Die ersten 40 Gymnasien haben die neuen Sicherheitsabläufe für die Abiturprüfungen getestet, und die Schulleiter sind fürs erste erleichtert. Die Handreichungen funktionieren, doch bleiben noch Fragen offen.

Stuttgart - Die Sorge der Schulleiter wegen der neuen Sicherheitsvorschriften für die Abituraufgaben hat sich weitgehend gelegt. Nach dem Testlauf an 40 Schulen reagieren Rektoren unserer Zeitung gegenüber entspannt. „Das wird uns nicht aus der Fassung bringen“, erwartet Holger zur Hausen, der geschäftsführende Schulleiter der Stuttgarter Gymnasien. Die Handlungsanweisungen des Kultusministeriums seien sehr genau. „Es ist genau so gelaufen wie vorgegeben“, berichtet Friedemann Schlumberger, Leiter des Graf-Eberhard-Gymnasiums in Bad Urach nach dem Test. In dem Fall mache das das Kultusministerium ganz gut, sagte er. „Das kommt mir gründlich überarbeitet vor und wirkt vertrauenswürdig.“

 

Erster Einsatz am 30. April

Bei dem Test wurden 40 Gymnasien verschlüsselte USB-Sticks mit Aufgaben zugestellt. Die Sticks müssen über ein zweiteiliges Passwort entsperrt werden. Dann sollen Schulen die Aufgaben ausdrucken und kopieren. Bisher wurden die Aufgabensätze ausgedruckt an die Schulen ausgeliefert. Hintergrund der Veränderung ist die Vorgabe der Kultusministerkonferenz, dass die Gymnasien die Aufgaben aus dem zentralen Aufgabenpool für mehrere Bundesländer nur möglichst kurze Zeit in den Schulen lagern sollen. Betroffen sind die Fächer Deutsch, Mathematik, Englisch und Französisch. Das neue Vorgehen kommt bei der diesjährigen Abiturprüfung vom 30. April an zum ersten Mal zum Einsatz. Laut Kultusministerium ist ein weiterer Test an allen Gymnasien vorgesehen.

Gegen das neue Verfahren hatten die Städte und Gemeinden große Bedenken angemeldet. Sie sind als Schulträger für die Kopiergeräte und die Drucker an den Schulen zuständig. Ebenso für das Verwaltungspersonal und die IT-Fachleute. Vor allem hatten sie vor dem Zeitdruck gewarnt. Das Passwort soll erst am Prüfungstag morgens um sechs Uhr an die Schulen versandt werden. Für die Entschlüsselung, den Ausdruck und das Kopieren der Aufgaben bleiben drei Stunden bis zum Beginn der Klausuren.

Vier Minuten bis zur Kopiervorlage

Friedemann Schlumberger aus Urach hält das für machbar. „Von der Entschlüsselung des Passwords hat es vier Minuten gedauert, bis ich die Kopiervorlage ausgedruckt vorliegen hatte“, berichtet der Rektor. Seine Schule brauche 120 Exemplare. Da sei die Zeit reichlich bemessen. Sein Eindruck nach dem Testlauf: „Vollkommen unproblematisch.“

Ein Kollege aus dem Regierungsbezirk Stuttgart bestätigt die Erfahrungen. „Die Handreichung ist erstaunlich gut vorbereitet“, lobt der Rektor. Auch er habe innerhalb von fünf Minuten die Kopiervorlage vorliegen gehabt. Er sagt: „Ich bin beruhigt, seit ich es ausprobieren konnte“.

Der Teil an Schulen werde wohl funktionieren, erwarten die Rektoren. Die Städte, so auch Stuttgart, sichern technische Unterstützung zu. Festzuhalten bleibt, so Holger zur Hausen: „Es wird eine Mehrbelastung für die Schulleiter und die schulinterne Verwaltung werden.“ Und es bleiben Fragen offen. Es müsse abgeklärt werden, wie lange es dauere, wenn die Mail mit dem Passwort am Prüfungsmorgen von den Rechenzentren an die 450 Gymnasien im Land verschickt werde, verlangt ein Rektor. Das jedoch liege nicht in der Hand der Schulen. „Das müssen die Regierungspräsidien oder das Kultusministerium machen.“

Andere Länder drucken am Vortag

Downloadverfahren wie etwa in Nordrhein-Westfalen oder in Niedersachsen würden für Entspannung sorgen, sagt etwa Norbert Brugger von Städtetag. Niedersachsen lehnt sich an das Online-Banking-Verfahren an, wie eine Sprecherin des dortigen Kultusministeriums auf Anfrage berichtet. Es gibt verschiedene schulbezogene Pin- und Tan-Nummern und begrenzte Zeitfenster für die Downloads. Die Aufgaben können wie in NRW am Nachmittag vor der Prüfung ausgedruckt werden.

Das würde den Zeitdruck nehmen, doch es wäre ein Paradigmenwechsel, wendet ein Schulleiter ein. Bisher sind in Baden-Württemberg die Fachlehrer dabei, wenn die Schulleiter die Abiaufgaben öffnen. Sie dürfen dann keinen Kontakt mehr mit Schülern haben. Elke Ray von der Direktorenvereinigung Südwürttemberg ergänzt, das Argument für die USB-Sticks sei, dass die freien Schulen technisch oft nicht so aufgestellt seien, dass ein Download funktionieren würde. Allerdings testet das Ministerium das Downloadverfahren für die anderen weiterführenden Schulen außer den Gymnasien.