Die Ermittler gehen im Fall des erschossenen Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke etwa 200 Hinweisen nach. Der 65-jährige CDU-Politiker war auf der Terrasse seines Wohnhauses entdeckt worden.

Kassel - Im Fall des erschossenen Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke gehen die Ermittler inzwischen knapp 200 Hinweisen nach. Ob sich darunter eine heiße Spur befindet, ist bislang unklar. „Wir ermitteln in alle Richtungen, alles andere ist Spekulation“, sagte der Sprecher des hessischen Landeskriminalamtes (LKA), Christoph Schulte, am Dienstag. Die mittlerweile 187 eingegangenen Hinweise würden nun abgearbeitet.

 

Lesen Sie hier: Polizei lässt Verdächtigen wieder frei

Polizeieinsatz an Nordsee-Fährhafen hatte mit Fall zu tun

Der Polizeieinsatz an einem Nordsee-Fährhafen am Samstag in  Niedersachsen stand nach Angaben der Ermittler in Verbindung mit dem Fall. „In diesem Zusammenhang wurde eine Person in Gewahrsam genommen und mit dem Ziel der Informationsgewinnung in das Polizeipräsidium Nordhessen nach Kassel verbracht“, teilten LKA und Staatsanwaltschaft mit.

Bei der Befragung hätten sich aber keine Anhaltspunkte ergeben, dass der Mann an der Tat beteiligt war. „Aus diesem Grund wurde die Person in den frühen Sonntagmorgenstunden wieder entlassen“, erklärten die Ermittler, die keine weiteren Angaben zu dem Mann oder dem Hintergrund der Polizeiaktion machten. Mehrere Medien hatten am Wochenende über den Einsatz in Wittmund-Harlesiel berichtet. Die Fähren starten dort zur Insel Wangerooge.

Ermittlungen durch Spekulationen erschwert

Die Ermittler sehen ihre Arbeit insgesamt durch Spekulationen - zum Beispiel in sozialen Netzwerken - erschwert. „Das ist ein Riesenproblem, weil riesiger Druck aufgebaut wird“, sagte LKA-Sprecher Schulte. „Wir sind dabei, die Tat zu rekonstruieren, so dass wir den ganzen Abend nachvollziehen können.“ Dafür bräuchten die Ermittler Zeit, um in Ruhe zu arbeiten. Bereits am Sonntag hatten Ermittler darum gebeten, sich nicht an Spekulationen zu beteiligen, um nicht den Eindruck einer Vorverurteilung wie im Fall der in Gewahrsam genommenen Person zu erwecken.

Der 65-jährige CDU-Politiker Lübcke war in der Nacht zu Sonntag vor einer Woche gegen 0.30 Uhr auf der Terrasse seines Wohnhauses in Wolfhagen-Istha (Kreis Kassel) entdeckt worden. Er hatte eine Schussverletzung am Kopf und starb kurz darauf. Der Schuss war den Ermittlungen zufolge aus nächster Nähe abgegeben worden. Das Motiv ist immer noch unklar.