In der Urlaubssaison geht es für viele Reisende weit weg: Ob nach New York, Bangkok oder Tokio – entfernte Länder und Städte warten mit unvergesslichen Abenteuern. Doch zwischen Ihnen und dem Traumurlaub steht in solchen Fällen zunächst einmal die Anreise. Ein Langstreckenflug kann ganz schön anstrengend und nervenaufreibend sein. Deswegen haben wir Tipps für lange Flüge zusammengestellt, mit denen sich auch die längste Reise gut überstehen lässt.

Katrin Jokic

Ab wann ist ein Flug ein Langstreckenflug?

Die Definition, ab wann ein Flug ein Langstreckenflug ist, ist nicht ganz eindeutig. Die Fluggastrechteverordnung der EU spricht ab einer Strecke von 3.500 km von Langstrecke, das Handbuch der Luftfahrt klassifiziert schon eine Distanz ab 3.000 km und mehr als 3,5 Stunden als Langstrecke. Das entspricht ungefähr einem Flug von Stuttgart auf die Azoren (Portugal). Die meisten Ziele außerhalb des europäischen Kontinents sind von Deutschland aus Langstreckenflüge. Die längste Flugstrecke der Welt führt derzeit Singapore Airlines aus: Der Flug von New York nach Singapur dauert über 18 Stunden.

 

Tipps für einen angenehmen Langstreckenflug

1. Den besten Platz im Flugzeug ergattern

Glücklicherweise sind die Sitze auf Langstreckenflügen meist ohnehin etwas komfortabler als die der kleinen Ferienflieger nach Mallorca & Co. Dennoch kann es im Flugzeug ganz schön eng werden – und immerhin müssen Sie einige Stunden dort verbringen. Versuchen Sie deswegen einen möglichst guten Platz zu ergattern. Meistens können Sie 24 bis 72 Stunden vor Abflug online einchecken und einen Sitzplatz reservieren. Gegen Aufpreis können Sie aber in der Regel schon bei der Buchung bzw. vor dem Check-in einen Wunschplatz wählen – zum Beispiel einen mit mehr Beinfreiheit.

An den Notausgängen haben Sie meistens mehr Platz, dürfen aber kein Handgepäck im Fußraum verstauen. Außerdem müssen Sie der Crew in einer Notsituation behilflich sein und dürfen deswegen nur am Notausgang sitzen, wenn Sie dafür geeignet sind. Das heißt, Sie müssen beispielsweise bei der Lufthansa Englisch sprechen können und mindestens 16 Jahre alt sein. Oft gibt es im Flieger aber noch eine Handvoll anderer Sitze mit mehr Beinfreiheit.

Leiden Sie unter Flugangst oder wird Ihnen im Flugzeug schnell schlecht, wählen Sie einen Platz weiter vorne oder in der Nähe der Tragflächen. Dort wackelt es meistens weniger und Sie bekommen mögliche Turbulenzen nicht so sehr zu spüren.

Bleibt noch die Frage: Ein Platz am Fenster oder am Gang? Am Fenster können Sie natürlich eine tolle Aussicht genießen. Außerdem können Sie sich zum Schlafen oder Entspannen gut an der Kabinenwand anlehnen. Am Gang haben Sie hingegen eher die Möglichkeit, mal die Beine auszustrecken. Außerdem können Sie aufstehen und sich ein wenig bewegen, ohne die anderen Passagiere in Ihrer Reihe zu stören.

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2. Clever und bequem anziehen: Kleidungs-Tipps für den Langstreckenflug

Sie werden mehrere Stunden im Flugzeug sitzen – da geht Komfort über Aussehen, wenn es um die Kleidung geht. Verzichten Sie auf steife Jeans, enge Blusen oder gar formelle Anzüge. Greifen Sie stattdessen zu bequemen T-Shirts, Pullovern, Leggings oder Lounge-Hosen. Weiche und hautfreundliche Materialien sowie komfortable Schnitte sorgen dafür, dass Sie sich auf Ihrem Langstreckenflug wohlfühlen.

Ebenfalls wichtig: Der Zwiebellook. Denn es ist sehr schwierig, die Klimaanlage im Flugzeug so zu regulieren, dass die Temperatur wirklich angenehm ist – mal ist es zu warm, mal zu kalt. Tragen Sie deswegen am besten mehrere Lagen, die Sie bei Bedarf an- oder ausziehen können. Dazu gehören zum Beispiel Strickjacken, ein Schal sowie dicke Socken. Die Schuhe können Sie im Flieger getrost ausziehen, bloß ganz barfuß sollten Sie aus hygienischen Gründen nicht herumlaufen.

