Der Nachwuchs vom Engelberg will beim Bundesjugendwettkampf Ende Juli in Thüringen seinen Titel verteidigen. Dafür trainieren die Jungen und Mädchen hart.

Leonberg - Ein Hochwasser. Eine Aufgabe, mit der das Technische Hilfswerk (THW) immer wieder konfrontiert ist. Da es die Retter aber im Jahr 1342 noch nicht gibt, ruft ein Magier durch die Zeiten das THW zu Hilfe. Auf der Heidecksburg müssen sie Menschen retten, Stege und Brücken bauen und auch Brunnen wiederherstellen.

 

Was ein bisschen nach einem Fantasy-Jugendroman klingt, ist das Aufgaben-Szenario für den THW-Bundesjugendwettkampf, der am 28. Juli in der Nähe von Rudolstadt im Thüringer Wald stattfindet. Der Nachwuchs des Leonberger Ortsvereins hat sich erneut qualifiziert – und will seinen Titel aus dem Jahr 2016 verteidigen.

Spannende Aufgaben

Das Unglück im Jahr 1342 hat es wirklich gegeben. Beim sogenannten Magdalenenhochwasser wurden in ganz Mitteleuropa an vielen großen Flüssen die höchsten, jemals erreichten Pegelstände gemessen – ein echtes Jahrtausendhochwasser. Kleine Bäche wurden zu reißenden Gewässern, ganze Dörfer zerstört und auch die Heidecksburg schwer beschädigt. Teilweise stand das Wasser drei Meter hoch in der Burg. Die Magier-Legende dagegen ist ausgedacht. „Das Szenario wird immer anhand des Ortes gestaltet“, sagt Matthias Schultheiß, der Ortsbeauftragte des Leonberger THW. Vor sechs Jahren beim Bundeswettkampf in Wolfsburg etwa habe die Aufgabe darin bestanden, eine Autostraße zu bauen. Mit richtigen Autos darin.

Zusammen klappt es am Besten. Foto: THW
Der Bundesjugendwettkampf wird nur alle drei Jahre ausgetragen. Danach ist ein Jahr Pause, bevor der Wettbewerb auf Landesebene stattfindet, der auch Qualifikations fürs Bundesfinale ist. In Baden-Württemberg sind die Leonberger derzeit das Maß aller Dinge, ihren Bundessieg vor drei Jahren haben sie mit großem Punktevorsprung errungen.

Die Titelverteidigung ist das große Ziel. Dafür trainieren die Nachwuchsretter im Alter zwischen zwölf und 17 Jahren acht Wochen lang intensiv. Am Ende muss jeder Handgriff sitzen. Egal, ob aus drei Rundhölzern ein Dreibock aufgebaut oder ein Aggregat in Betrieb genommen wird. 120 Minuten lang haben sie Zeit, die vorgegebenen Aufgaben zu erfüllen. „Das sind grundlegende Sachen der THW-Arbeit. Routine-Aufgaben, die später im aktiven Dienst einfach mitlaufen, über die man nicht mehr nachdenken muss“, erklärt Schultheiß. Also im Grunde die Simulation eines Ernstfalls, die aber noch spielerisch aufgezogen ist.

Am Ende muss es auch Spaß machen

Denn der Spaß soll bei der Jugendarbeit natürlich nicht zu kurz kommen. „Wir gehen auch mal an die Glems und üben, Wasser abzupumpen. Was auch schon mal in einer Wasserschlacht endet“, sagt der Ausbildungsbeauftragte des Leonberger THW, Daniel Lok. Einmal im Jahr gibt es eine Jugendfreizeit. Da kochen auch schon mal die Großen für die Kleinen. Und für sozial benachteiligte Jugendliche ist die Freizeit kostenlos. „Der soziale Aspekt wird bei uns groß geschrieben. Wir sind froh, dass wir so etwas auch finanziell stemmen können“, sagt der Ortsbeauftragte, Matthias Schultheiß. Die Jugendarbeit wurde lange über die Helfervereinigung finanziert, mittlerweile gibt es einen eigenen Verein. „Aus historischen Gründen dürfen Bundesorganisationen keine eigene Jugendorganisationen haben“, erläutert Schultheiß. Das THW ist eine Bundesanstalt.

Sie trainieren fleißig

Deshalb freut er sich besonders über eine Spende über 5000 Euro, die es kürzlich von der Stiftung der Kreissparkasse Böblingen für die Jugendarbeit gab. Auch ein neuer Mannschaftstransportwagen wurde über Spenden finanziert und soll schon bei der Fahrt ins Bundesjugendlager nach Rudolstadt zum Einsatz kommen. Bis dahin heißt es für die Jungen und Mädchen, fleißig zu üben – parallel zu den letzten Schultagen vor den Ferien. „Das Bundesjugendlager findet immer am einzigen Wochenende statt, an dem alle Bundesländer Ferien haben“, sagt Daniel Lok. Freitags gibt es für die Leonberger Zeugnisse, samstags geht die Fahrt nach Rudolstadt. Am Sonntag dann ist Wettkampf. Dann wird nicht nur der neue Bundessieger gekürt, sondern es werden auch die Helden von 1342 gefeiert.