Jennifer Hummel aus Geislingen hat bei der Abnehmshow „The Biggest Loser“ nur knapp das Finale verfehlt. Im Interview spricht sie über Frustessen, den Jo-Jo-Effekt und verrät, ob sie ihr Gewicht nach dem Ausscheiden halten konnte.

Stuttgart - Jennifer Hummel kam mit 138 Kilogramm zur Abnehmshow „The Biggest Loser“ und ging mit rund 52 Kilogramm weniger. In der Fernsehsendung geht es darum, in kurzer Zeit möglichst viel Gewicht zu verlieren. Dafür stellen sich die Kandidatinnen und Kandidaten Herausforderungen und bekommen professionelle Unterstützung bei Sport und Ernährung. Am Ende jeder Woche wird gewogen. Wer prozentual am wenigsten abgenommen hat, verlässt die Show. Jennifer Hummel, die in der Sendung nur Jenny genannt wird, musste im Halbfinale gehen, mit einem Endgewicht von 86,8 Kilogramm. Mittlerweile ist sie wieder in ihrer Heimat Geislingen.

 

Jenny, wann hast du dich zum letzten Mal auf die Waage gestellt?

Das war erst heute Morgen.

Bei „The Biggest Loser“ war der Gang auf die Waage immer mit viel Stress verbunden. Wie geht es dir jetzt, wenn du dich wiegst?

Mittlerweile geht’s mir gut, weil ich mich wiegen kann wann ich will und nicht mehr unter diesem Wettkampfaspekt, sondern um meinen Körper kennenzulernen. Den Körper den ich einfach jahrelang außer Acht gelassen habe.

Wie lange hast du schon mit Übergewicht gekämpft bevor du zu der Show gegangen bist?

Ich kenn mich eigentlich nur dick. Mein Übergewicht hat schon zwischen sieben und acht Jahren angefangen. Das war auch die Zeit, wo ich ganz arg viel nach meinem Papa gefragt habe, weil meine Mama alleinerziehend war. Ich habe bei andere Familien gesehen, dass es da noch einen anderen Part gibt und mich gefragt, wo dieser Part bei mir eigentlich ist. Ich habe dann angefangen dieses Vermissen mit Essen zu kompensieren. Irgendwann hat sich dieses Frustessen so manifestiert, dass es zu meinem Alltag gehört hat – bis ich am Ende auf 138 Kilogramm gekommen bin.

Rund 52 Kilogramm davon konntest du loswerden, aber bist du auch gedanklich weitergekommen?

Absolut. Es war die ganze Zeit nicht nur eine körperliche Veränderung, sondern auch eine mentale. In der Show wird man gefragt, warum man eigentlich übergewichtig ist und fängt an sich selber zu reflektieren. Sich zu fragen: Warum habe ich überhaupt gegessen? Oder: Warum esse ich eigentlich immer, wenn ich nach Hause komme, obwohl ich gar keinen Hunger habe? Wenn man ehrlich zu sich selber ist kommt man irgendwann auf die Antwort. Man hat einfach versucht, positive Emotionen mit Essen herbeizurufen. Und mit steigendem Übergewicht fühlt man sich auch weniger attraktiv. Dann ist man gefrustet und was macht man dann wieder? Man isst! Ein echter Teufelskreis.

Vielen Menschen ist ihr Übergewicht unangenehm. Du hast dich damit bewusst an die Öffentlichkeit gewandt. Warum?

Der Grund war mitunter der öffentliche Druck. Und ich dachte einfach nur, die Sendung hasch’ gesehen und da gibt’s Leute die massiv an Kilos verlieren. Ich wollte einfach die Unterstützung von anderen erhalten, dieses Team was hinter dir steht und die Leidensgenossen. Man steht mit dem Problem nicht allein da.

Wie hast du die Zeit bei „The Biggest Loser“ erlebt?

Am Anfang war es sehr ungewohnt für mich mit Kameras um mich herum. Ich habe dann aber irgendwann angefangen, den Fokus auf mich zu setzen. Ich hatte nie wirkliche Ziele in meinem Leben und ich bin mit dem Ziel dort hingegangen mein Leben zu verändern. Wenn ich an meine Grenzen gekommen bin, habe ich mir das immer wieder vor Augen gerufen. Es war auch viel so „Psychohygiene“, über seine Emotionen zu sprechen und sie nicht runterzuschlucken oder ins stille Kämmerchen zu gehen und ’ne Tüte Chips zu essen.

Wie ist es dich selbst im Fernsehen zu sehen?

Bei den Rückblicken ist es teilweise erschreckend mich nochmal so zu sehen, weil ich mich so nie wahrgenommen habe. Es ist aber auch unglaublich positiv meine eigene Entwicklung noch mal in Ruhe betrachten zu können.

Viele kritisieren an „The Biggest Loser“, dass die Kandidatinnen und Kandidaten nach dem Ausscheiden womöglich wieder zunehmen. Hast du auch Angst vor so einem Jo-Jo-Effekt?

Eigentlich gar nicht, weil ich genau weiß, dass wir uns zu jeder Tages- und Nachtzeit bei den Trainern melden können und uns dann einfach geholfen wird.

Du hast es bis ins Halbfinale geschafft und musstest als Fünftplatzierte die Show verlassen. Wie ging es für dich weiter nachdem du ausgeschieden bist?

Ich bin wieder arbeiten gegangen und danach ins Fitnessstudio. Allerdings nicht mehr jeden Tag, sondern nur noch drei, vier Mal die Woche. Ich habe einfach versucht auch ohne den Wettkampf dieses neue Leben in meinen Alltag zu integrieren. Ernährung und Sport unter einen Hut mit Arbeit und Freizeit zu bringen. Meine Zielsetzung war für das Finale nochmal an Gewicht zu reduzieren, weil da ja auch nochmal gewogen wird. Auf wieviel verrate ich noch nicht, aber das Gewicht habe ich seitdem gehalten. Und das macht mich total stolz.

Das Finale von „The Biggest Loser“ – mit der Top 20 der Kandidatinnen und Kandidaten – läuft am Sonntag, 28. April 2019, um 20.15 Uhr auf Sat.1.