Eine junge FBI-Beamtin (Emily Blunt) wird in Denis Villeneuves erstklassigem Thriller einer bunt gemischten Sondereinheit zugeteilt. Desperados mit Dienstmarke sollen Mexikos Drogenkartelle bekämpfen. Bald fragt sich die FBI-Frau, ob sie diesen Kollegen trauen kann.

Stuttgart - Mitten in der Stadt baumeln die Gehängten über der Straße. Mexikos Drogenmafia hat zugeschlagen, hat Leute gerichtet, die ihr in die Quere kamen. Das Verbrechen hält sich im Thriller „Sicario“ wie in der Realität nicht bedeckt, es tritt offen auf, als die wahre Macht im Staat, die Polizei und Justiz allenfalls lästig findet, wie der Stier die Zecken, die er sich im Dreck aus dem Fell scheuert.

 

Höchst mulmig wird es da auch der FBI-Agentin Kate Macer (Emily Blunt), die als Verbindungspolizistin einer Sondereinheit zugeteilt wurde. Auf der heimischen Seite der Grenze hat sie schon bittere Erfahrungen mit der Effizienz, Reichweite und Skrupellosigkeit der Kartelle gemacht. Aber auf der anderen, der mexikanischen Seite der Grenze, wo ihre Rechte und Kompetenzen unklar sind, wirkt alles noch viel einschüchternder. Wohl auch, weil sie ihre neuen Kollegen (u. a. Josh Brolin, Benicio Del Toro) kaum einschätzen kann. Das sind Cowboys, Desperados, Schattenmänner, Zyniker und Folterknechte, und wenn ein militärisches Spezialkommando dazustößt, wirken auch diese Typen wie der Pistolerohaufen eines Spätwestern, nur mit mehr Duscherfahrung und Funkkontakt.

Vertrauter Feind

Der Frankokanadier Denis Villeneuve, der einen großartigen Film nach dem anderen vorlegt, „Die Frau, die singt“, „Prisoners“, „Enemy“, hat nun den besten Drogenthriller seit Steven Soderberghs „Traffic“ vorgelegt. Anders als Soderbergh sucht Villeneuve nicht den großen Überblick, er geht nahe heran, zieht uns in ein paar taktische Aktionen des Kriegs gegen die Drogen, den er beim Wort nimmt.

Villeneuve hat dies als Kriegsfilm angelegt, aber nicht in dem Sinne, dass irgendjemand ernstlich an den Sieg glauben würde. Er zeigt Frontschweine, die sich pragmatisch an die neue Dauerwelt des Krieges angepasst haben, denen der Grabenkampf gegen einen Feind vertrauter ist als das Konzept des Friedens, ja, die sich dem Gegner näher fühlen als den Zivilisten zu Hause. Dies ist ein düsterer Film, voll ominöser Drohungen und unheimlicher Charaktere. Aber er will nicht exotisch wirken: er lässt ahnen, dass mexikanische Verhältnisse wie Drogen ein Exportartikel sein könnten.

Sicario. USA 2015. Regie: Denis Villeneuve. Mit Emily Blunt, Josh Brolin, Benicio Del Toro. 122 Minuten. Ab 16 Jahren.