Madeleine Krenzlin hat sich ein eigenes Tiny House gebaut. Weil ihr Erspartes aufgebraucht ist, muss sie ihr Traumhaus erstmal vermieten. Ihr Wissen über das Wohnen auf kleinstem Raum gibt die 35-Jährige als selbstständige Beraterin weiter.

Schorndorf - Seit Anfang der Woche ist ein weiterer Meilenstein geschafft: Die Heizung ist angeschlossen und in dem Häuschen von Madeleine Krenzlin ist es mollig warm. Seit etwa einem Dreivierteljahr baut die 35-Jährige an ihrem Tiny House, ihrem „winzigen Haus“ – das allerdings garnicht so winzig wirkt, wie man es sich vorstellt. Auf der Grundfläche von 17,5 Quadratmetern findet eine Drei-Zimmer-Wohnung Platz: Bad mit Dusche und Klo, Küche, ein großzügiger Wohn-Ess-Bereich, ein Schlafzimmer und sogar ein Büro/Gästezimmer.

 

Kleine Kniffe machen das Tiny House größer als es ist

Letzteres befindet sich auf einer Ebene über der Küche, weswegen man dort zwar sitzen, aber nicht stehen kann. Durch die in den Blickachsen angebrachten und teilweise bodentiefen Fenster sowie die drei Meter hohe Decke fühlt man sich alles andere als beengt. „Letztens hat sich ein Profi-Hersteller mein Haus angeschaut. Er fand es sehr gut gemacht“, sagt Madeleine Krenzlin. Sie ist sichtlich stolz über das, was sie in vermutlich gut 2000 Arbeitsstunden geschafft hat. „Zum Plan hat gehört, mit meinen eigenen Händen etwas zu erarbeiten. Und das hat funktioniert“, erzählt die Energiemanagerin, die im Sommer 2017 ihren Job gekündigt hat, um sich ausschließlich dem Bau eines Tiny Houses zu widmen. „Es war einfach toll, in diesem Sommer viel draußen arbeiten zu können. Und ich bin dankbar, dass mir mein Vater so viel geholfen hat“, sagt sie, die an ihrem Haus zunächst in einer Werkstatt in Schorndorf-Haubersbronn gewerkelt hat. Anfang Oktober ist es dann zum ersten Mal umgezogen – nach Schornbach.

Das Tiny Hous heißt Junta – weil soviele mitgeholfen haben

Bis Mai hat sie zunächst am Rohbau gearbeitet, dann ging es ans Innenleben. „Der ätzendste Abschnitt war die Verkleidung an der Decke. Da haben wir für ein Brett einen halben Tag benötigt“, erzählt sie, die zusammen mit einem Schreiner vier Workshops zu verschiedenen Themen rund um das Bauen eines Tiny Houses veranstaltet hat. „Das war gut, denn dadurch hatten wir einen gesunden Druck, dranzubleiben.“

Weil soviele Menschen am Bau ihres Traumhauses beteiligt waren, hat es den Namen „Junta“ bekommen – das spanische Wort für zusammen. Mittlerweile fehlt nicht mehr viel: die Dusche und auch die Elektrik müssen angeschlossen werden, es braucht noch Steckdosen, Lampen und Farbe an den Wänden. Und Madeleine Krenzlin wartet auf ihr Küchensofa, das neben dem Tisch das einzige Möbelstück ist, das sie nicht selbst gebaut hat.

Kleineres Haus, größere Freiheit

Im Januar wird das kleine Haus zu einem Grundstück im Schwäbischen Wald transportiert. Und dann soll es zum ersten Mal vermietet werden: „Leider brauche ich Geld, deswegen wird mein Cousin drin wohnen“, sagt Madeleine Krenzlin, die zwar quasi pleite ist, den Schritt aber trotzdem sofort wieder wagen würde. Sie möchte so bald wie möglich für einige Zeit probeweise in ihr Eigenheim ziehen.: „Ich möchte durch die Reduzierung mehr Freiheit in meinem Leben haben. Weil ich zum Beispiel weniger putzen muss, habe ich mehr Zeit für andere Dinge. Und ich kann mit weniger Geld auskommen, muss also nicht so viel arbeiten“, erzählt Madeleine Krenzlin, die sich in den vergangenen Monaten nicht nur praktisch, sondern auch theoretisch sehr intensiv mit dem Thema Wohnen auf kleinstem Raum beschäftigt hat.

Selbstständig als Tiny-House-Beraterin

So intensiv, dass daraus eine Geschäftsidee entstanden ist: „Ich habe mich als Beraterin selbständig gemacht“, berichtet Madeleine Krenzlin, die mittlerweile alle namhaften Hersteller in Deutschland kennt. Wer selbst ein Tiny House kaufen möchte, kann mit ihr zusammen ein Anforderungsprofil erarbeiten: „Die Hersteller bekommen derzeit so viele Anfragen, dass sie diese Arbeit nicht leisten können“, erzählt Madeleine Krenzlin. Dabei sei es bei einem Tiny House ganz entscheidend, zu wissen, was einem wichtig sei: „Ich wollte unbedingt einen großen Tisch und viel Platz, weil ich gerne Zeit mit Menschen verbringe“, erzählt sie, die ihre Erfahrungen auch in verschiedenen Projekten mit Herstellern weitergibt.

Wenn wieder etwas Geld verdient ist, dann soll Junta richtig autark werden. „Dazu fehlt noch die Photovoltaikanlage“, erzählt Madeleine Krenzlin. Wo Junta einmal final stehen wird, das weiß Madeleine Krenzlin noch nicht. „In Winterbach habe ich keinen Stellplatz gefunden und ein Umzug nach Bonn, wo ich zuletzt gewohnt habe, würde 2.000 Euro Transportkosten bedeuten.“

Weitere Infos zu Junta im Internet.