Jeder zweite junge Geflüchtete ist von Traumata belastet. Wie verhindert man, dass einige von ihnen in Deutschland gewalttätig werden könnten? Ein Projekt der Uni Konstanz zeigt, wie man jene findet, die zum Problem werden könnten. Aber es zeigt auch: Nicht jedem kann geholfen werden.

Familie/Bildung/Soziales: Lisa Welzhofer (wel)

Wenn er auf die Wellen des Bodensees blickte, sah er die Wüstendünen Malis. Sah sich mit 15 Jahren auf einer sandigen Piste stehen, die Schnellfeuerwaffe im Arm. Wie er sich den voll beladenen Trucks aus den Diamantminen entgegenstellte. Schrie, schoss, tötete, raubte. Zusammen mit den anderen Teenager-Jungen, kaum Bartflaum am Kinn. Das nomadische Volk der Tuareg hatte die Jugendlichen auf ihrer Flucht durch Mali geschnappt. Entweder Diamanten rauben oder sterben. Das war die Entscheidung. Wenn sie Edelsteine brachten, durften sie feiern und trinken. Irgendwann ließen die Kidnapper sie weiterstolpern durch den Sand. Es kamen ja genug Jungs auf der 7000 Kilometer langen Route von Gambia im Westen Afrikas an die libyschen Häfen im Norden nach.