Hardcore-Tolkienisten hielten die manchmal sehr im Hier und Heute verankerten Plaudereien für eitel Tand und dummen Frevel. Lässiger Denkende hielten sie eher für ein Zeichen der fortdauernden Potenz des J. R. R. Tolkien. Der Mann hatte eine Fantasiewelt geschaffen, in der Lesende eine zweite Heimat fanden. Aber aus dieser virtuellen Welt heraus formten sich nun wieder reale Gemeinschaften, die das Interesse an Mittelerde hierarchielos mit anderen Interessen mischten.

 

Die Deutsche Tolkien-Gesellschaft bietet Veranstaltungen an, bei denen es viel um Aspekte des Werks und nebenbei auch um Gemeinschaftsbildung geht. Cirdan schwebten ganz andere Treffen vor, mit Wein, Elb und Merchandising. Marcel Bülles war schlau genug zu wissen, dass man neue Tolkien-Fans nicht unbedingt mit wissenschaftlichen Publikationen gewinnt. Dass auch eine Kostümparty hilfreich sein kann. Also entstand aus der Zusammenarbeit von Filmfans, Tolkienisten und schlicht Eventbegeisterten die seit 2002 jährlich in Bonn in einem Hotel abgehaltene Ring.Con, ein Fantasy-Wunderpark mit Filmstars und Autoren, Signierstunden und Gewandungswettbewerben, mit Metverkostungen und manchmal sogar mit Sex auf dem Hotelzimmer zwischen Menschen, die dabei ihre angeklebten Elbenohren nicht abnehmen.

Je näher der Filmstart rückt, desto reger wird es im Netz

Die lange Zeit seit dem Kinoabschluss des „Herrn der Ringe“ im Jahr 2003 hat auch den Trubel auf Cirdans Seite erlahmen lassen. Allerdings existieren noch immer Stammtische im realen Leben, geschlossene Freundschaften haben Bestand, und Paare, die sich online oder bei Fantreffen kennenlernten, haben in der Zwischenzeit eigene Kinder nach Mittelerde gelockt. Das Netzleben dürfte wieder reger werden, je näher der „Hobbit“-Start im Dezember rückt. Die Deutsche Tolkien-Gesellschaft steht dann parat, jene zu betreuen, die Tolkiens Sprachen lernen oder seine komplexen Familienstammbäume erschließen möchten. Manche Bücher kann man eben auch als Lebensaufgabe sehen.