Starkes Schwitzen in der Nacht ist unangenehm und kann den Schlaf erheblich stören. Hier finden Sie mögliche Ursachen und hilfreiche Tipps gegen Nachtschweiß.

Katrin Jokic

Im Hochsommer kennt es fast jeder: An Schlaf ist kaum zu denken und wenn doch, wachen wir häufig schweißgebadet auf – es ist einfach zu heiß! In diesem Fall hat das nächtliche Schwitzen eine ganz klare Ursache. Besonders belastend werden Schweißausbrüche in der Nacht, wenn Sie die Ursache nicht kennen und nicht wissen, wie Sie das leidige Schwitzen beenden können. Dabei hat nächtliches Schwitzen oft einen harmlosen Hintergrund und kann gut behandelt werden.

 

Warum schwitzen wir überhaupt?

In der menschlichen Haut sitzen fast zwei Millionen Schweißdrüsen. Unser Körper arbeitet permanent daran, unsere Körpertemperatur stabil zu halten bzw. im Vergleich zur Umgebungstemperatur auszugleichen. Besonders auffällig ist das dann, wenn uns warm ist, beispielsweise im Sommer, beim Sport oder wenn wir Fieber haben. Durch das Schwitzen wird den Gefäßen Wärme entzogen und nach außen transportiert. Dazu sondern die Schweißdrüsen eine Mischung aus Wasser, Salz und Mineralstoffen ab, die auf der Hautoberfläche verdunstet.

Weil diese natürliche Wärmeregulierung permanent abläuft, ist es auch zunächst vollkommen normal, im Schlaf zu schwitzen. Normalerweise sollte der Schläfer dies aber nicht wahrnehmen. Ist es im Schlafzimmer jedoch zu warm oder kommen andere Faktoren ins Spiel wie Alkohol, Stress oder bestimmte Erkrankungen, bleibt der Stoffwechsel weiterhin aktiv bzw. der Körper gibt vermehrt Wärme ab und es kommt zu starkem Schwitzen in der Nacht.

Wann wird Nachtschweiß zum Problem?

Wenn Sie im Hochsommer oder nach einem scharfen Abendessen gelegentlich nachts schwitzen, besteht normalerweise kein Grund zur Sorge. Versuchen Sie, Ihr Schlafzimmer angenehm zu temperieren und achten Sie auf Ihre Ernährung, um dem in Zukunft vorzubeugen.

Schwitzen Sie jedoch über längere Zeit (drei bis vier Wochen) so stark, dass Schlafanzug und Bettwäsche durchnässt sind, Sie nachts wach werden und dementsprechend unausgeschlafen sind, suchen Sie nach anderen Ursachen und sprechen Sie mit Ihrem Arzt. Fachleute sprechen in diesem Fall von Hyperhidrose. Das Wort kommt aus dem Griechischen: „hyper“ steht für „noch mehr“ und „hidrose“ für Schweiß – also übermäßige und unkontrollierbare Schweißproduktion. Gibt es keine feststellbare Ursache für den Nachtschweiß, spricht man von idiopathischem Nachtschweiß.

Tipps gegen Nachtschweiß: So kühlen Sie sich ab

In den meisten Fällen sind die Schweißausbrüche in der Nacht das Resultat von ungünstigen Schlaf- oder Lebensgewohnheiten. Versuchen Sie, mit den folgenden Tipps gegen nächtliches Schwitzen vorzugehen:

