Gut sechs Stunden nach der Tat kann die Polizei den Tatverdächtigen fassen, der mit seiner Mutter unter einem Dach gewohnt hat. Trotz der schnellen Festnahme stehen die Ermittelnden vor einem Rätsel.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Nach dem Fund einer toten Frau in Wangen hat die Polizei am Dienstag schnell einen Tatverdächtigen für den gewaltsamen Tod der 55-Jährigen ausmachen können. „Aufgrund von Zeugenaussagen kam schnell der Sohn in Betracht“, sagt der Polizeisprecher Stephan Widmann. Die 55-Jährige und ihr 23 Jahre alter Sohn hatten unter einem Dach in einer Mietwohnung an der Degenfelder Straße gewohnt. Dorthin kam der Sohn am Abend zurück, und die Polizei konnte ihn wenige Stunden nach der Tat fassen.

 

Nachbarn hatten die Polizei am Dienstagnachmittag verständigt, weil es in der gemeinsamen Wohnung von Mutter und Sohn laut geworden war. Und zwar so laut, dass sie sich offenbar große Sorgen machten. Als die Polizei kam, war es zu spät, um noch einschreiten zu können. Die Beamten fanden die Mutter tot in der Wohnung liegen. „Es hatte niemand reagiert, als die Polizei klingelte und an die Tür klopfte. Deswegen musste die Feuerwehr kommen und die verschlossene Türe aufmachen“, berichtet der Polizeisprecher. Drinnen entdeckten die Ermittler dann Spuren der Gewalttat.

Der Verdacht fällt schon früh auf den Sohn der Getöteten

Die Befragung von Zeugen begann sofort, und so begann die Polizei schon wenig später, nach dem geflohenen Sohn zu fahnden. „Dazu haben wir auch einen Polizeihubschrauber eingesetzt“, sagt Stephan Widmann. Zunächst konnten die Beamten den jungen Mann nicht ausfindig machen. Etwa sechs Stunden nach der Tat – die Nachbarn hatten die Polizei gegen 15 Uhr eingeschaltet – klickten die Handschellen. Der Mann kam zum Tatort, der zugleich sein Zuhause war, zurück. Kurz nach 21 Uhr endete mit seinem Erscheinen an der Degenfelder Straße die Suche nach dem Tatverdächtigen.

Auch wenn die Lage relativ eindeutig aussieht, so bleiben noch einige Fragen offen. Nicht nur wüssten Polizei und Staatsanwaltschaft gerne, warum der Mann zurückkehrte. Da er keine Angaben macht, könne man auch nicht sagen, ob er reuig gewesen ist und sich vielleicht mit einem Geständnis stellen wollte. Abgestritten habe er jedenfalls nichts. Auch weiß noch niemand, welcher Konflikt zwischen Mutter und Sohn zu dem Tötungsdelikt geführt haben könnte. Zeugen konnten dazu nichts sagen – und der Sohn machte auch hierzu bislang keine Angaben, teilt der Polizeisprecher mit.

Die Staatsanwaltschaft Stuttgart hat gegen den 23-Jährigen einen Haftbefehl beantragt. Er kam am Mittwoch vor einen Haftrichter und sitzt nun in Untersuchungshaft. Die Getötete soll obduziert werden, voraussichtlich kann das am Donnerstag erfolgen. Wie sie umgebracht wurde, dazu schweigt die Polizei, um die weiteren Ermittlungen nicht zu gefährden. Dabei gehe es vor allem um das Motiv des jungen Mannes – und wohl auch um den Inhalt des Streits vor der Tat. Waffen haben die Ermittler nach Informationen unserer Zeitung am Tatort nicht entdeckt.

Der Mann sei vor der Tat nicht auffällig gewesen. Mit der Polizei war er schon früher mal in Berührung gekommen. Jedoch seien das „kleine Delikte“ gewesen, die keine Rückschlüsse auf eine mögliche Gewalttätigkeit zugelassen haben.