Eltern kennen das: Mal ist die Nacht unruhig, das Kind schlecht eingeschlafen und morgens früh schon fit, am Abend will es trotzdem nicht ins Bett.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Dass Kinder ausreichend Schlaf brauchen, wissen alle Eltern. Denn ist das nicht der Fall, bekommen sie es durch das Verhalten ihres Kindes zuallererst zu spüren. Klar ist: Genügend Schlaf verbessert die Aufmerksamkeit der Kinder, ihre Lernfähigkeit, fördert die Ausgeglichenheit und ist für die körperliche wie für die psychische Gesundheit der kleinen wie der größeren Kinder wichtig.

 

Manchmal verbringen Kinder aber auch mehr Zeit im Bett, als sie an Schlaf brauchen. Auch dadurch können sie aus dem Rhythmus kommen. Grundsätzlich hängt der Schlafbedarf vom Alter ab und ist auch individuell oft sehr verschieden. Es gibt aber durchaus Richtwerte, die Eltern Orientierung geben können.

Nach Altersgruppen: Wie viele Stunden Schlaf sollten es sein?

  • Babys zwischen vier Monaten und einem Jahr brauchen im Verlauf von 24 Stunden etwa 12 bis 16 Stunden Schlaf
  • Bei Ein- bis Zweijährigen sind es etwa elf bis 14 Stunden, bei Drei- bis Fünfjährigen zehn bis 13 Stunden, wobei stets die Schlafzeiten in der Nacht und am Tag zusammengerechnet werden
  • Schulkinder zwischen sechs und zwölf Jahren sollten immer noch neun bis 12 Stunden in der Nacht schlafen. Und auch Jugendliche zwischen 13 und 18 Jahren, die oft glauben, je später sie ins Bett gehen, als größer können sie sich fühlen, sollten noch acht bis zehn Stunden Nachtruhe haben

Bei diesen Werten handelt es sich, mit jeweils minimalen Abweichungen, um landläufig anerkannte Empfehlungen.

Anpassung an den Tag-Nacht-Wechsel

Lässt ein Kind das Säuglingsalter hinter sich, vermindert sich mit der Anpassung auf den Tag-Nacht-Wechsel insbesondere der Tagesschlaf. Ein neugeborenes Baby kann diesen Wechsel noch nicht kennen, es hat einen Rhythmus von fünf bis sechs Schlafphasen, verteilt über Tag- und Nachtzeiten. In diesen schläft es jeweils etwa vier Stunden. Bei den meisten einjährigen Kleinkindern verringert sich die Anzahl der Schlafphasen auf drei, ein längerer Nachtschlaf ohne Unterbrechung mit etwa sechs bis acht Stunden (gesamte Nachtschlafzeit bis 12 Stunden) und noch zwei kürzere Schlafperioden tagsüber. Im Alter von 18 Monaten schlafen fast alle nur noch einmal am Tag und manche können mit 24 Monaten sogar schon ganz auf einen Mittagsschlaf verzichten.

Wann sollten Eltern regulierend eingreifen?

Der nächtliche Schlaf verlängert sich im Durchschnitt von acht Stunden nach der Geburt auf fast zwölf Stunden bis zum zwölften Lebensmonat, wobei diese Zeit durch von etlichen Unterbrechungen geprägt sein kann. Vom zweiten Lebensjahr an nimmt mit dem gesamten Schlafbedarf des Kindes auch seine Nachtschlafzeit bis auf knapp elf Stunden im sechsten Lebensjahr ab.Regulierend eingreifen sollten Eltern in das Schlafverhalten ihrer Kinder, wenn dieses etwa abends zur Schlafenszeit nicht müde ist. Das könnte darauf hindeuten, dass Schlafenszeiten, die eigentlich in der Nacht stattfinden sollten, auf den Nachmittag verlagert werden. Dann sollte man den Mittagsschlaf kürzen oder ganz streichen, damit Ihr Kind abends besser ein- und nachts besser durchschlafen kann.

