Giftige Benzindämpfe haben in Stuttgart zwei jungen Männern im Auto das Leben gekostet – welche Lehren ziehen wir daraus?

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Stuttgart - Wie ist das denn nun mit dem Reservekanister im Auto? Wann muss man ihn austauschen – und braucht man ihn überhaupt? Der tragische Tod zweier junger Männer, die in ihrem Auto auf einem Wasen-Parkplatz übernachteten und im Schlaf durch Benzindämpfe vergiftet wurden, macht betroffen – und lässt viele über ihre Ausrüstung im Kofferraum nachdenken.

 

Was hat die Polizei festgestellt?

Bei den Toten handelt es sich um belgische Touristen, die in der Nacht zum Freitag auf dem Heimweg aus Österreich waren und offenbar keinen geöffneten Campingplatz mehr gefunden hatten. Die 21 und 22 Jahre alten Männer wurden erst am Sonntagabend auf dem Parkplatz P 9 an der Ecke Mercedes- und Talstraße entdeckt – in einem Audi A 3, prall gefüllt mit einer hohen Konzentration eines Benzin-Luft-Gemisches. „Die Quelle war ein sehr alter, poröser Plastikbenzinkanister im Kofferraum“, sagt Polizeisprecher Johannes Freiherr von Gillhaußen. Die porösen Falze seien teilweise bereits gebrochen gewesen.

War der Kanister richtig verstaut?

Laut Polizei handelte es sich um einen 20-Liter-Kanister, der in einem bis unter das Dach mit Campingausrüstung, Schlafsäcken, Taschen und Lebensmittelvorräten gefüllten Kofferraum rechts unten gestopft war. Für einen Benzintransport war er nicht mehr geeignet. Aus kleinen Bruchstellen lief Benzin aus.

Wie alt darf ein Benzinkanister im Auto überhaupt sein?

„Kunststoff wird im Lauf der Zeit durch UV-Strahlung, Temperaturschwankungen und den Kraftstoff spröde“, sagt Alexander Föll, Sprecher des Kraftfahrzeugüberwachungsvereins Dekra, „Experten empfehlen daher, einen Kunststoffkanister etwa alle fünf Jahre auszutauschen.“ Überdies sollten die Kanister der DIN-Norm 7274 oder 16904 entsprechen.

Hätten die jungen belgischen Touristen überhaupt einen 20-Liter-Kanister im Wagen haben dürfen?

Hierzulande sind bis zu 60 Liter Kraftstoff erlaubt. Doch: In ihrem Heimatland Belgien hätten die jungen Männer nur einen Zehn-Liter-Kanister dabei haben dürfen. Und in Österreich, wo die beiden zuletzt noch getankt hatten, wären es auch nur zehn Liter gewesen. Generell verboten sind Reservekanister in Griechenland, Kroatien, Luxemburg und Rumänien. Allerdings gilt: auch kleinere Mengen Benzin in einem undichten Plastikkanister können gefährlich sein.

Ist ein Reservekanister überhaupt noch nötig?

„Grundsätzlich ist das die persönliche Entscheidung eines jeden Autofahrers“, sagt Christian Schäfer, Abteilungsleiter Mobilität und Technik beim ADAC Württemberg. Mit etwa 14 500 Tankstellen, die zum größten Teil rund um die Uhr geöffnet haben, verfüge man hier über „ein sehr gut ausgebautes Tankstellennetz“. Zudem sei in vielen Navis ein Tankstellenfinder integriert. Bei einer funktionsfähigen Tankanzeige „ist ein Kanister im Prinzip nicht mehr notwendig“, so ADAC-Experte Schäfer. Allenfalls maximal zehn Liter.

Reichen auch fünf Liter für den absoluten Notfall?

Ja, damit habe man noch etwa 50 Kilometer Reichweite, sagt Christian Schäfer. Die ADAC-Straßenwachtfahrzeuge hätten zur Not Kraftstoffreserven dabei.