Auch Kompressionsstrümpfe können auf einem Langstreckenflug zur Garderobe gehören. Denn die Kombination aus langem Sitzen, wenig Bewegung, verändertem Luftdruck und höherem Wasserverlust erhöht das Thromboserisiko. Stützende Strümpfe und Strumpfhosen aus dem Fachhandel (Sanitätshaus) können dem Vorbeugen. Wenn Sie einer Risikogruppe angehören (Schwangere, Übergewichtige, Vorbelastete) sprechen Sie im Vorfeld mit Ihrem Arzt. Dieser kann Ihnen zusätzlich zu Kompressionsstrümpfen Medikamente verordnen, die Thrombosen vorbeugen.

3. Tipps gegen Langeweile auf Langstreckenflügen

Sie haben einen guten Sitz und bequeme Kleidung – das Grundgerüst für einen angenehmen Flug steht also. Doch wie vertreibt man sich bei sechs, acht oder sogar bis zu zwölf Stunden im Flieger die Zeit? Sie sollten auf jeden Fall im Vorfeld der Langeweile zuvorkommen, das heißt, packen Sie zum Beispiel Bücher und Magazine ein (ggf. auf einem e-Reader oder dem Smartphone).

Normalerweise steht Ihnen im Flugzeug ein Entertainment-Programm zur Verfügung. Dort können Sie aus zahlreichen Filmen und Serien wählen. Falls Sie allerdings nicht fündig werden, ist es von Vorteil, wenn Sie Ihre Lieblingsserien oder -filme selbst dabeihaben. Laden Sie dafür einfach die gewünschten Titel vor Abflug bei Netflix oder Amazon Prime runter. So können Sie Ihr eigenes Entertainment-Programm auf dem Smartphone, Tablet oder Laptop genießen. Denken Sie auch daran, Kopfhörer mitzunehmen – am besten solche, die Geräusche unterdrücken, damit auch wirklich nichts und niemand Sie stört.

Auch ein guter Tipp für lange Flüge: Kompakte Spiele sind ein toller Zeitvertreib im Flugzeug, wenn Sie mit der Familie oder mit Freunden verreisen. Karten- oder andere Reisespiele lassen die Reise wie im Flug vergehen. Und wer weiß, vielleicht knüpfen Sie bei einer spannenden Partie Skat noch neue Kontakte.

4. Bewegung gegen schwere Beine und Verspannungen

Langes Sitzen ohne Pausen ist generell nicht empfehlenswert, im Flugzeug kommen noch die beengten Verhältnisse hinzu. Stehen Sie deswegen mindestens einmal pro Stunde auf, gehen Sie etwas im Gang auf und ab, lockern Sie Ihre Schultern und kreisen Sie mit den Füßen. So beugen Sie Verspannungen vor und stimulieren die Durchblutung, was Thrombosen entgegenwirkt.

5. Leckere Snacks mitbringen

Auf Langstreckenflügen gibt es in der Regel eine Mahlzeit. Wenn Sie Unverträglichkeiten haben oder sich vegetarisch oder vegan ernähren, kontaktieren Sie mindestens eine Woche vor Abflug die Fluggesellschaft. Sie erhalten dann wahrscheinlich ein Spezialmenü.

An Flugzeugkost scheiden sich die Geister: Während die einen gerne zulangen und dazu den obligatorischen Tomatensaft genießen, verzichten andere lieber ganz auf die Angebote der Airline.

Trockene und unempfindliche Lebensmittel können Sie problemlos im Handgepäck mitnehmen, falls Sie zwischendurch der Hunger plagt oder Sie eine Alternative zum Flugzeugessen haben möchten. Kekse, Cracker, Müsliriegel, Obst und Nüsse sind beliebte Snacks für Flugreisen. Achten Sie aber auf die Einfuhrbestimmungen Ihres Ziellandes. Gerade Länder mit empfindlichen Ökosystemen wie Neuseeland und Australien haben strenge Auflagen, was das Mitbringen von Lebensmitteln betrifft. Informieren Sie sich entsprechend, was Sie mit in den Flieger nehmen dürfen und was gegebenenfalls vor Ankunft verzehrt (oder entsorgt) werden muss.

Lebensmittel mit cremiger Konsistenz wie Joghurt bereiten hingegen bereits vor Abflug Probleme am Security Check: Diese müssen wahrscheinlich aufgrund der EU-Handgepäcksverordnung entsorgt werden.

6. Fliegen trocknet aus: Viel trinken!

Die geringe Luftfeuchtigkeit in der Flugzeugkabine trocknet den Körper aus. Das kann zu Kopfschmerzen oder Schwindel führen, aber auch Thrombosen werden durch Wassermangel begünstigt. Außerdem trocknen Haut und Augen aus.

Deswegen ist einer der wichtigsten Tipps für Langstreckenflüge: viel trinken! Experten raten, mindestens ein Glas Wasser pro Stunde zu trinken. Auf der Langstrecke sind die Getränke in der Regel inklusive und Sie können sich auch selbst in der Bordküche etwas zu trinken holen. Neben Wasser können Sie zwischendurch auch zu Tee oder Säften greifen. Packen Sie außerdem ganz einfach eine leere Flasche in Ihr Handgepäck, die Sie nach dem Sicherheitscheck einfach am Wasserhahn oder an einer Trinkstation auffüllen können.

