Zwei Mädchen sind neuerdings Paten für drei Lämmchen. denn die Mutterschafe geben zu wenig Milch. Für die Menschenkinder ist dies in der Corona-Krise eine willkommene Abwechslung

Filderstadt - Steffen Sprinz hat dieser Tage alle Hände voll zu tun. Er ist Schäfer im Nebenerwerb, und seine 27 Filderschnucken haben aktuell 17 Lämmer. Drei von ihnen – Lili, Roswitha und Miss Molly – sind jedoch kleine Problemkinder. Die Mutterschafe geben zu wenig Milch, zwei der drei kleinen Wollknäuel sind jeweils Zwillingsgeburten gewesen. „Das ist die Natur“, sagt Steffen Sprinz. Das heißt: Wenn die Kleinen groß und stark werden sollen, muss er mit der Milchflasche ran. „Der Zeitaufwand ist sehr groß“, sagt er. In seiner Not hatte der Schäfer eine geniale Idee. Bei Facebook suchte er nach Unterstützung– und fand sie in Melia (10) und Finja (9).

 

Die Mädchen lernen, Verantwortung zu übernehmen

Seither teilen sich die Tier-Mamas aus Plattenhardt und der Schäfer auf dem Gelände im Bechtenrain die Arbeit. Er ist früh morgens dran, am Vormittag kommt das eine Mädchen, am Nachmittag das andere, und abends muss Steffen Sprinz wieder ran. Das klappt gut. Der Hobbyschäfer ist begeistert. „Die machen das wunderbar“, lobt er, gleichzeitig lernten die Mädchen Verantwortung zu übernehmen. Ein Lämmchen, Lili, durften sie sogar taufen. Beide sind ganz vernarrt in ihre Schäfchen. Finja hat seit Lilis Geburt vor etwa zwei Wochen die Vormittagsschicht. Täglich mischt sie Milchpulver mit warmem Wasser aus der Thermoskanne und gibt den Lämmchen die Babyflasche. „Ich finde es super, ich mag Tiere“, sagt Finja. Auch Melia freut sich tierisch, dass die Lämmchen sofort kommen, wenn sie ihren menschlichen Besuch erblicken. Und streicheln lassen sich die Babys auch. „Das ist richtig süß, die haben ganz flauschiges Fell.“ Die Mütter der Mädchen sind stets dabei. Alle Beteiligten freuen sich in der aktuell so bedrückenden Corona-Krise über die tierische Abwechslung. „Inklusive Hinradeln sind wir eine Stunde beschäftigt, da sind wir ganz dankbar“, sagt Melias Mutter. Win-win für alle.

Die Heidschnucken sind die Stars

Steffen Sprinz hält seit etwa sechs Jahren Schafe. Angefangen hatte er seinerzeit mit fünf Tieren, um seine Hütehunde artgerecht zu beschäftigen und auszubilden. Dabei ist es aber nicht geblieben, und die Heidschnucken sind seither in Plattenhardt die Stars. Dass er Kinder in die Pflege einbindet, ist indes eine Premiere. Normalerweise habe er Lämmer, deren Mütter zu wenig Milch hatten, abgeben müssen. Durch die Hilfe der Schülerinnen könne er die Lämmchen aber bei der Herde lassen. „Sie kommen nur zum Trinken“, erklärt der Sielminger.

Nach und nach wird die Anzahl der Fläschchen pro Tag reduziert werden. Bald werden Lili, Roswitha und Miss Molly selbstständig sein. „Ab sechs Wochen ist der Pansen ausgebildet, dann grasen sie“, erklärt Steffen Sprinz.