Konfetti, unzählige Bonbons in Plastik, jedes Jahr ein neues Kostüm? Drei Narren aus der Region Stuttgart geben Tipps, wie es nachhaltiger geht.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Konfetti, viele einzelne Süßigkeiten in Plastikverpackungen, jedes Jahr ein neues Kostüm: Je nachdem wie man die Fasnet, den Fasching oder den Karneval feiert, ist die Veranstaltung nicht besonders umweltfreundlich. Doch das muss nicht so sein.

 

Ludwig Essig beispielsweise ist 21 Jahre alt, sitzt im Vorstand der Strudelbachhexen in Weissach-Flacht (Kreis Böblingen) und besucht regelmäßig Demonstrationen von Fridays for Future, früher hat er diese auch mitorganisiert. Er findet: „Fasnet ist immaterielles Kulturerbe und hat nichts mit Tonnen an Müll zu tun.“ Und für ihn sei dies auch keine „Malle- oder Konsumveranstaltung“, bei der jedes Jahr ein neues Kostüm gekauft werden müsse.

In Vereinen trägt man Kostüm viele Jahre

In den Vereinen selbst würden die Mitglieder schließlich handgeschnitzte Larven, also Masken, und selbst genähte Häs, also Kostüme, über Jahre hinweg tragen, teils über Jahrzehnte. Auch würden die Strudelbachhexen nicht massenweise Süßigkeiten ins Publikum werfen, sondern lieber mit einzelnen Bonbons auf Kinder zugehen, sagt er.

Auch bei der Verpflegung achteten die Strudelbachhexen auf die Umwelt: „Der Schnaps kommt aus der Region, andere Getränke und das Essen auch.“ Wegwerfbecher gibt es nicht, stattdessen Pfandbehälter. Und zu allen Veranstaltungen fahren die Strudelbachhexen mit einem großen Bus.

Kein Konfetti, kein Stroh

Ähnlich läuft es bei der Narrenzunft AHA in Weil der Stadt (Kreis Böblingen): Dort ist Konfetti und Stroh bereits seit rund 15 Jahren verboten. Damals war der Grund zwar nicht unbedingt der Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit, sondern vor allem die aufwendige Reinigung nach einem Umzug: „Weil der Stadt hat eine gepflasterte Innenstadt, da mussten früher nach einem Umzug stundenlang mehrere Kehrmaschinen fahren“, sagt der Vorsitzende Frank Gann. Auch Süßigkeiten würden kaum mehr bei Umzügen geworfen. „Wir versuchen auch mehr regionale Süßigkeiten zu kaufen, allerdings müssen wir trotz allem auch auf den Preis schauen“, erläutert er.

Wo die Narrenzunft aus Weil der Stadt noch am Anfang stehe, sei bei dem Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit beim Bau der Wagen. „Wir kaufen jedes Jahr extrem viel Material, also Holz, Farben, Schrauben“, gibt Frank Gann zu. Immerhin probierten die Narren inzwischen Farben mit weniger Pigmenten aus und versuchten, Aufbauten sorgfältig abzubauen, um diese im kommenden Jahr wieder zu nutzen. „Im Sommer treffen wir uns dann zum Feierabendbier und sortieren mal zwei Stunden lang Schrauben.“

Manche Gäste ignorierten Mülleimer

Die Narren aus Neuhausen auf den Fildern (Kreis Esslingen) nutzen ebenfalls schon länger kein Konfetti mehr, und sie verkaufen nur noch Glasflaschen. „Das stellt uns jedoch in puncto Scherben und Verletzungsgefahr wieder vor Herausforderungen“, sagt Ronald Witt, der Vorsitzende des Narrenbunds.

Sogar eine Plakataktion zur Müllvermeidung hätten die Narren ins Leben gerufen. Doch manche Gäste pfiffen auf Nachhaltigkeit, sagt Witt. Sie hätten Flaschencontainer aufgebaut und getrennte Mülleimer, „dennoch kommt es sehr häufig vor, dass die Leute ihre Flaschen oder ihre Abfälle einfach auf den Boden werfen“.

Ludwig Essig aus Flacht hat drei Tipps für Besucher von Fasnetsveranstaltungen und Umzügen: „Bildet Fahrgemeinschaften oder nutzt den ÖPNV. Bringt euch selbst einen Becher mit, zum Beispiel aus Edelstahl. Und kauft nicht jedes Jahr ein neues Kostüm aus China, sondern werdet selbst kreativ oder tauscht Kostüme untereinander.“