Von Alkohol sollten Sie jedoch im Flieger die Finger lassen: Denn durch den veränderten Druck in der Kabine nehmen die Lungen weniger Sauerstoff auf. Dadurch können Sie schneller das Gefühl bekommen, betrunken zu sein und sich unwohl zu fühlen. Außerdem kann es in seltenen Fällen zu einer Notsituation kommen, in der Sie schnell und zuverlässig reagieren können müssen. Alkohol ist da eher kontraproduktiv. Darüber hinaus begünstigt Alkohol das Risiko einer Thrombose und trocknet den Körper eher aus als Flüssigkeit zu liefern.

7. Halten Sie sich frisch

Ein Langstreckenflug wird vor allem dann unangenehm, wenn Sie sich selbst nicht mehr in Ihrer Haut wohlfühlen. Stecken Sie deswegen auch Zahnpasta und eine Zahnbürste sowie Deodorant und eventuell eine Haarbürste ins Handgepäck. So können Sie sich zwischendurch ein wenig frisch machen und fühlen sich direkt besser. Auch Erfrischungstücher und Hand- sowie Gesichtscreme können im Handgepäck nützlich sein. Beachten Sie aber, dass alle Cremes und Flüssigkeiten maximal in 100ml-Behältern sein dürfen und dass Sie insgesamt höchstens 1 Liter mit ins Handgepäck nehmen dürfen.

Je nachdem, wie lange Sie fliegen, können Sie auch frische Wäsche oder Kleidung mitnehmen und sich auf der Flugzeugtoilette umziehen. Wenn Sie Kontaktlinsen tragen, sollten Sie definitiv Augentropfen einpacken, denn im Flugzeug werden die Augen schnell trocken. Nehmen Sie zur Sicherheit auf jeden Fall eine Brille mit in den Flieger.

8. Handgepäck clever packen: Alles griffbereit

Für einen entspannten Flug ist es wichtig, dass Sie schnell und unkompliziert an die Dinge im Handgepäck kommen, die Sie benötigen. Bedenken Sie beim Packen, dass Sie Flüssigkeit (in einem durchsichtigen Beutel) und elektronische Geräte beim Sicherheits-Check auspacken müssen.

Statten Sie Ihr Handgepäck so aus, dass Ihr Flug möglichst angenehm wird. Dafür dürfen folgende Dinge nicht fehlen:

  • Nackenrolle oder ein kleines Kissen
  • Ohrenstöpsel und Schlafmaske
  • Zahnbürste und Zahnpasta, Deo, Cremes, Bürste und andere Toilettenartikel
  • Ladegerät und/ oder Powerbank
  • Kaugummis
  • Augentropfen oder Nasenspray

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Extra-Tipp: So beugen Sie dem Jetlag vor

Zu Störungen im Schlaf-Wach-Rhythmus – dem sogenannten Jetlag – kommt es fast immer, wenn man mehrere Zeitzonen durchfliegt. Bei Flügen nach Osten ist der Jetlag oft stärker ausgeprägt, weil sie eine verkürzte Taktphase fordern, also einem früheren Aufstehen entsprechen. Dies fällt den meisten Leuten schwerer als den Tag zu verlängern und später ins Bett zu gehen, wie es bei Westwärts-Flügen nötig ist.

Ein Jetlag äußert sich in Form von Ein- und Durchschlafstörungen, Müdigkeit und verminderter Leistungsfähigkeit, aber auch mit Stimmungsschwankungen, Appetitlosigkeit oder Schwindelgefühl. Meist klingen die Symptome nach wenigen Tagen wieder ab. Doch was kann man tun, damit es gar nicht erst so weit kommt?

Ganz vermeiden lässt sich der Jetlag kaum. Aber als Tipp für lange Flüge gilt hier: Stellen Sie Ihre Uhren frühzeitig auf die Zeit am Ankunftsort um, sodass Sie sich bereits mental an die Zeit gewöhnen, in der Sie sich bald befinden. Vermeiden Sie im Flugzeug Kaffee, um Ihren Schlafrhythmus nicht durch das Koffein zusätzlich zu beeinträchtigen.

Nach Ankunft sollten Sie direkt am Tagesrhythmus des Zielortes teilnehmen und am besten viel Zeit im Freien verbringen – Sonne und frische Luft halten wach. Sorgen Sie in der ersten Nacht am Zielort für ausreichend Schlaf. Verzichten Sie auf Alkohol und Schlafmittel. Lassen Sie die ersten Tage der Reise ruhig angehen und geben Sie Ihrem Körper Zeit, sich an die neue Zeitzone zu gewöhnen.

Dann steht dem Urlaub nichts mehr im Wege: Gute Reise!