Französisches Flair in Ludwigsburg: Der Intendant Peter Kratz eröffnet den Theatersommer mit der Premiere von „Cyrano“. Trotzdem schaut er sorgenvoll in die Zukunft.

Kultur: Adrienne Braun (adr)

Ludwigsburg - Wer als Kneipe oder Café in Corona-Zeiten ein paar Stühle zusätzlich draußen aufstellen kann, freut sich. Die Behörden sind angesichts der Lage auch großzügiger bei den Genehmigungen. Ein Freilichttheater wie der jetzt wieder anlaufende Theatersommer im Ludwigsburger Cluss-Garten müsste also ebenfalls von der frischen Luft profitieren. Wir haben beim Intendanten Peter Kratz nachfragt, ob es wirklich halbwegs glatt läuft.

 

Herr Kratz, als Freilichttheater haben Sie Glück im Unglück, oder?

Die meisten Freilichttheater haben frühzeitig abgesagt, weil man im März und April schon absehen konnte, dass man finanziell auf keinen grünen Zweig kommen wird. Das Wetter ist zwar schön, aber wir haben so drastische Einschnitte bei den Zuschauerkapazitäten, dass wir keine Chance haben, die Spielzeit ohne Defizit zu überstehen. Wenn man knallhart gerechnet hätte, wäre es billiger gewesen, die ganze Spielzeit abzusagen.

Warum haben Sie es dann nicht getan?

Wir feiern in diesem Jahr dreißig Jahre Theatersommer und zwanzig Jahre Kindertheater, deshalb hatten wir ein umfangreiches Sommerprogramm geplant und ein riesiges Ensemble engagiert. Wir hatten die Verträge abgeschlossen, auch Bühnenbilder waren teilweise schon gebaut, deshalb haben wird uns gesagt: Gut, die Leute sind da, wir probieren es. Mehrere Produktionen wurden nun abgesagt, aber „Pipi Langstrumpf“ und „Cyrano“ waren schon zu weit vorbereitet.

Das große Geburtstagsprogramm wird es also nicht geben?

Wir haben mit Design- und Kunststudenten zusammengearbeitet, die den Garten unter szenografischen Aspekten neu gestalten wollten und Möbel konzipiert haben, das ist alles steckengeblieben. Wir hatten auch ein Young-Artist-Programm am Start. Wir wollten in dieser Spielzeit einen Generationswechsel einleiten und haben einen Theaterrat gegründet. Das ist jetzt alles im Chaos geendet.

Verteilen Sie das Publikum jetzt zwischen Büschen und unter Bäumen, damit Sie den nötigen Abstand halten?

Nein, wir nutzen weiterhin die große Tribüne, aber eben mit Abstand. Ins Kindertheater passen jetzt gerade noch fünfzig Personen rein, das ist natürlich bitter, weil wir da eigentlich auf die Nähe und Atmosphäre setzen. Wir hatten für das Schultheater schon 3000 Karten verkauft, die wir jetzt alle zurückgeben mussten, weil das Kultusministerium außerschulische Veranstaltungen verboten hat.

Sie haben als Open-Air-Theater immer mit Unwägbarkeiten zu kämpfen. Sind Sie mit Corona jetzt in die bisher größte Krise geschlittert?

Ja, total. Ich weiß auch nicht, wie ich da wieder rauskommen soll. Die Perspektive sind nicht sehr rosig. Die letzten Jahre waren eine riesige Erfolgsgeschichte, auch für mich persönlich. Einige Inszenierungen kamen sehr gut an, wir hatten tolle Zuschauerzahlen. Und jetzt ist das ein Einschnitt, bei dem man gar nicht weiß, wie man sich herausarbeiten soll.

Info: Premiere von „Cyrano“ am 15. Juli, 20 Uhr, „Pippi Langstrumpf“ am 25. Juli, 15 Uhr.