  • Angenehme Temperatur: Die meisten Menschen empfinden eine Temperatur zwischen 16 und 20 Grad als ideal im Schlafzimmer. Passen Sie die Bettdecke der Jahreszeit an. Erlaubt es die Außentemperatur, lüften Sie vor dem Schlafengehen noch einmal kurz durch.
  • Richtige Schlafkleidung: Ihre Nachtwäsche sollte locker sitzen und aus natürlichen und wärmeausgleichenden Materialien bestehen. Baumwolle, Leinen und Seide bieten sich besonders an.
  • Leicht bekömmliche Mahlzeiten: Verzichten Sie am Abend auf allzu fettige Speisen und auf scharfe Gewürze.
  • Verzicht auf Alkohol: Am Abend sollten Sie keinen bzw. nur selten und wenig Alkohol trinken. Über den Tag verteilt sollten Sie darüber hinaus genug (alkoholfreie) Flüssigkeit zu sich nehmen. Empfehlenswert sind 1,5 bis 2 Liter. Verzichten Sie auch auf Koffein, vor allem am Abend.
  • Mit dem Rauchen aufhören
  • Bewegung: Regelmäßige Bewegung am Tag hilft, die Schlafqualität zu verbessern.
  • Entspannen: Versuchen Sie, den Alltagsstress vor dem Schlafengehen abzulegen, beispielsweise mit Entspannungsübungen, Meditation, einem Buch oder Musik.
  • Salbei: Das Kraut hat den Ruf, Nachtschweiß vorzubeugen. Trinken Sie vor dem Zubettgehen eine Tasse Salbeitee als Hausmittel gegen den Nachtschweiß.

Ursachen des Nachtschweiß – daran kann es liegen

Leiden Sie häufig unter nächtlichen Schweißausbrüchen und helfen die Tipps gegen Nachtschweiß nicht, Ihre Situation zu verbessern, prüfen Sie, ob eine dieser Ursachen auf Sie zutrifft bzw. wenden Sie sich gegebenenfalls an Ihren Hausarzt:

Medikamente

Manche Medikamente bringen Nachtschweiß als unerfreuliche Nebenwirkung mit. Das gilt vor allem für Arznei, die das vegetative Nervensystem beeinflusst. Dazu zählen zum Beispiel Antidepressiva, atypische Neuroleptika, fieber- oder blutzuckersenkende Mittel sowie Mittel gegen Asthma oder zur Hormonblockade. Manchmal kommt es lediglich zu Beginn der Einnahme zum vermehrten Schwitzen in der Nacht. Hält der Nachtschweiß an, kann Ihr Arzt eventuell ein gleichwertiges Präparat verschreiben, die Dosierung anpassen oder Tipps für den Alltag geben, wie Sie unter Einnahme des Medikaments das übermäßige Schwitzen verhindern können. Wichtig: Setzen Sie kein Medikament, das Ihnen vom Arzt verschrieben wurde, ohne ärztliche Rücksprache ab!

Infektionskrankheiten

Fieber soll dem Körper also helfen, wieder gesund zu werden und ist hilfreich, solange es nicht zu hoch ist. Denn das Immunsystem aktiviert so bestimmte Abwehrmechanismen, um gegen Bakterien und Viren vorzugehen. Sinkt das Fieber wieder, wird die überschüssige Wärme durch die Schweißproduktion von innen nach außen getragen. Dadurch gehen einige Infekte mit Nachtschweiß einher. Dazu zählen beispielsweise akute Infekte wie grippale Erkrankungen und die Virus-Grippe (Influenza), Lungenentzündungen, Nierenbeckenentzündungen, Mandelentzündungen oder eine Endokarditis (Entzündung der Herzinnenwand). Aber auch chronische Erkrankungen wie eine HIV-Infektion/AIDS, Malaria oder Tuberkulose gehen oft mit einer erhöhten Körpertemperatur und daher Nachtschweiß einher.

Stress, Psyche oder neurologische Erkrankungen

Nicht selten sind Stress und seelische Erschöpfung die Ursache des Nachtschweiß. Denn unter permanenter Anspannung und innerer Unruhe schüttet der Körper vermehrt Stresshormone aus. Weitere Symptome, die auf eine psychische Ursache schließen können, sind Gereiztheit, Konzentrationsstörungen, Antriebslosigkeit oder Nervosität, aber auch Kopf- und Bauchschmerzen sowie Verdauungsprobleme. Hinzu kommt, dass viele Menschen unter Stress dazu neigen, mehr Alkohol zu trinken, zu rauchen oder ungesund zu essen, was ebenfalls zu Schwitzattacken in der Nacht führen kann. Versuchen Sie, mit bewährten Methoden gezielt Stress abzubauen. Auch in diesem Fall können Sie sich an Ihren Hausarzt oder gegebenenfalls an einen Psychotherapeuten wenden.