Das Zubettgehen und die Aufstehzeit

Die richtige Zubettgehzeit ergibt sich aus der Aufstehzeit minus dem persönlichen Schlafbedarf des Kindes. Das heißt, wenn ein Kind regelmäßig morgens um 7 Uhr aufwacht und ungefähr zehn Stunden Schlaf braucht, dann sollte es spätestens um 21 Uhr im Bett sein. Wenn es sehr lange zum Einschlafen braucht, sollte die Zubettgehzeit entsprechend früher angesetzt werden. Wenn Ihr Kind regelmäßig noch mittags schläft, braucht es nachts entsprechend weniger Schlaf. Es wird morgens also früher wach oder sollte später zu Bett gebracht werden.

Wie bei Erwachsenen gibt es auch bei Kindern „Schlaftypen“: Sogenannte „Lerchen“ kommen morgens leicht aus dem Bett und fühlen sich gleich topfit, werden aber abends relativ früh müde. „Eulen“ schlafen morgens gerne lange, sind aber abends kaum ins Bett zu bekommen. Wenn man diese Disposition des Kindes kennt, kann das helfen, so manches Schlafproblem zu vermeiden.

Konsequenz vermeidet Stress und ist gesund fürs Kind

Schon im späten Kleinkindalter und auch noch danach wollen Kinder häufig abends nicht ins Bett. Obwohl sie müde sind, wollen sie den Tag nicht beenden oder haben Angst, etwas zu verpassen. Hier ist es - um den abendlichen Stress für alle zu vermeiden - sinnvoll, in der Regel konsequent bei einer einmal vereinbarten Zubettgehzeit zu bleiben. Ein klares Schlusswort ist oft besser als endlose Diskussionen.

Ausreichend Schlaf ist wichtig für eine gesunde Entwicklung. Studien haben gezeigt, dass Kinder und Jugendliche, die dauerhaft zu wenig schlafen, ein erhöhtes Risiko für Fettleibigkeit (Adipositas) haben.

Neun Tipps für eine gute Nacht

Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin hat ein paar Tipps zusammengestellt, die das Einschlafen und Durchschlafen von Kindern erleichtern können:

  1. Regelmäßige Einschlaf- und Aufstehzeiten einhalten. Schlafrituale wie ein Lied singen, beruhigende Musik hören oder Geschichten erzählen fördern diese Regelmäßigkeit.
  2. Zubettgehen sollte Spaß machen und keine Strafe darstellen.
  3. Das Bett ist zum Schlafen gedacht. Im Bett sollten die Kinder lieber nicht lesen, spielen, fernsehen oder herumtoben.
  4. Zwischen der Abendmahlzeit und dem Zubettgehen sollte man genügend Zeit einplanen, leichte Kost kann schlaffördernd wirken.
  5. Koffeinhaltige Getränke sind für Kinder generell zu vermeiden.
  6. Sport oder aufregende Aktivitäten wie Fernsehen, Computerspiele oder spannende Lektüre vor dem Schlafengehen kann einen erholsamen Schlaf behindern.
  7. Man sollte störende Lichtquellen, Lärmgeräusche und extreme Temperaturen im Schlafzimmer des Kindes vermeiden.
  8. Möglicherweise schläft ihr Kind deshalb nachts schlecht, weil der Mittagsschlaf nicht mehr nötig ist. Vielleicht braucht es keinen Mittagsschlaf mehr oder kann später ins Bett.
  9. Ein Kind ist ausgeschlafen, wenn es rasch wach wird und sich tagsüber aktiv beschäftigt.

Ein Schlaftagebuch führen

Sind Eltern unsicher, ob ihr Kind genug schläft, kann ein Schlaftagebuch hilfreich sein. Darin trägt man drei Wochen lang ein, wann das Kind eingeschlafen ist, wie lange es geschlafen hat, wie oft es aufgewacht ist und unter welchen Bedingungen der Schlaf unterbrochen wurde. Der Kinder- und Jugendarzt kann auch anhand der Einträge des Schlaftagebuchs erkennen, ob vielleicht Änderungen im Tagesablauf die Schlafqualität des Kindes verbessern können, ob weitere Maßnahmen erforderlich sind oder ob sich Eltern unnötig Sorgen machen.