Die Reichenbacherin Sabine Häring hat sich gehörig in das Federseegebiet bei Bad Buchau verguckt. Am 6. Juli erscheint von ihr eine 60-minütige DVD über das oberschwäbische Tier- und Pflanzenparadies.

Reichenbach - Mindestens 15-mal war die 56-jährige Diplom-Geografin in Afrika, unternahm Reisen durch Südamerika, Indien und Indonesien – und immer war die Kamera dabei. „Afrika ist meine Welt“, ist sie sich sicher, und so bleibt es wohl auch. Dort hat sie bei Safaris jagende Wildhunde und Löwen sowie Elefanten in spannenden Bildsequenzen festgehalten. Doch neben die Begeisterung für den Schwarzen Kontinent hat sich in den vergangenen drei Jahren ein ganz anders geartetes Faszinosum bei Sabine Häring „eingeschlichen“ – und das gilt dem oberschwäbischen Federseegebiet mit seiner landschaftlichen Schönheit, dem See und dem Moor, den Tieren und Pflanzen, dem Nebel und den Lichtstimmungen, wie sie sagt.

 

Für die gebürtige Stuttgarterin ist es eine Wiederentdeckung. Denn die Großeltern wohnten im nahen Bad Schussenried, und bei Besuchen ging die Enkelin schon mit zehn Jahren – und ausgerüstet mit Opas Retina – auf Fotosafari, auch beim Federsee und in seiner Umgebung. Und so versteht Sabine Häring ihren Film mit dem Titel „Geheimnisvolles Federseemoor“ als eine doppelte „Liebeserklärung“: an die Natur und an die oberschwäbische Landschaft überhaupt.

150 Drehtage in zwei Jahren

An 150 Drehtagen, die sich auf zwei Jahre verteilten, waren der ein Kilometer lange Federsee-Steg sowie die Wege im Moor-Urwald und entlang der Feuchtwiesen sozusagen die Blickachsen der Naturfilmerin ins heimliche Tierleben. Da hieß es am Federsee früh raus aus den Federn, um im zeitigen Frühjahr bei aufgehender Sonne das vielstimmige Morgenkonzert von Teichrohr- und Schilfrohrsänger, Rohrschwirl und sonstigen begabten Sängern einzufangen. Dazwischen galt es, im Wasser der Kiellinie des Bibers zu folgen, oder in den Feuchtwiesen Szenen aus dem Familienleben der Rehe festzuhalten.

So ziemlich einmalig dürften die Aufnahmen sein, die Sabine Häring im Mai vergangenen Jahres bei Sonnenaufgang vom Techtelmechtel eines Kuckuckspaares gelungen sind. Anders als bei zwei Haubentauchern, die drehreif und in vollendeter Kür ihren Liebesreigen vollführten, wollte es bei den Kuckucken mit dem Einvernehmen nicht so recht klappen , auch wenn der schmuck gesperberte Galan seine Auserwählte mit einem Holzsteckelchen als Geschenk anhaltend zu bezirzen versuchte. Wahrscheinlich hätt’s zum Frühstück doch was Schmackhafteres gebraucht . . .

Zu der besonderen filmischen Ausbeute von Sabine Häring zählen auch Bilder von einem Gefiederten, der durch sein apartes Aussehen besticht und zu den Charaktervögeln des Federsees gezählt werden darf: gemeint ist die Bartmeise. Erst im vergangenen Jahrhundert aus Südosteuropa zugezogen, gehen Schätzungen mittlerweile von 20 bis 100 Brutpaaren im Federseegebiet bei Bad Buchau aus, weiß die Naturfilmerin. Und weil sich der Vogel im Lande so rar macht, pilgern alljährlich im Herbst ganze Heerscharen von Fotografen in das Naturschutzgebiet, um ihre Bildersammlung mit dem Konterfei des bunten Kerls zu bereichern.

Film zeigt die Natur vor der Haustür

Die Reichenbacherin hat sich bei ihrem Erstlingswerk für ein größeres Publikum von dem Gedanken leiten lassen, „die Natur vor unserer Haustür“ zu zeigen und dabei statt auf technische Raffinesse lieber auf Zeit und Geduld zu setzen, um die Tiere nicht zu stören. Besonderen Wert habe sie allerdings auf eine „authentische Tonkulisse“ und die Musikuntermalung gelegt, sodass von den Herstellungskosten des Films, die auf 25 000 Euro bis 30 000 Euro veranschlagt seien, etwa ein Drittel allein auf Musikverlagshonorare und Gema-Gebühren entfalle.

Die 56-Jährige ist im Hauptberuf Umweltgutachterin und Projektmanagerin. Weiter ist sie beim Nabu engagiert und zählt zu den bundesweit 300 ehrenamtlichen sogenannten Wolfsbotschaftern, die der Naturschutzbund ständig schult. Das Naturschutzzentrum Bad Buchau hat Härings Filmdebüt wissenschaftlich begleitet und erhält pro verkaufter DVD eine Spende von einem Euro. Und vielleicht, so die Hoffnung der Reichenbacherin, entpuppt sich ja das Filmgeschäft zu einem weiteren beruflichen Standbein.