Der Fotograf Stefan Brusius hält besondere Augenblicke fest – im wahrsten Sinne des Wortes. Von Freitag an zeigt er in der Waiblinger Galerie Schäfer rund 50 Porträts von Tieren, denen er begegnet ist.

Waiblingen - Manchmal wartet Stefan Brusius Stunden auf den einen Moment. Den Augenblick, in dem ihm sein Gegenüber endlich direkt in die Augen blickt. Dann muss er plötzlich ganz schnell sein und den Auslöser seiner Kamera betätigen, denn nur einen Wimpern- oder Flügelschlag später ist es vorbei – ist die Kuh davongetrottet, hat der Vogel Strauß seinen Kopf zur Seite gedreht.

 

Wer Tiere porträtieren möchte, der braucht viel Geduld und eine große Portion Glück. Ganz besonders, wenn er wie Stefan Brusius den Anspruch hat, alle seine Modelle auf genau die gleiche Weise, frontal von vorne, die Augen scharf, zu fotografieren – sei es eine Wechselkröte oder ein Leopard, eine Gottesanbeterin oder ein Kugelfisch.

Gymnastikstunde mit Kugelfisch

Letzteren hat Stefan Brusius im Aquarium der Wilhelma abgelichtet – mehr als 100 Versuche hat es gebraucht, bis er mit dem Ergebnis zufrieden war. Um Spiegelungen und Verzerrungen zu vermeiden, musste der 58-Jährige mit seiner Kamera senkrecht an die Glasscheibe – und dann den Fisch verfolgen: hoch, runter, links, rechts. „Hinterher war ich geschafft“, erzählt der Esslinger, der bei solchen Aktionen nicht selten selbst zum Bildmotiv seiner staunenden Mitmenschen wird. Doch das stört ihn, der für ein gutes Foto auch mal zwei Tage auf einem sturmumtosten Felsen in Island ausharrt oder sich einer frei laufenden italienischen Kuh vor die Hufe wirft, nicht weiter. „Ich habe mich schräg unter sie gelegt. Der Plan war, so lange zu warten, bis die Kuh symmetrisch im Bild ist“, schildert Stefan Brusius die Entstehungsgeschichte des Fotos, das eine große gehörnte Kuh mit leicht grimmigem Blick zeigt. „Erst hinterher habe ich gelesen, wie viele Menschen jährlich von Kühen verletzt werden.“ Damals sei es ihm wie später bei der Begegnung mit einer Anakonda-Schlange in Costa Rica oder dem Zusammentreffen mit einer Kaffernbüffelherde gegangen, erzählt Stefan Brusius: „In diesem Augenblick ist man so fasziniert, dass man nicht an die Gefahr denkt.“

Mit Chamäleon Donald fing alles an

Stefan Brusius’ Bilder entstehen teils in freier Wildbahn, teils macht er sie in Zoos. Oder auch zu Hause, wo er das allererste Tierporträt geschossen hat. Es zeigt sein Chamäleon Donald – frontal von vorne natürlich.

Bei seinen Porträts achtet Stefan Brusius nicht nur auf die Symmetrie, sondern auch darauf, möglichst wenig Hintergrund zu zeigen, nah ans Gesicht heranzugehen. „Alle haben eine Persönlichkeit, manche posieren sogar“, sagt der Fotograf über die Tiere, die er porträtiert hat: „Seitdem ich diese Fotos mache, entdecke ich viel Menschliches in Tieren. Der frontale Blick der Tiere löst etwas aus in mir, das ist ein besonderer Moment.“ Den will er auf seinen Bildern sichtbar machen.

Mit dem Fotografieren hat Stefan Brusius, der hauptberuflich als Ingenieur in der Automobilbranche tätig ist, recht spät angefangen, sich dann aber umso intensiver damit beschäftigt. Ihm gefällt es, dass er bei diesem Hobby Technik und Kreativität verbinden kann. Lange Zeit hat er zwar fleißig fotografiert, die Ergebnisse aber weitgehend für sich behalten: „Ich hatte die Bilder auf meinem Rechner und habe sie ab und zu angeschaut oder mal Freunden gezeigt.“

Silbermedaille für ein Vierauge

Dann holte er im Jahr 2016 mit dem Foto eines Vierauges, eines Fisches, beim bundesweiten Wettbewerb Blende die Silbermedaille. Vom Preisgeld hat er erste Drucke seiner Bilder finanziert, um eine eigene Ausstellung zu machen. Dieser sind inzwischen einige weitere gefolgt, von Freitag an zeigt Brusius in der Waiblinger Galerie Schäfer insgesamt 50 seiner Tierporträts. Dazu gehört die Gottesanbeterin, die er im Waschhaus eines Zeltplatzes getroffen hat, ebenso wie der Flugfuchs, dem er in der Wilhelma begegnet ist – kopfüber an einem Ast hängend. Ihn hat Stefan Brusius von unten fotografiert, das Bild dann auf den Kopf gestellt, sodass der Flugfuchs zu stehen scheint, sein linker Flügel wirkt wie ein Umhang, hinter dem er hervorlugt – Dracula lässt grüßen.

Hier kann man die Fotos sehen

Die Ausstellung „Augenblicke – Tierporträts “ eröffnet am Freitag, 21. Februar, 19 Uhr, in der Galerie Schäfer, Lange Straße 9, Waiblingen. Sie läuft bis 18. April, die Öffnungszeiten sind donnerstags und freitags von 10 bis 17 Uhr, samstags von 10 bis 14 Uhr.