Im Bix stellt die ehemalige Frontfrau der Band Tok Tok Tok am Samstag ihr zweites Soloalbum „The Swan“ vor. Doch die Stärke der Songs dringt an diesem Abend auf der Bühne des Stuttgarter Jazzclubs nicht konsequent durch.

Stuttgart - Tokunbo Akinro, die sich als Künstlerin unter ihrem Vornamen präsentiert, ist stimmgewaltig. Keine Frage. Und dabei muss die versierte Sängerin mit nigerianischen Wurzeln nicht einmal laut werden. Ihr sonorer Gesang wechselt mühelos von einer dunklen, reifen Stimmfarbe zu frischen, kindlichen Tönen, von eindringlich zu zart, von sexy zu cool. Ähnlich abwechslungsreich wie ihre Stimme ist Tokunbos zweites englischsprachiges Soloalbum „The Swan“. Die musikalischen Einflüsse aus Folk, Soul, Jazz und Pop fasst die Künstlerin selbst als „Folk Noir“ zusammen.

 

Im gut besuchten Jazzclub Bix stellt Tokunbo am Samstagabend das gelungene Werk im Rahmen ihrer Tour vor. Das letzte Mal stand sie vor rund sechs Jahren auf der Bix-Bühne. Damals noch als Mitglied der erfolgreichen Akustik-Soul-Band Tok Tok Tok, der die Sängerin 15 Jahre lang ihre gefühlvolle Stimme schenkte. An diesem Abend wird sie von ihrer 4-köpfigen Band und einem exzellenten Tontechniker begleitet. „Es ist ein besonderer Abend für uns“, sagt Tokunbo zu Beginn des Konzerts. Denn mit dem Auftritt in Stuttgart ende auch die Tour, auf der sie und ihre Musiker insgesamt sieben deutsche Städte besucht haben. Vielleicht sind die Anstrengungen der Auftritte auch der Grund dafür, dass die Sängerin introvertiert, beinahe müde, wirkt und trotz der intimen Atmosphäre des Jazzclubs und des brillanten Sounds keine echte Verbindung zum Publikum aufbaut.

Die feierwütige Freundin aus Berlin

Immer wieder spricht Tokunbo vor den Songs über deren Geschichte. So handelt das Lied „Rebecca“ von ihrer partywütigen Freundin aus Berlin und „White Noise“ steht im Kontrast zur schnelllebigen heutigen Zeit. Doch die schwerfällig präsentierten Anekdoten lassen das Publikum zumindest im ersten Set fragend zurück und werden den starken Songs des Albums nicht gerecht. Auch das Zusammenspiel der gestandenen Musiker, unter anderem steht das Multitalent Anne de Wolff mit auf der Bühne, wirkt bei einigen Songs steif und etwas zu konzentriert. Der Fokus scheint darauf zu liegen, Technik und Instrumente unter einen Hut zu bekommen, um die Klangästhetik von „The Swan“ auf die Bühne zu transportieren.

Jedoch verlieren sich die Musiker dabei zeitweise als Einheit und die Unbeschwertheit und Lässigkeit des Albums bleibt bei vielen Liedern auf der Strecke. Mit der gesanglich beeindruckenden Interpretation des Amy-Winehouse-Songs „Wake Up Alone“ ist das Konzert, das inklusive Pause gegen 23 Uhr endet, in Summe solide. Doch leider lässt es das Potenzial des bemerkenswerten Albums „The Swan“ nur erahnen.


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