Thees Uhlmann gab sich am Freitag im LKA in bester Rock ‚n’ Roll-Manier die Ehre. Ein Abend voller Anekdoten, mit einer Prise Aberglauben und viel Poesie.

Stuttgart - Umrahmt von seiner sechsköpfigen Band steht Thees Uhlmann in Jeanshose, Jeansjacke und einem schwarzen Shirt, mit der Gitarre in der Hand, auf der Bühne. Den Schweiß, der ihm von der Stirn rinnt, wischt er mit dem Jeansärmel ab. Uhlmann bekundet, dass er richtig Bock hat, den Laden zu rocken und nach etwa der Hälfte des gut zweistündigen Konzerts sagt der für seine melancholische Ader bekannte Sänger: „Jetzt hab‘ ich richtig gute Laune“.

 

In guter Rock ‚n’ Roll-Manier legt der nordische Barde am Freitagabend eine Mischung aus neuen und alten Stücken vor, darunter einige Songs aus seiner Zeit bei der Hamburger Indie-Band Tomte. Gleich vier Zugaben gibt es im rappelvollen LKA und laut Publikum hätte es auch mehr sein dürfen. Der erste Song des Abends und auch des neuen Albums, „Fünf Jahre nicht gesungen“, ist für Uhlmann programmatisch. Nach den beiden Alben „Thees Uhlmann“ (2011) und „#2“ (2013) kam im Herbst 2019 mit „Junkies & Scientologen“ sein drittes Solo-Album heraus. Dazwischen war er Autor, Vater, Produzent.

„Fünf Jahre nicht gesungen“ ist nun ein Stück über Entwicklung und Selbstwerdung: „Ich habe alles versucht/Es hat nicht gereicht […] Das Leben ist kein Highway/Es ist die B73“, heißt es darin. Uhlmann ist jetzt 45 und immer noch ein sanfter Rebell, der lieber „Dosenbier, als Konfettikanonen“ mag und sich elektronische Musik am liebsten schön trinkt.

Im Januar auf Lesereise

Im zweiten Drittel des Abends spielt er den Toten Hosen-Song „Liebeslied“, was daher rührt, dass er gerade erst ein Buch, eine Hommage, über die befreundete Band veröffentlicht hat. Im Januar wird der Tausendsassa damit auf Lesereise sein, unter anderem im Wizemann.

Thees Uhlmanns Lieder erzählen von Beobachtungen der kleinen Dinge des Lebens, als hätte er sie in seinem Tagebuch festgehalten und dann mit Punk-Rock-Attitude vertont. Stücke wie „Ich bin der Fahrer, der die Frauen nach Hiphop-Videodrehs nach Hause fährt“ sind sinnig und poetisch. Um eine gute Geschichte ist Uhlmann nie verlegen, so leitet er viele seiner Songs an diesem Abend mit humoristischen Anekdoten ein. Dass er an einem Freitag, den 13., spielt ist für ihn ein Zeichen, und dass gegen Konzertende daraus ein Samstag wird, macht dann auch nichts mehr aus, denn bis dahin hat er schon alles gegeben. Die letzten Stücke röhren gewaltig. Mit einem Brustklopfer geht der Sänger ab, als wäre er gekommen, hätte gesehen und gesiegt.