Im Internet interessieren sich Menschen für ein Video, indem sich eine junge Frau Knoblauchzehen in die Nase steckt, damit diese frei wird. Funktioniert das oder ist es sogar gefährlich?

Volontäre: Chiara Sterk (chi)

Stuttgart - In einem Video auf der sozialen Plattform TikTok ist eine junge Frau zu sehen, die sich geschälte Knoblauchzehen in beide Nasenlöcher schiebt. Nach zehn bis fünfzehn Minuten nimmt sie die Zehen wieder heraus und aus ihren Nasenlöchern fließt Schleim. Im Video scheint es zu klappen, die zuvor verstopfte Nase der jungen Frau ist offenbar frei. Viereinhalb Millionen Menschen haben das Video inzwischen auf TikTok angeschaut.

 

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Bernhard Junge-Hülsing ist Hals-Nasen-Ohren-Arzt in Starnberg bei München und Landesvorsitzender des Bundesverbandes der deutschen Hals-Nasen-Ohren-Ärzte. „Der TikTok-Trend ist nicht nur ein Trend“, sagt er, „Knoblauch in die Nase zu stecken, damit diese frei wird, ist ein altbewährtes Hausmittel in Serbien.“ Als Hausmittel findet Junge-Hülsing es ziemlich beeindruckend. Gefährlich sei das erst einmal nicht – wenn es für kurze Zeit gemacht werde, um die Nase frei zu bekommen.

Knoblauch wirkt ähnlich wie Nasenspray

Was dabei konkret in den Schleimhäuten passiert: „Beim Einatmen wird die Luft in der Nase erwärmt und die ätherischen Öle des Knoblauchs entfalten sich “, beginnt Dr. Junge-Hülsing. Die ätherischen Öle reizen den Nervus trigeminus, der vor allem für das Gefühl, aber auch für die Bewegung im Gesicht zuständig ist. „Daraufhin läuft der Schleim aus der Nase“, sagt der Arzt. Der Schleim ist dabei die Reaktion des Körper auf den Fremdkörper und den Reiz in der Nase. Die Knoblauchzehe wirke daher wie ein Nasenspray und könne auch als solches verwendet werden. Der Experte rät allerdings, sich die Zehen nicht zu tief in die Nase zu stecken. „Am besten nur ein Drittel der Zehe in die Nase, zwei Drittel sollten noch herausschauen.“ Zu lange sollten die Zehen außerdem nicht in der Nase bleiben, 30 Sekunden seien schon viel.

Von einer dauerhaften Anwendung rät er allerdings wie bei Nasenspray ab: „Der Knoblauch trocknet die Nase aus und kann daher nur für die kurze Dauer eines Infekts eine Lösung sein“, erklärt der Experte. Ärztinnen und Ärzte im britischen Boulevardmagazin „Mirror“ raten dringendst davon ab, sprechen gar von einer „Kontaktdermititis“, die dabei entstehen könne. Dabei handelt es sich um eine Hautentzündung, die sich durch Juckreiz und Brennen, Ekzeme oder Bläschen bemerkbar macht. „Das ist grundsätzlich zwar richtig“, sagt Junge-Hülsing, „Aber eine Kontaktdermatitis kann nur entstehen, wenn das mehrere Stunden jeden Tag gemacht wird.“