Hormone oder Stoffwechsel

Die Hormone und der Stoffwechsel haben einen entscheidenden Einfluss auf die Temperaturregelung des Körpers. Störungen in diesem Bereich führen also nicht selten dazu, dass die Schweißproduktion (auch nachts) übermäßig angekurbelt wird. Häufige Krankheitsbilder sind in diesem Fall eine Schilddrüsenüberfunktion und Diabetes mellitus. Werden diese vom Arzt behandelt, legt sich in der Regel auch das nächtliche Schwitzen wieder. Bei Frauen kommt es während der Schwangerschaft oder in den Wechseljahren ebenfalls aufgrund der hormonellen Umstellungen häufiger zu nächtlichen Schwitzattacken. Sprechen Sie mit Ihrem Gynäkologen darüber, ob und welche Medikamente hilfreich sein können.

Autoimmunerkrankungen

Bei Autoimmunkrankheiten richtet sich das Immunsystem gegen den eigenen Körper. Dadurch kommt es zu Entzündungen an den betroffenen Bereichen, wie beispielsweise rheumatische Erkrankungen oder Entzündungen der Gefäße. Wodurch Autoimmunerkrankungen ausgelöst werden, ist in den meisten Fällen noch unklar. Fehlgeleitete Immunreaktionen können in der Folge zu Nachtschweiß führen. Leiden Sie zusätzlich unter morgendlicher Gelenksteifheit, kleinen Knoten unter der Haut (vor allem an Ellbogen und Fersen), oder chronischem Schnupfen oder Nasennebenhöhlenentzündungen, lassen Sie von einem Arzt abklären, ob Sie an einer Autoimmunerkrankung leiden.

Krebserkrankungen

In sehr seltenen Fällen kann nächtliches Schwitzen ein frühes Anzeichen verschiedener Krebsarten sein. Dazu zählen zum Beispiel Leukämie und Tumore des Lymphsystems. Kommen zum nächtlichen Schwitzen andere Symptome wie geschwollene Lymphknoten, Fieberwellen und unerklärlicher Gewichtsverlust, suchen Sie einen Arzt auf, um eine Krebsdiagnose auszuschließen.

Nachtschweiß bei Kindern

Wenn Kinder in der Nacht stark schwitzen, gelten die gleichen Tipps wie für Erwachsene: Zunächst sollte die Temperatur im Schlafzimmer reguliert werden. Wechseln Sie Bettwäsche und Schlafanzug Ihres Kindes hin zu leichteren, atmungsaktiven Materialien. Sprechen Sie mit Ihrem Nachwuchs über möglichen Stress oder Albträume. Bringt dies keine Verbesserung, lassen Sie beim Haus- oder Kinderarzt abklären, ob sich eine andere Ursache dahinter verbirgt. Nachtschweiß bei Kindern kann ebenso wie bei Erwachsenen ein Anzeichen für Erkrankungen der Schilddrüse sowie Infekte oder Krebs sein.

Nächtliches Schwitzen meistens kein Grund zur Sorge

Obwohl sich manche der möglichen Ursachen für Nachtschweiß besorgniserregend lesen, gibt es in den meisten Fällen keinen Grund zur Sorge. Beobachten Sie zunächst, ob das nächtliche Schwitzen nur in bestimmten Situationen auftritt (beispielsweise nach stressigen Arbeitstagen oder nach Alkoholkonsum). Gegebenenfalls kann es helfen, vor dem Schlafengehen Ihre Aktivitäten und Mahlzeiten des Tages sowie Ihre Stimmung zu notieren, um Muster und Gemeinsamkeiten zu erkennen. Im Zweifelsfall hilft Ihnen ein Haus- oder Facharzt weiter, um Erkrankungen auszuschließen.