Ein neues Brexit-Referendum ist immer noch nicht vom Tisch. Doch den Briten läuft die Zeit davon, meint Peter Nonnenmacher.

Korrespondenten: Peter Nonnenmacher (non)

London - Der Brexit-Prozess ist an einem Tiefpunkt angekommen. Das von Theresa May mit der EU ausgehandelte Austrittsabkommen ist weiterhin blockiert – obwohl die Premierministerin in ihrer Verzweiflung sogar ihren Rücktritt angeboten hat. Unterdessen haben sich Britanniens Abgeordnete auf keine einzige von acht Alternativen einigen können. Zunehmend fassungslos sieht das ganze Land diesem Schauspiel zu. Und doch hat sich Interessantes getan in den letzten Tagen.

 

Den gemäßigten Kräften bleibt nicht mehr viel an Optionen

Zuerst hat May selbst mit ihrer Anti-Parlaments-Tirade alle Parlamentarier gegen sich aufgebracht. Die lang von ihr ausgespielten Hinterbänkler haben daraufhin begonnen, einen Prozess selbstbestimmter Suche nach Kompromissen in Gang zu setzen. Und der eindrucksvolle Zug einer Million pro-europäischer Demonstranten durch London am vorigen Wochenende hat bislang zögernden Volksvertretern Mut zur gemeinsamen, tastenden Aktion gemacht. Scheitert Mays Deal nun ein letztes Mal, bleibt den gemäßigten Kräften nicht mehr viel an Optionen. Fieberhafte Verhandlungen darüber laufen, dass es in diesem Fall doch noch zu einer Mehrheit für eine andere Art von Brexit kommt. Auch ein neues Referendum ist nicht vom Tisch. Es wäre eine letzte Notbemse. Allerdings bleibt, zur Installation der Bremse, nicht mehr viel Zeit.