Ein Elfjähriger liegt in Tiefenbronn am helllichten Tag schwer verletzt auf der Straße. Doch das ganze Drama zeigt sich erst, als die Polizei das Wohnhaus der Familie durchsucht.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Tiefenbronn - Ein mannshohes anthrazitfarbenes Tor, von der Polizei sauber versiegelt, verwehrt den Blick auf den Tatort. Davor steht am Sonntagnachmittag ein Ehepaar mit seinen erwachsenen Kindern. Neben eine Plastikrose, die dort bereits liegt, drapieren sie drei Kerzen und zünden sie an. Dann verharren sie schweigend. Plötzlich fällt einer der jungen Männer seinem Vater um den Hals, nach und nach fassen sich alle an den Händen. Die Erinnerung an die Tat, die sich 24 Stunden zuvor in dem großen Einfamilienhaus im Tiefenbronner Ortsteil Mühlhausen (Enzkreis) ereignet hat, erzeugt offenbar ein Verlangen nach Nähe.

 

Elfjähriger liegt blutend auf der Straße

Es waren dramatische Szenen, die sich am Samstagnachmittag in der ruhigen Wohnstraße am Rande des zu Tiefenbronn gehörenden 1700-Einwohnerdorfs abgespielt haben sollen. Ein Anwohner fand gegen 13.30 Uhr einen elfjährigen Buben blutend auf der Straße. Er war lebensgefährlich verletzt, aber ansprechbar. Der Nachbar rief die Polizei und den Rettungsdienst. Doch was der Junge erzählte, veranlasste die Beamten dazu, weitere Streifen hinzuzurufen und das nahe gelegene Wohnhaus des Jungen zu durchsuchen. Dort fanden die Polizisten seine 38-jährige Mutter und seinen achtjährigen Bruder. Beide waren tot. Zur Todesursache machte die Polizei keine Angaben.

Mutmaßlicher Täter ist in Klinik

Offenbar ebenfalls im Haus befand sich der 60-jährige Ehemann und Vater. Er stehe unter dem dringenden Verdacht, seine Frau und seinen achtjährigen Sohn getötet und seinen elfjährigen Sohn schwer verletzt zu haben, erklärte die Polizei. Zu den Hintergründen machte sie keine Angaben. Der Mann sei von der Polizei in ein Krankenhaus gebracht worden. Noch am Sonntag sollte er dem Haftrichter vorgeführt werden. Das Kriminalkommissariat in Pforzheim übernahm die Ermittlungen.

Tiefenbronner Bürgermeister ist erschüttert

„Ich bin überaus erschüttert und tief betroffen von diesem schrecklichen Familiendrama in unserer Gemeinde“, sagte der Tiefenbronner Bürgermeister Frank Spottek (parteilos). Die offenbar wohlhabende Familie war in Mühlhausen nur mit Nebenwohnsitz gemeldet. Das in zweiter Reihe stehende und mit einem hohen Zaun gesicherte Wohnhaus galt als ihr Wochenenddomizil. Hinter dem Gebäude fällt das Gelände steil ab. Dort fließt die Würm, auf der anderen Seite befindet sich der Sportplatz. Am Sonntagnachmittag wehte von dort der Torjubel der Dorfjugend hoch. Der elfjährige Sohn des Ehepaars kämpfte derweil in der Klinik ums Überleben.