Auch wenn ihr größter Wunsch ist, ihren Sorgenkindern ein neues Zuhause zu vermitteln: Tierschutzvereine warnen davor, unbedacht Hund, Katze & Co. zu verschenken.

Schorndorf - Da liegt er, mitten auf dem Weg, der hübsche Sammy: helles Fell, aufmerksamer Blick, ein Kerl zum Liebhaben. Gleich mitnehmen und ihn rechtzeitig zu Weihnachten aus dem Tierheim befreien? Schön wäre es für den Herdenschutzhund: „Das wäre unser größter Wunsch zum Jahresende“, sagt die Vorsitzende des Tierschutzvereins Schorndorf und Umgebung Sabine Hermann. Doch das ist gar nicht so einfach.

 

Die Stecknadel im Heuhaufen

Schon seit mehr als einem Jahr wohnt Sammy im Tierheim in Schorndorf. Einen geeigneten Menschen mit Hundeverstand, der seinen ganz speziellen Bedürfnissen gerecht werden kann, haben die Tierschützer bislang nicht gefunden. Kein Wunder, bei alldem, was der alte Hund schon alles erlebt hat. Sammy stammt aus Rumänien und hat die längste Zeit seines Lebens als Kettenhund verbracht. Eine Tierschutzorganisation vermittelte ihn in eine Familie nach Deutschland – doch die kam mit dem Rüden nicht zurecht und gab ihn im Tierheim ab. Dort wurde er aufgepäppelt, sein Tumor behandelt. Nun wartet er, gesund und munter, auf ein geeignetes Zuhause: Ein ruhiges Heim ohne Kinder und mit wenig Besuch, am besten ein eingezäuntes Grundstück, das er als Herdenschutzhund bewachen darf. Und einen Menschen mit viel Geduld. „Wir suchen die Stecknadel im Heuhaufen“, sagt Steffen Töllner, der Leiter des Tierheims.

Der Tierschutzverein kümmert sich um heimatlose und hilfebedürftige Tiere. Manche müssen nur kurz im Tierheim bleiben. Andere müssen monate- oder gar jahrelang warten – weil sie anders sind. „Wir haben viele schwierige Fälle mit besonderer Geschichte“, sagt Hermann. Bodo etwa, der Staffordshire Bullterrier, der bis zu seiner Wesensprüfung einen Maulkorb tragen muss. Oder die sechs Monate alte Liza, die nett, aber völlig unerzogen ist und erst mal das Hundeeinmaleins lernen muss. Klar ist: Zwischen Mensch und Hund muss es einfach passen.

Was braucht das Tier, was kann ich leisten?

„Wer sich gerade überlegt, ein Tier anzuschaffen, sollte sich wirklich Gedanken davor machen“, sagt Sabine Hermann. Man müsse sich als erstes fragen: Was braucht das Tier? Und als zweites: Was will ich und was kann ich leisten? Hermann rät dringend davon ab, zu Weihnachten unbedacht Tiere zu verschenken und sich stattdessen lieber im Tierheim zu informieren. Dort könnten Interessenten mehr über die Tiere und ihre Bedürfnisse lernen, könnten auch konkret die Tiere kennenlernen, beim Gassigehen oder Streicheln schon Beziehungen aufbauen – und sich erst dann für oder gegen ein Tier entscheiden. „Weihnachten ist denkbar der schlechteste Zeitpunkt, ein Tier anzuschaffen“, warnt Hermann.

Dem stimmt auch Annemarie Werner vom Tierschutzverein Waiblingen und Umgebung zu. „Viele sind sich nicht im Klaren, was es bedeutet, ein Tier zu halten“, sagt die Vereinsvorsitzende. Sie sähen nur die niedliche Kreatur – und nicht die Entwicklung, die Pflege und den Aufwand. Und wenn der erste große Urlaub ansteht, landen diese Wesen im Tierheim. Oder – wie in Waiblingen – in Pflegefamilien. „Wir haben derzeit 22 Pflegestellen und rund 50 Tiere“, sagt Werner. Auch in Waiblingen gibt es besondere Fälle wie Sammy. Laila zum Beispiel ist ein kleiner Mischling, der schon lange bei einer Pflegestelle untergebracht ist, weil ihr Besitzer starb. Die Hündin hat nur noch ein Auge und sieht auf dem anderen fast nichts. „Das ist eine Dauerpflegestelle. Wenn wir niemanden für Laila finden, kann sie dort bleiben bis zum Schluss“, sagt Werner. „Tiere können eine Bereicherung sein“, betont die Tierschützerin. Doch die Anschaffung müsse in jedem Fall gut überlegt sein. Ein Hamster sei nachtaktiv und nicht unbedingt für Kinder geeignet. Ein Hund braucht regelmäßig Bewegung – bei jedem Wetter. Eine Katze Streicheleinheiten – und ein sauberes Klo. Ihre Bitte: „Machen Sie sich sachkundig, bevor sie ein Tier anschaffen.“

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