tomtom Spark 3 Cardio + Music (229 Euro), die mit 2,4 benotet wird, sind auch hier die Unterschiede relativ klein. Mit Noten zwischen 3,1 und 3,6 folgen Polar M 430 (222 Euro), Garmin Forerunner 35 (166 Euro), Garmin Vivoactive HR (194 Euro) und Fitbit Blaze (178 Euro).

Noch mehr Funktionen bieten Smartwatches, was sich auch in höheren Preisen niederschlägt. Die Tester nahmen drei von ihnen unter die Lupe. Apple und Huawei bieten die Geräte auch mit integriertem Telefonmodul an, so dass man auch ohne ein Smartphone in der Tasche telefonieren kann.

Am besten schneidet in dieser Geräteklasse die Apple Watch Series 3 GPS (395 Euro) mit der Note 3,0 ab, die laut „Test“ auch am einfachsten zu bedienen ist. Dahinter liegen Samsung Gear S 3 Frontier (310 Euro) mit 3,4 und Huawei Watch 2 (285 Euro) mit 3,5. Bei der Huawei beanstanden die Tester das dicke Gehäuse, das nur schwer unter handelsübliche Hemdsärmel passe. Statt eines eingebauten Musikspielers bietet das Gerät nur die Möglichkeit, Musik über kostenpflichtiges Streaming zu hören.

Technisch zeigen die getesteten Fitnessarmbänder, Laufuhren und Smartwatches kaum Mängel. So vergaben die Tester bei der Haltbarkeit zwölfmal die Note „sehr gut“ und dreimal „gut“. Auch die mitgelieferten Apps werden überwiegend „sehr gut“ oder „gut“ bewertet. Bleibt als einziges gravierendes Problem die ausgeprägte Neugier der elektronischen Trainingsbegleiter.

Dass Hightech-Kommunikationsgeräte am Handgelenk auch Schattenseiten haben, zeigte dieser Tage ein Vorstoß der Bundesnetzagentur. Die Behörde hat Kinder-Smartwatches verboten, mit denen Eltern den Nachwuchs überwachen und sogar hören können, was der Lehrer im Unterricht sagt. Aktiviert wird die Abhörfunktion aus der Ferne über das Handynetz. Eltern, die solche Geräte gekauft haben, müssten sie vernichten und dies auch dokumentieren, heißt es bei der Netzagentur. Andernfalls drohten Strafen. Zudem sollten Schulen prüfen, ob Schüler solche Uhren tragen.

Der Markt wächst rasant

Welt : Leistungsmesser fürs Handgelenk, auch Wearables genannt, sind weltweit gefragt. 2016 legten die Verkaufszahlen nach Angaben der Marktforscher von IDC (International Data Corporation) um 25 Prozent auf 102,4 Millionen Geräte aller Kategorien zu. Mit 22,5 Millionen verkauften Einheiten war Fitbit der Marktführer.

Deutschland: Im vergangenen Jahr wurden hierzulande nach Angaben des Branchenverbands Bitkom knapp eine Million Smartwatches und 1,36 Millionen andere Fitnesstracker verkauft. Für das laufende Jahr erwarten die Experten einen Anstieg auf 1,26 Millionen Smartwatches und 1,55 Millionen Fitnesstracker.

Nach diesen Kriterien wurden die Geräte beurteilt

Fitnessfunktionen: Bei Sportlern auf einem Laufband wurde mit einem Brustgurt der Puls ermittelt. Anhand dieser Referenzdaten wurde die Messgenauigkeit der Fitnesstracker überprüft. Der Kalorienverbrauch wurde über den Kohlendioxidgehalt der ausgeatmeten Luft bestimmt, die Genauigkeit des Schrittzählers und der Streckenmessung mit Lichtschranken am Laufband. Die Funktionen gingen mit 35 Prozent in die Endnote ein.

Bedienung:
Getestet wurden die Ablesbarkeit des Displays bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen, die Lauf- und Ladezeit der Batterie sowie Gebrauchsanleitungen und Online-Hilfen. Anteil an der Gesamtnote: 30 Prozent.

Kommunikation: Bewertet wurden der Empfang und das Senden von Whatsapp-Nachrichten und SMS sowie Komfort und Sprachqualität der Telefonfunktion. Anteil an der Gesamtnote: 15 Prozent.

Apps: Hierbei ging es vor allem um die Bedienbarkeit sowie Verständlichkeit und Nützlichkeit der mitgelieferten Anwendungen. Anteil an der Gesamtnote: 10 Prozent.

Haltbarkeit und Musikspieler: Beide Kriterien gingen jeweils mit fünf Prozent in die Gesamtnote ein.

Abwertungen:
„Sehr deutliche Mängel“ in den Datenschutzerklärungen führten zur Abwertung um eine Note. Darüber hinaus halten die Tester das Datensendeverhalten von elf der 13 untersuchten Geräte für „kritisch“. Dies führte aber nicht zur Abwertung.