Mitten auf der Forchenrainstraße in Gerlingen entdeckt eine Passantin am Montag eine griechische Landschildkröte. Nun wartet das Tier in einer Auffangstation in Weilimdorf auf seinen Besitzer – muss aber zunächst dringend zum Tierarzt.

Gerlingen - Allein in Gerlingen unterwegs war am Montagnachmittag eine Schildkröte. Mitten auf der Forchenrainstraße saß das Tier, wo es eine Passantin entdeckte. Cornelia Steinmann fand die Landschildkröte auf Höhe der Bushaltestelle Hermann-Löhns-Straße und nahm das herrenlose Tier mit zu sich nach Hause.

 

Dort fand die Schildkröte vorübergehend Obhut in einem mit Gras ausgelegten Wäschekorb, später durfte sie im Garten herumspazieren und in der Küche schlafen. Ein Besitzer hat sich trotz eines Zettels an der Fundstelle und Veröffentlichungen über Facebook nicht gemeldet. Deshalb ist das Tier nun in die Schildkröten-Auffangstation von Christin Kern in Weilimdorf umgezogen. Dort fand man heraus: die griechische Landschildkröte ist ein Männchen, etwa 15 Jahre alt – und laut Kern in einem „verheerenden Zustand“. Unterbiss, Panzerdeformationen und starke Höckerbildung deuteten auf gravierende Mängel in der Haltung hin. Nun geht es für die Schildkröte erst mal zum Tierarzt, dann muss sie aufgepäppelt werden.

Tiere werden häufig ausgesetzt

Mindestens drei Wochen lang hat der Besitzer nun Zeit, sich bei Christin Kern zu melden – der rechtliche Anspruch besteht jedoch ein halbes Jahr. „Wenn sich jemand so lange nicht meldet, muss man sich aber schon fragen, warum“, sagt sie. Um den tatsächlichen Besitzer zu identifizieren und das Tier nicht an einen Trittbrettfahrer abzugeben, der die Gelegenheit nutzen will, muss der Halter als Beleg ein Foto der Schildkröte vorzeigen.

Viele Fundtiere sind nach Kerns Erfahrung ausgesetzt worden. „Das sind oft Affektkäufe, und dann stellt man fest, dass die Haltung doch schwieriger ist als gedacht.“ Schildkröten brechen auch aus ihrem Gehege aus – häufig wegen Mängeln in der Haltung, sagt Kern. Nur jede zehnte Schildkröte, die die Auffangstation aufnimmt, wird wieder abgeholt. Rund 70 hat sie zurzeit in der Auffangstation bei sich zuhause in Weilimdorf, sie sind auf mehr als einem dutzend Gehege aufgeteilt. Werden Fundtiere nicht wieder abgeholt, sucht Kern nach neuen Haltern, die dem Tier ein artgerechtes Leben ermöglichen.