Nach dem ungewöhnlichen Fahndungsfall um einen Cocker Spaniel ist die Polizei noch immer auf der Suche nach einem Motiv.

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Stuttgart - Ein Cocker Spaniel sitzt am Steuer eines Polizeiautos. Irgendwie ist ihm anzusehen, dass ihm das alles nicht ganz so geheuer ist. Als unkomplizierter, anhänglicher und menschenbezogener Familienhund ist er in eine Lage geraten, die zahlreiche Menschen in Stuttgart in Aufregung versetzt hat. Scoubidou ist entführt worden. Dass er nun im Streifenwagen sitzt, markiert das gute Ende eines Fahndungsfalls, über den der Hund unterm Tannenbaum viel erzählen könnte. Wenn er sprechen könnte. Oder je einen Christbaum zu sehen bekäme.

 

Scoubidou ist der Begleiter eines Mannes, der auf der Straße zu Hause ist und in der Klettpassage am Hauptbahnhof die Zeitungen des Stuttgarter Vereins Trottwar verkauft. „Das war ein Schock für mich“, sagt Martin Kikiny über den Tag, als sein Hund an jenem 7. Dezember plötzlich spurlos verschwand. In einem Schnellimbiss hatte der 37-Jährige sich etwas zu essen gekauft, Scoubidou wartete angeleint draußen. Und dann war da nur noch die Leine.

Die Polizei spürt eine 37-Jährige auf

Einen Tatverdacht gab es schnell: eine Frau, die Kikiny zuvor in ein Gespräch verwickelt und ihn dann bis zum Imbiss begleitet hatte. Offenbar hatte sie den siebenjährigen Cocker Spaniel losgebunden und mitgenommen. Der Verein Trottwar startete über soziale Netzwerke einen Fahndungsaufruf – mit Erfolg. In Zuffenhausen war in der Nachbarschaft ein neuer Hund aufgefallen, goldbraun und Cocker wie Scoubidou.

Am nächsten Tag, gegen 21.50 Uhr, klingelt die Polizei an der Tür der 37-jährigen Verdächtigen. Scoubidou wird mitgenommen. Diesmal ist es keine Entführung. Als vertrauensbildende Maßnahme lassen die Beamten den Cocker kurz auf dem Fahrersitz des Polizeiautos Platz nehmen, ehe er zu seinem Herrchen chauffiert wird.

Und was sagt die Verdächtige?

„Gegen die Frau wird wegen Diebstahls ermittelt“, sagt Polizeisprecherin Meret Sigle. Das Motiv der 37-Jährigen ist bis heute unklar. „Sie hat sich weder entschuldigt noch den Diebstahl zugegeben“, sagt Malin Schmid, Sozialarbeiterin bei Trottwar. Dafür gebe es diverse Ausflüchte: „Den einen sagt sie, sie habe den Hund für 80 Euro abgekauft, den anderen, der Hund sei verwahrlost gewesen“, sagt Malin Schmid. Verwahrlost? Darüber kann selbst ein gutmütiger Hund wie Scoubidou nur ungläubig bellen.