58 Jahre alt, Skateboarder, Firmengründer und Wohltäter: Titus Dittmann stellte am Mittwoch in der Stuttgarter Titus-Filiale sein Buch "Brett für die Welt" vor.

Stuttgart - Titus Dittmann ist 58 Jahre alt und Skateboarder. Er gibt selbst zu, nicht mehr der aktivste zu sein, aber Brötchen werden morgens immer noch mit dem Skateboard geholt, wenn es das Wetter zulässt. Und wenn er sich dabei gänzlich unbeobachtet fühlt, dann probiert er auch mal den einen oder anderen Trick aus. Jetzt mögen einige denken, schön und gut, der ältere Herr stellt sich halt ab und zu mal aufs Skateboard, ja und?

 

Titus Dittman ist allerdings ein bisschen mehr als nur ein älterer Herr, der ab und zu auf ein Brett steigt. Für einige ist er der Skateboard-Pionier Deutschlands, was er selber allerdings gerne widerlegt: „Als ich das erste Mal ein Skateboard live gesehen hab, das war Ender der 70er, da war die erste große Skateboardwelle in Deutschland bereits vorbei. Und die Szenen in den deutschen Großstädten quasi nicht mehr vorhanden.“

Das wiederum hielt ihn allerdings nicht davon ab, in Skateboarding zu investieren und Bretter aus den USA zu importieren, um sie dann hier aus dem Kofferraum heraus zu verkaufen. Er sammelte schnell ein Showteam aus jungen Skatern der damaligen Zeit zusammen und erlangte erste Aufmerksamkeit mit Showeinlagen bei Autohauseröffnungen: „Das war einfach und primitiv aus heutiger Sicht, aber die Leute haben fasziniert zugesehen, wenn wir in der Halfpipe hin und her fuhren und da ich der Älteste von allen war, bekam ich die Organisatoren- oder Vaterrolle zugeteilt.“

Dittmann hält die wilde Zeit seit Mitte der 70er im Buch fest

Der Lehrer Dittmann erkannte schnell das Potential und gründete mit seiner Frau eine GmbH, die über die Jahre zum europäischen Marktführer im Einzelhandel mit Skateboards und Streetwear avancierte, mit vielen Ladengeschäften in ganz Deutshclnad, unter anderem auch in Stuttgart – Die Titu Gmbh. Die wilde Zeit von Mitte der 1970er bis heute hat Titus in seinem Buch „Brett für die Welt“ abgehandelt.

Das Wortspiel ist durchaus angebracht, hat Titus doch abgesehen von einem Boardsportimperium Skateboarding auch auf andere Weise in der ganzen Welt bekannt gemacht: Seine Stiftung Skate-Aid baut Skateparks und gibt Skateboardkurse in Krisengebieten wie Afghanistan. „Wir wollen die Kinder dort ablenken vom Kriegsalltag und ihnen die Möglichkeit bieten, sich kreativ auszutoben!“

Der Skateboard-Papa zu Gast in Stuttgart

Im Moment ist er auf Lesetour für sein Buch und stattete am Mittwoch spontan der Titus-Filiale in Stuttgart einen Besuch ab, um einige Passagen selbst vorzulesen und Fragen zu beantworten. Er wirkte ein wenig wie ein Lehrer, als er an dem Tisch lehnte und auf seiner Brille rumkaute, doch dann erzählte er wieder von brennenden Fahrrädern und Strassenschlachten auf dem Gelände der Münsterlandhalle zwischen Polizei und Skatern sowie extra angereisten Chaoten und wird schnell wieder zum Skateboard-Papa Deutschlands. Die Zuhörer sind eher jünger, doch auch einige Zeitzeugen von den legendären ersten Skatecontests, die Títus Dittmann organisiert hat, sind ebenfalls vor Ort und bestätigen, wovon auch im Buch berichtet wird. In entspannter Atmosphäre entsteht eine gemütliche Frage-Antwort-Runde, die der Gastleser nach bestem Gewissen beantwortet.

Das Unternehmen hat Titus inzwischen an seinen Sohn Julius abgetreten. Er kümmert sich nur noch um seine Stiftung und Hilfsprojekte, die durch oder mit Skateboarding finanziert werden. Wenn er mal nicht im Namen von Skate-Aid unterwegs ist oder aus seinem Buch vorliest, teilt er sich mit seinem Sohn noch seine zweite große Liebe: Autos. Von amerikanischen Sportboliden bis hin zu Wüsten-Rallyes, Titus ist dabei. Das ist bestimmt auch seiner Einstellung zu verdanken: „Wenn sich dir ein Türe öffnet, gehe durch und gib dein Bestes. Wenn du es erst gar nicht probierst, wirst du nie herausfinden was sich dahinter verbirgt!“