Beim THW-Maibockfest sind gleich zwei Stadtoberhäupter im Einsatz.

Leonberg - Es ist weit nach Mitternacht, da hat der Mann, der in jüngster Zeit eher selten zu sehen ist, endlich ein paar ruhige Minuten. Bernhard Schuler, Anfang Dezember als Oberbürgermeister in den Ruhestand gegangen, hat sich in der vergangenen Zeit rar gemacht.

 

Erst fünf Monate später, in der Mainacht, zeigt sich der einstige OB einem größeren Publikum, indem er ein Versprechen einlöst. Im vergangenen Herbst, beim 40. Geburtstag der THW-Jugend, hatte der damals noch amtierende Oberbürgermeister ein Geschenk der besonderen Art mitgebracht: Beim nächsten Maibockfest werde er am Zapfhahn helfen.

Ein Ehrenmann hält sein Wort

Als Ehrenmann hält Schuler sein Wort und steht am Montagabend pünktlich zur Eröffnung um 18 Uhr im Bierwagen. „Die THW-Leute haben es gut mit mir gemeint“, lächelt der Ruheständler, während er ein Weizenglas in einem Rutsch vollmacht. „Um diese Zeit ist noch nicht so viel los.“

Das ändert sich spätestens eine Stunde später als Schulers Nachfolger anrückt. Martin Kaufmann soll das Fass anstechen. Doch dort, wo der neue OB den Hammer schwingen soll, ist kein Durchkommen. Die Besucher haben Hunger und Durst, an den Kassen bilden sich lange Schlangen. Zu eng für einen Fassanstich.

Der Leonberger THW-Ortsbeauftragte Matthias Schultheiß und sein Stellvertreter Simon Salin reagieren sofort und schieben den Biertisch einfach nach draußen. Kaufmann macht kein großes Vorgeplänkel, schlägt einmal zu, und schon sprudelt der Gerstensaft. Ein neuer Rekord. Der FDP-Bundestagsabgeordnete Florian Toncar hatte vor ein paar Jahren anderthalb Schläge gebraucht, wie er sich erinnert. Sein CDU-Kollege Marc Biadacz, der ebenfalls zur Festeröffnung erschienen ist, hatte noch keine Gelegenheit, seine Anzapfkünste unter Beweis zu stellen.

Den Männern und Frauen steht der Schweiß auf der Stirn

Während die Lokalprominenz den Maibock aus großen Maßkrügen probiert, hat nicht nur Bernhard Schuler am Bierstand alle Hände voll zu tun. Besonders stressig ist die Arbeit an der Grillerei, wo die Aktiven vom Roten Kreuz aus Weil der Stadt den THW-Freunden helfen. Schweinehals, Rote und Bratwürste gehen zu Hunderten über die Theke. Den Männern und Frauen steht der Schweiß auf der Stirn, aber sie haben für jeden Gast ein freundliches Wort.

Schweiß fließt auch in der Nachbarhalle, wo die heimische Rockband The Undercover Project mit Rock- und Popklassikern so richtig einheizt. Sänger Manuel Steininger, wiewohl von schlanker Statur, beeindruckt mit einer voluminösen Stimme. Und der Schlagzeuger Patrick Pfitzenmaier aus Leonberg verausgabt sich bei einem krachenden Drumsolo, so wie man es aus den Siebzigern kennt. Das Publikum ist begeistert, Junge und Ältere vereinen sich zu einen großen Tanzgemeinde, in der immer mehr Sombrero-Träger herumhüpfen – die Trophäe für jeden Gast, der an der Bar mindestens zehn Tequila erstanden hat.

Es ist schon spät, da schaut noch ein hungriger Gast herein. Roland Bernhard war in Weil der Stadt bei der Diskussion zur Hesse-Bahn und macht auf dem Rückweg einen Schlenker über Leonberg. Zum Dank wird der Landrat vom THW-Chef persönlich bewirtet.

Matthias Schultheiß ist zu früher Morgenstunde rundum glücklich. Der Andrang war gewaltig, die Gäste ausgelassen fröhlich, der Umsatz gut. Geld, das die ehrenamtlichen THW-Helfer gut gebrauchen können. Bei diesem Fazit muss er es belassen. Noch viel Arbeit wartet in der Nacht auf Schultheiß und sein Team. Denn schon in wenigen Stunden kommen zum THW-Zentrum in der Mollenbachstraße die nächsten Gäste.